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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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Filnek mit einer »Stauffin« zwei Kinder, nämlich Blanda von Filnek, die als Recha im Hause Nathans lebt, und Leu von Filnek, den jungen Tempelherrn. Dieser wurde von Curd von Stauffen an Kindes statt angenommen und nahm dessen Namen an, als er ins Heilige Land zog. So sind des Sultans Vermutungen richtig, dass der Tempelherr mit Assad leiblich und geistig verwandt sei. Nathan erkennt die Wesensverwandtschaft zwischen dem Ziehvater, seinem Freund Curd von Stauffen, und dem Pflegesohn, der nun im Heiligen Land Recha, seine leibliche Schwester, trifft.
    Eine Eheschließung verbietet sich nun. Stattdessen finden sich der Tempelherr und Recha in einem großen, die Länder und Konfessionen übergreifenden Familienverband, der nicht nur durch verwandtschaftliche Beziehungen, sondern auch durch gleiche Grundüberzeugungen verbunden ist.
    Recha ist, wie sich am Ende herausstellt, die leibliche Tochter Assads, des Bruders von Saladin, der mit einer Christin, einer »Stauffin«, vermählt war und im Krieg fiel. Die Mutter starb bei der Geburt Rechas. Ein Reitknecht wusste sich keinen anderen Rat, als das Kind Nathan, dem Juden, zu übergeben, der gerade seine eigene Familie verloren hatte. So wurde Nathan zum Pflegevater Rechas, und Recha, das Christenkind mit moslemischer Verwandtschaft im Hintergrund, wurde im Haus des Juden erzogen und zunächst von einer »Amme« (3659), dann von Daja, der Christin, versorgt. Ihren richtigen Namen – »Blanda von Filnek« (3806) – und ihre wahre Herkunft erfährt sie erst spät.
    Recha sieht in Nathan ihren wahren Vater. Als sie von Sittah, Saladins Schwester, bestaunt wird – »So jung! so klug! so fromm!« (3525) –, lenkt sie dieses Lob einzig auf ihren Vater, von dem sie bis in Einzelheiten weiß, »wie? wo? warum? er mich’s gelehrt« (3539). Er war es, wie sie an andrer Stelle sagt, der ihr »den Samen der Vernunft so rein in [ihre] Seele streute« (1564). Er riet ihr zudem, auf das »Herz« (1167) zu hören und der »Natur« (1165) zu vertrauen, wenn in ihrer »Seele ganz etwas anderes noch sich rege« (1161 f.). So steht sie fest in der »Lehre, dass Ergebenheit in Gott von unserm Wähnen über Gott so ganz und gar nicht abhängt« (1590 ff.).
    Obwohl Recha fest in dem Glauben ihres Vaters steht, ist sie vor fremden Einflüssen nicht ganz sicher. Daja, die Christin, möchte sie von ihrem Wunderglauben überzeugen, und fast wäre auch Recha zur Schwärmerin geworden. Nathan hat einige Kraft aufzuwenden, um Recha zu »belehren« (277) und ihr klar zu machen, dass solche Aufklärung »Arznei, nicht Gift« (355) ist, dass »andächtig schwärmen leichter, als gut handeln ist« (359).
    Obwohl Recha die Anschauungen Dajas für falsch und gefährlich hält, weiß sie doch anzuerkennen, was sie Daja verdankt. Wie eine »Mutter« (3581) hat Daja sie »gepflegt« (3581) und ihr »so viel Gutes [...] erwiesen« (3576), allerdings auch »so viel Böses« (3577), indem sie sie auf den ihrer Ansicht nach »einzig wahren Weg nach Gott« (3588) zwingen möchte. Dieses Ziel vor Augen ist die »gute böse Daja« (3572) bereit, alle Anstrengungen zu unternehmen.
    Doch Recha hat ein sicheres Gespür für das, was mit ihr geschieht. Sie sucht Hilfe bei Sittah und Saladin; sie kämpft um den Vater, auch wenn es nicht ihr leiblicher ist. Auf ihn setzt sie sogar mehr als auf den Tempelherrn, für den ihr Herz eine Zeit lang schlug, der ihr auch, wie sie spürt, »ewig wert« (1719) sein wird, dessen Anblick sie aber nicht mehr in »neues Fieber« (1729) versetzt. Es scheint, als ob sie schon spüre, dass sie dem Tempelherrn nicht ehelich verbunden werden könne, da sie ihm schon lange geschwisterlich verbunden ist.
Die Nebenfiguren
    Den Nebenpersonen eines Dramas kommt im Allgemeinen die Aufgabe zu, die Handlung in Gang zu halten und Gespräche möglich zu machen. In dieser Funktion treten in Lessings Drama
Nathan der Weise
Emir Mansor und die Mamelucken im fünften Aufzug auf. Es erübrigt sich, sie näher zu charakterisieren.
    Einen höheren Bedeutungsgrad haben die übrigen Nebenfiguren. Sie sind den Hauptpersonen in besonderer Weise zugeordnet. Indem man Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den Hauptpersonen und den ihnen zugeordneten Nebenpersonen herausarbeitet, erfasst man jede der Figuren und darüber hinaus die Gesamtintention des Textes besser.
    Wie die Hauptpersonen sind auch die Nebenpersonen durch ihre jeweilige Konfession charakterisiert. Alle sind als Gläubige anzusehen;

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