Nathanael
ihre Blicke ineinander und er fühlte sich ihr näher als je zuvor. Ein warmes Gefühl stieg in ihm auf. «Ja, ich nehme an.»
«Dem Himmel sei Dank …», hörte er den Priester.
«Aber nur unter einer Bedingung», unterbrach ihn Nathanael.
Tessa hob fragend die Augenbrauen. «Und die wäre?»
«Du musst meinen Anweisungen gehorchen. Egal, was ich sage, du musst sie befolgen, ohne zu fragen.»
Tessa zögerte, aber dann nickte sie. «Gut, einverstanden.»
Tessa wirkte erleichtert. Aber Nathanael wurde das Gefühl nicht los, dass sie dieser Bedingung nur widerwillig zugestimmt hatte. Sicherlich würden ihm einige Überraschungen bevorstehen.
«Ich möchte gern zu Hazels Wohnung, um mir alles noch einmal anzusehen. Wann starten wir?»
Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht zu bremsen. Genau das hatte er befürchtet.
«Halt, nicht so schnell.»
Jetzt brauchte er wirklich einen Moment, um in Ruhe über alles nachzudenken. Der Auftrag hatte ihn völlig überrumpelt. Bei einer kalten Dusche würde er wieder einen klaren Kopf bekommen.
«Gut. Ich warte hier.» Sie lächelte ihn an und er fühlte, wie sich sein Körper anspannte.
Ein einfaches Lächeln von ihr reichte schon, bei ihm lustvolle Fantasien auszulösen. Und dieser Verführung wäre er jetzt jeden Tag ausgesetzt. Er stöhnte innerlich auf. Vielleicht musste er nur mit ihr schlafen, damit es ihm leichter fiele, von ihr Abstand zu gewinnen. Genau, so würde es sein. Warum klang es dann nicht überzeugend?
«Ich muss noch ein paar Vorbereitungen treffen», sagte er und verließ die Bar. Ihn musste der Teufel geritten haben, diesen Auftrag anzunehmen.
18.
Tessa hätte gewettet, dass Nathanael den Auftrag ablehnen würde. Umso mehr erstaunte es sie, dass er den Preis in die Höhe getrieben hatte. Was mochte ihn dazu veranlasst haben? Die Schulden mussten erdrückend sein. Wenn sie jetzt mehr Zeit miteinander verbrachten, mussten sie offen zueinander sein. Tessa hasste es, nicht zu wissen, woran sie war. Sie starrte gedankenverloren zur Tür, hinter der er verschwunden war.
Hinter sich hörte sie ihren Stiefbruder reden. Ernest zählte Joel auf, welche Arbeit heute auf ihn wartete, die er Tessas wegen jedoch verschieben wollte. Sie wandte sich zu ihm um und hakte ein.
«Ernest, du kannst ruhig fahren. Ich möchte noch mit Nathanael sprechen und dann mit ihm zu Hazels Wohnung fahren. Wir können später telefonieren, ja?»
Ihr Stiefbruder zuckte mit den Schultern. «Ich weiß nicht recht.»
«Reverend, Ihre Schwester ist hier sicher. Vertrauen Sie uns», mischte sich Joel ein, wofür ihm Tessa dankbar war.
«Na, gut», gab ihr Stiefbruder nach, «aber ruf mich an.»
Tessa versprach es ihm.
«Ich bringe Sie jetzt besser zurück, Reverend», meinte Joel.
Bevor Ernest Joel nach draußen folgte, hielt Tessa ihn am Arm zurück.
«Falls Steven anruft, sag ihm nicht, dass ich hier bin», raunte sie ihm zu. Die Miene ihres Stiefbruders verriet, wie wenig begeistert er von diesem Vorschlag war.
«Ja, aber … was soll ich ihm denn sonst sagen?», begann er.
«Lass dir was einfallen. Sag ihm, ich sei auf einer Dienstreise oder so. Bitte.»
Ernest sah sie streng an. «Ich kann nicht lügen, Tessa.»
«Musst du auch nicht, dir wird schon das Passende einfallen. Das weiß ich.»
Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. «Ich mache mir Sorgen um dich. Soll ich nicht doch lieber hierbleiben?»
Wenn sie es von ihm verlangte, würde er das tatsächlich tun. Aber sie musste jetzt mit Nathanael allein sein.
«Nein, glaub mir, ich bin hier sicher, und ab jetzt habe ich ja einen Bodyguard, an dem keiner so schnell vorbei kommt. Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.»
Ernest nickte. Er wandte sich zum Gehen, hielt dann aber noch einmal inne.
«Ach, da fällt mir gerade ein, dass ich noch dein Handy habe. Du hast es in meinem Wagen verloren.» Er zog es aus seiner Anzugtasche und reichte es ihr.
Tessa strahlte. «Danke! Das habe ich schon vermisst.»
Atemlos stand Tessa vor Nathanaels Zimmertür. Einen Moment überlegte sie, ob sie das Richtige tat. Doch sie musste wissen, was er fühlte, um nicht verrückt zu werden. Entschlossen klopfte sie an seine Zimmertür.
«Nathanael?»
Stille.
Tessa klopfte energischer. Keine Antwort. Sie presste ihr Ohr an die Tür und lauschte. Drinnen hörte sie Schritte und ein Rascheln. Ohne ein weiteres Mal anzuklopfen, drückte sie die Klinke hinunter und trat ein. Sie schloss die Tür hinter
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