Nathan King - der Rinderbaron
und gab sich alle Mühe, Interesse zu heucheln, als Tommy sie nun seinem jüngeren Bruder vorstellte. “Dies ist Miranda Wade, die neue Managerin in meinem Ferienpark. Und, Miranda, Sams Opfer heute Abend ist mein Bruder Jared – sonst im Jetset zu Hause, hat er sich heute herabgelassen, bei uns zu landen.”
“Komm schon, Tommy, du trägst doch hier den Titel des ‘King’ der Lüfte. Ich bin doch bloß ein Passagier”, widersprach Jared gutmütig, wobei er Miranda lächelnd die Hand schüttelte. “Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miranda.”
“Vielen Dank. Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Jared.”
Von den drei Brüdern kam er am meisten nach seiner Mutter – die gleichen dunkelbraunen Augen, die hohen Wangenknochen, die gerade, aristokratische Nase. Das dichte schwarze Haar fiel ihm in einer sanften Welle in die Stirn, was sein schmales Gesicht etwas weicher wirken ließ. Er war etwas größer als Tommy, obwohl nicht ganz so groß wie Nathan, und wirkte eher drahtig schlank als muskulös.
“Ich hoffe, es wird ein Vergnügen für Sie”, antwortete er herzlich. “Manche Leute finden die geballte Masse unserer Familie etwas erdrückend. Sam hier ist ja an uns gewöhnt …”, er legte Sam einen Arm um die Schultern und drückte sie lächelnd an sich, “… sie ist praktisch mit uns aufgewachsen …”
Die geballte Masse? Miranda horchte auf. Dann würde Nathan doch noch kommen? Plötzlich verspürte sie ein unerklärliches Kribbeln im Nacken. Sie hörte nur noch halb, was Jared sagte, denn wie von einer unsichtbaren Macht gedrängt, drehte sie den Kopf … da war er. Nathan hatte das Zimmer betreten und verbreitete sofort eine dynamische Ausstrahlung, die Miranda alles andere vergessen ließ.
Unwillkürlich musste sie daran denken, was für ein wundervolles Gefühl es gewesen war, als er sie in seinen Armen gehalten und an sich gedrückt hatte. Die Kraft dieses Mannes weckte in ihr schlummernde Gefühle, die sie all ihre Weiblichkeit und Verletzlichkeit spüren ließen. Heißes Verlangen durchzuckte sie und machte es ihr schwer, die Fassung zu wahren.
Wie gebannt sah sie ihn auf sich zukommen, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass er ein Tablett mit Drinks in den Händen trug und nicht wirklich sie anvisierte. “Champagnercocktails für alle!”, verkündete er gut gelaunt und erntete dafür begeisterte Zurufe von den übrigen Anwesenden.
Nur Miranda stand stumm da und beobachtete ihn mit pochendem Herzen. Mit ausgesuchter Höflichkeit trug er das Tablett herum und reichte zuerst seiner Mutter, dann Sam und schließlich ihr, Miranda, eines der Gläser. Dann nahm sich jeder der Männer seinen Drink, und Nathan sprach einen Toast aus.
“Auf einen schönen gemeinsamen Abend.”
Tommy und Jared nahmen dies zum Anlass, sich mit geistreichen Vorschlägen für einen Toast zu überbieten, sehr zum Vergnügen von Sam und Elizabeth. Nathan nutzte die Gelegenheit, um sich an Mirandas Seite zu gesellen.
“Möchtest du lieber ein Wasser mit Eis?”, fragte er. “Mir ist gerade eingefallen, dass du …”
“Nein, danke”, sagte sie atemlos, wobei ihr Blick wie gebannt auf dem offenen Ausschnitt seines Hemdes ruhte. Sie zwang sich aufzublicken, doch das machte es auch nicht leichter für sie. “Es wäre doch nicht das Gleiche, mit einem Glas Wasser anzustoßen, oder?”, fügte sie betont heiter hinzu.
Er lächelte. “Die Wahl liegt ganz bei dir.”
Sie spürte die Zweideutigkeit in seinen Worten. Bildete sie es sich nur ein, oder war sein Lächeln wirklich einladend und ermutigend?
“Ich bleibe bei diesem hier”, sagte sie und nippte vorsichtig an dem Champagnercocktail.
“Gut. Ist im Ferienpark alles so, wie du es dir vorgestellt hast?”
“Im Moment läuft alles bestens für mich.”
Er lächelte spöttisch. “Meine Mutter war sehr verärgert, weil ich ihr nichts berichten konnte. Tommy allerdings hat dich in den höchsten Tönen gelobt.”
“Ich bin froh, dass er mit meiner Arbeit zufrieden ist.”
“Keine Frage”, versicherte Nathan ihr, wobei sein Blick sie jedoch mit Fragen zu bombardieren schien.
Miranda errötete unwillkürlich. Glaubte er vielleicht, dass sie Tommy um den Finger wickelte? “Ich mag meine Arbeit”, sagte sie trotzig.
“Meine Mutter wird erfreut sein, das zu hören. Sie macht sich gern selber ein Bild.”
War das vielleicht ein versteckter Hinweis, dass er nichts mit dieser Einladung zu tun habe? Wollte er sie so wissen lassen, dass sie immer noch
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