Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
sofort angreifen würdest, wenn du seine Anwesenheit spürst«, sagte Ramiel. »Dämonen sind nicht gerade für ihre Ehrenhaftigkeit im Kampf bekannt. Er wird es nicht auf eine offene Konfrontation ankommen lassen.«
»Eigentlich will er genau das«, sagte ich leise.
Die drei Engel wandten sich mir überrascht zu.
»Was soll das heißen?«, fragte Nathaniel. Noch immer züngelten goldene Flammen auf seinem Körper.
»Er hat mir eine Botschaft gegeben«, sagte ich und sah Nathaniel an. »Er will dich treffen.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, knurrte er mit glühenden Augen. Seine Stimme klang so bedrohlich, wie ich es befürchtet hatte.
»Es ist zu gefährlich«, sagte ich leise.
»Es ist ein Hinterhalt«, fügte Ramiel hinzu.
»Lazarus führt irgendetwas im Schilde«, murmelte Sera.
» Es ist zu gefährlich «, wiederholte ich eindringlich.
Ein freudloses Lächeln umspielte Nathaniels Lippen. »Hast du so wenig Vertrauen in meine Fähigkeiten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Aber ich will nicht, dass du ihn angreifst.«
Nathaniels Gesichtszüge erstarrten. »Verlang das nicht von mir«, stöhnte er kaum hörbar. »Zwing mich nicht dazu …«
Ich hatte vergessen, dass meine Wünsche für ihn bindend waren.
»Das tue ich nicht!«, sagte ich hastig. »Du weißt, dass ich dich niemals zu etwas zwingen würde. Aber ich will nicht, dass dir etwas geschieht.« Die letzten Worte murmelte ich nur noch und senkte den Blick. Ich konnte Seras eisblaue Augen auf mir spüren.
Nathaniel griff sanft unter mein Kinn und hob meinen Kopf an. »Dich zu beschützen ist meine Aufgabe«, sagte er einfühlsam. Dann wandte er sich Ra und Sera zu. »Lazarus hat Victoria angegriffen. Ich habe die offizielle Erlaubnis , ihn dafür stückchenweise in die Hölle zu befördern. Was ich liebend gern tun werde …« Er zog eine düstere Grimasse. »Und kein Erzengel wird mich davon abhalten!« Herausfordernd blickte er Sera an, so als würde er nur darauf warten, dass sie es wagte, ihm zu widersprechen.
Doch der silberne Engel schien das gar nicht vorzuhaben. »Nachdem, was er Victoria heute angetan hat, will ich, dass du ihn zu Staubkörnern zermalmst, Nathaniel«, sagte sie grimmig.
Ich war ebenso überrascht wie Ra und Nathaniel.
»Das ist das erste Mal seit langem, dass wir uns einig sind, Sera«, murmelte Nathaniel.
»Wenn du dich auf dieses Treffen einlässt, musst du vorbereitet sein«, fuhr Sera unbeirrt fort.
Überrumpelt von Seras unerwarteter Unterstützung für Nathaniels Vorhaben fiel mir erst jetzt auf, dass dieses Gespräch in die völlig falsche Richtung lief. Sera und Nathaniel waren dabei, das Treffen zu planen! Ich wandte mich Hilfe suchend an Ramiel. Bei der Vorstellung, dass Nathaniel meinetwegen gegen Lazarus kämpfte und dass er dabei verletzt werden könnte, drehte sich mir der Magen um. Ich hoffte inständig, dass Ra mit seinem scharfen Verstand Nathaniel von dem Treffen abbringen würde … obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie er das anstellen sollte.
Mein bronzener Engel begriff meine stumme Bitte sofort. »Geh nicht auf die Herausforderung dieses Dämons ein, Nathaniel. Ich lege meine Hand in deine Flammen dafür, dass es ein Hinterhalt ist.«
»Wann bist du so ein Feigling geworden, Ra?«, knurrte Nathaniel.
Seine Worte prallten an Ramiel ab. Die Lippen meines Verstandesengels verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. Es hätte herablassend wirken können, aber er sah dabei einfach verdammt attraktiv aus. »Und wann bist du so kurzsichtig geworden?«
»Wovon sprichst du?«, fragte Nathaniel.
Ramiel zog die Augenbrauen hoch. »Du gehst also los und prügelst dich mit Lazarus. Tolle Idee. Wer wird Victoria beschützen, während du fort bist?«
Das versetzte Nathaniels Entschlossenheit einen Dämpfer.
»Wenn Lazarus dich von Victoria weglocken wollte, wäre das die perfekte Strategie«, sagte Ra. »Weil Lazarus weiß, dass es nur eine einzige Sache gibt, für die du Victorias Seite verlassen würdest: Die Aussicht darauf, ihm heimzuzahlen, was er Victoria angetan hat.«
»Ich soll Lazarus einfach damit davonkommen lassen?«, knurrte Nathaniel.
Ra trat einen Schritt näher an Nathaniel heran. »Glaube mir, ich will es ihm genauso sehr heimzahlen wie du. Doch was, wenn genau das sein Plan ist? Seine Rache dafür, dass Victoria ihn für deinen Freispruch benutzt hat? Wir fragen uns schon seit Tagen, wann er wieder zuschlagen wird … was, wenn er plant, Victoria
Weitere Kostenlose Bücher