Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
anzugreifen, während du fort bist? Sie wäre schutzlos, Nathaniel. Schutzlos .«
Nathaniel starrte düster vor sich hin und umfasste meine Hand. Dann flackerte sein Blick wieder zu meinem verwundeten Hals.
»Ra hat Recht«, sagte er leise zu mir. »Ich werde dieses Risiko nicht eingehen. Ich werde dich keiner Gefahr aussetzen, nicht einmal für die Möglichkeit, Lazarus in die Hölle zu schicken. Ich werde nicht von deiner Seite weichen.«
»Du bist ein Marionettenspieler, Ra.« Seras Stimme klang harmlos und leicht, doch ihre Augen waren schmal.
Ich ignorierte Sera und warf Ramiel einen dankbaren Blick zu.
»Bring sie nach Hause«, sagte Ra zu Nathaniel. Er nickte mir zu, mit dem Funkeln unseres stummen Einverständnisses in seinen dunklen Augen. Im nächsten Moment waren er und Sera verschwunden.
»Gehen wir.« Nathaniel schob mich die Seitenstraße entlang in Richtung Hauptstraße, während er wachsam und unablässig die Umgebung beobachtete.
»Warte!«, protestierte ich. »Meine Freunde sind noch da drin, ich kann doch nicht einfach abhauen!«
»Es ist hier nicht sicher für dich. In dieser Bar sind zu viele potentielle Angreifer, die unter Lazarus' Einfluss stehen könnten.«
Völlig unbeeindruckt von meinem Protest schob Nathaniel mich weiter.
»Anne fragt sich bestimmt schon, wo ich bleibe! Sie macht sich Sorgen um mich, du kannst mich doch nicht einfach …« Ich stemmte meine Füße in den Asphalt und drückte mich gegen Nathaniels Brust. Er seufzte und blieb stehen.
»Bitte, Victoria«, sagte er eindringlich und voller Sorge. »Es ist hier nicht sicher für dich. Bitte lass mich dich nach Hause bringen.«
Wie immer, wenn er mich so ansah, schmolz mein Widerstand dahin. Widerwillig gab ich nach, ließ zu, dass er seinen Arm um mich legte und mich auf die Hauptstraße in Richtung U-Bahnstation führte.
»Danke«, sagte er mit einem Lächeln, das mein Herz zum Flattern brachte. »Texte Anne doch von der U-Bahn aus.«
Großartige Idee , brummte ich in Gedanken. Dann brauchst du dir um Lazarus keine Sorgen mehr zu machen. Es wird nämlich Anne sein, die mich umbringen wird.
Als ich an diesem Abend im Bett lag ließ mich der Gedanke nicht los, wie Lazarus wohl darauf reagieren würde, dass Nathaniel das Treffen mit ihm ablehnte. Ich war mir sicher, dass Lazarus sich nicht so leicht geschlagen geben würde … beunruhigt schmiegte ich mich in Nathaniels Umarmung. Er strich sanft über meinen Rücken, meine Grübeleien verschwanden, ich fühlte mich entspannt und schläfrig … und glitt in einen tiefen Schlaf. Als ich wieder zu mir kam, spürte ich Nathaniels zärtliche Berührung nicht mehr.
Stattdessen stand ich allein vor einem Kamin aus weißem, glatten Marmor.
»Willkommen zurück.« Der spöttische Klang von Lazarus' Stimme hallte durch den Marmorpalast. Ich schloss die Augen, um meinen Herzschlag zu beruhigen. Dann atmete ich aus und drehte mich zu ihm um.
Der Dämon stand mitten in dem großen Salon. Die hohen Wände aus weißem Marmor sahen genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ein riesiger Kristallkronleuchter hing von der Decke, doch sein Glanz war nichts im Vergleich zu Lazarus' glitzernden schwarzen Schwingen. Seine roten Augen auf mich geheftet, bewegte er sich langsam in einem Halbkreis um mich herum.
»Du erinnerst dich an mein bescheidenes Heim?« Er machte eine spottende, ausladende Armbewegung, die den gesamten Salon umfasste.
»Dein Heim?«, fragte ich, ohne die Überraschung in meiner Stimme zu verbergen. »Du … wohnst hier?«
Lazarus grinste herablassend. »Was hast du erwartet? Kerker und Höllenfeuer?« Bei seinen Worten schossen unvermittelt Flammen hinter mir hoch. Ich wirbelte erschrocken herum. Im Kamin, der eben noch kalt gewesen war, loderte jetzt ein großes, unbeherrschtes Feuer.
»Nein«, erwiderte ich irritiert und drehte mich wieder zu Lazarus um. »Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass du mich zu dir nach Hause bringst.«
Lazarus' kontrollierte Maske flackerte für den Bruchteil eines Moments. Er ließ sich nichts anmerken und schlenderte weiter um mich herum, scheinbar arglos, wie ein Raubtier, das sich seinem Opfer nähert.
»Hast du mir etwas mittzuteilen?«, fragte er, ohne auf meine Bemerkung einzugehen. »Wie hat sich dein Geliebter entschieden? Wann wird er mich ›in Stücke reißen‹?«
»Du hast uns belauscht?«
Lazarus machte eine abwinkende Handbewegung. »Deine Engel hätten mich sofort entdeckt. Aber es war nicht schwer zu
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