Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
Stelle, an der Lazarus meinen Hals umklammert hatte. Ich konnte den stechenden Schmerz spüren und ich fühlte die wunde, verbrannte Haut. Doch der Spiegel zeigte mir nichts davon.
»Die Verletzungen eines Dämonenangriffs sind für Menschen unsichtbar«, sagte Nathaniel tonlos. Er starrte mich mit einer Mischung aus Schmerz und unbändigem Zorn an. »Aber ich kann sehen, was er dir angetan hat, Victoria.«
Mit einer Berührung so behutsam wie ein Windhauch strich er meine Haare zur Seite und betrachtete mein Ohr. Ich griff mit einer Hand danach, fühlte das offene Fleisch und sog scharf die Luft ein.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich wirbelte in Panik herum. Zwei Mädchen standen im Türrahmen und starrten mich erschrocken an. Ich drehte mich rasch von ihnen fort und wischte mir die Tränen von den Wangen. Die Mädchen wechselten einen unsicheren Blick und verschwanden in den Toilettenkabinen.
Ich wandte mich zum Gehen und Nathaniel folgte mir wortlos und mit versteinerter Miene nach draußen. In der Menschenmenge ergriff er meine Hand und zog mich mit sich. Rechts von uns war eine Tür mit dem Schild ›Zugang nur für Personal‹. Nathaniel brach das Schloss mit einer Handbewegung auf, zog mich durch das Getränkelager der Bar, das dahinter lag, brach eine zweite Sicherheitstür auf und plötzlich standen wir in einer dunklen Seitenstraße vor dem Lieferanteneingang des Lokals.
Ich spürte noch immer das Grauen von Lazarus' Anwesenheit. Es war, als säße er mir im Nacken und die Erinnerung an seine Berührung ließ meinen Wundschmerz erneut aufflackern. Nathaniel warf einen raschen Blick durch die enge, dunkle Straße. Rechts und links von uns erhoben sich fensterlose Ziegelmauern, die mit Graffiti übersät waren. Auf dem Boden lagen leere Bierdosen und zerbrochene Flaschen. Es stank nach Alkohol und Müll. Neben dem Lieferanteneingang standen mehrere große, überquellende Abfallcontainer.
Es dauerte keine Sekunde, bis Nathaniel erneut explodierte. Ich hörte etwas direkt neben uns kreischen und klammerte mich erschrocken an Nathaniels lodernden Arm. Die Inferni, abgemagert und mit ledriger, verwesender Haut, die hinter den Müllcontainern gelauert hatten, verbrannten zu Asche.
Kaum waren sie verschwunden, verschwanden auch die grauenhaften Gefühle, die sie verbreitet hatten. Meine Panik vor Lazarus nahm spürbar ab. Nathaniel ergriff meine Hand.
»Besser?«, fragte er.
Ich nickte. Im nächsten Moment tauchten Ra und Sera auf. Ra betrachtete uns mit einem sehr ernsten Ausdruck und Sera, die sonst keine Gelegenheit ausließ, jede Berührung zwischen Nathaniel und mir zu missbilligen, ignorierte unsere verschlungenen Finger und konzentrierte sich auf Nathaniel.
»Was ist passiert?«, fragte sie mit scharfer Stimme.
»Ich war einen Moment allein … «, begann ich und die Blicke der beiden Engel schossen fragend zu Nathaniel. »… auf der Damentoilette «, beendete ich meinen Satz und sah Sera dabei direkt an, die bereits drauf und dran war, Nathaniel einen Vorwurf zu machen. »Soll er mich etwa auch dorthin begleiten?«
Die Lippen des silbernen Engels wurden schmal, doch sie sagte nichts.
»Lazarus ist plötzlich aufgetaucht«, fuhr ich fort. »Er war einfach da, hat mich gepackt und gegen die Wand gedrückt.«
Nathaniel verzog schmerzerfüllt sein Gesicht. »Es – ist – dieser - verdammte – Schild!« Er stieß jede Silbe einzeln zwischen seinen Zähnen hervor.
»Lazarus ist aufgetaucht?« Ra runzelte die Stirn. » Hier? «
Ich zeigte mit dem Daumen hinter mich. »Genau genommen dort hinten im Damenwaschraum.«
Ra wedelte ungeduldig mit der Hand. »Ich meinte hier in der Welt der Sterblichen. «
»Er hat den Schild benutzt, um sich abzuschirmen?« Seras Stimme klang verärgert.
Ich nickte und wechselte stumme Blicke mit Ra und Sera. Die beiden wussten wie ich, dass der Schild den Dämon nur deswegen abgeschirmt hatte, weil Lazarus meine Gefühle für Nathaniel erwähnt hatte. Nur Nathaniel durfte nichts davon wissen.
»Genauso, wie er es in ihren Träumen macht«, knurrte Nathaniel.
»In Victorias Träumen konnte er sie nicht verletzen«, sagte Sera ernst. Sie betrachtete meinen aufgerissenen Hals. Ihr Ausdruck war merkwürdig, beinahe … entschuldigend.
»Ich hätte gedacht, dass dieser Dämon mehr Mut besitzt«, knurrte Nathaniel verächtlich. »Wagt er sich nur hinter seinem Schild in die Welt der Sterblichen? Was für ein erbärmlicher … «
»Er weiß, dass du ihn
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