Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
mich zurückzuhalten.
»Nein! Seraphela!« Ich hatte sie beinahe erreicht, als ich gegen etwas Goldenes prallte, das plötzlich zwischen mir und ihrem Körper aufgetaucht war. Die Wucht des Aufpralls hätte mich zu Boden geworfen, wenn Nathaniels Arme sich nicht im selben Augenblick um mich geschlossen hätten.
» Victoria .« Seine Stimme klang heiser vor Schmerz und seine Arme schlossen sich so fest um mich, dass es wehtat.
»Nathaniel!«, keuchte ich und blickte fassungslos in sein Gesicht.
Seine schönen Züge waren zutiefst erschüttert. »Geht es dir gut?«, fragte er heiser. »Bist du verletzt?«
Ich brachte es kaum fertig, den Kopf zu schütteln. »Was ist mit dir?«, krächzte ich. »Lazarus sagte … er sagte …« Meine Stimme brach.
»Es gab keinen Kampf. Lazarus ist nie aufgetaucht. Was ist hier geschehen?«
»Seraphela …«, würgte ich hervor.
Nathaniel schloss schmerzvoll die Augen und senkte den Kopf. Seine breiten Schultern versperrten mir den Blick auf Seraphelas Körper und er hielt mich so fest in seinen Armen, dass ich mich kaum rühren konnte. Ich versuchte, an ihm vorbeizukommen, doch er ließ es nicht zu.
»Bitte«, flüsterte ich leise.
»Victoria«, murmelte er. »Du solltest nicht …«
»Bitte«, flüsterte ich nochmals. »Lass mich zu ihr gehen. Bitte .«
Mit einem versteinerten Ausdruck lockerte er seinen Griff ein wenig, doch er ließ mich nicht los. Stattdessen drehte er sich mit mir gemeinsam um, hielt mich an sich gedrückt und trat an Seraphelas Körper heran.
Ich hatte noch niemals etwas Traurigeres gesehen. Aller Glanz war von ihr gewichen. Ihre Augen waren fest geschlossen, sie wirkte wie eine leere Hülle, matt und stumpf.
Ich konnte kaum noch atmen. In mir versuchte sich etwas Bahn zu brechen, ich kämpfte dagegen an, und doch schienen alle Mauern in meinem Innern unaufhaltsam zusammenzubrechen. Ich wurde überschwemmt von Trauer, Zorn, Wut, von allen Emotionen, die Seraphela für mich kontrolliert hatte.
Ramiel stand an ihrer Seite. Noch nie hatte ich ihn so erschüttert gesehen.
»Wie konnte das geschehen?« Nathaniels Stimme klang so hart, dass sie mein Gefühlschaos durchdrang und ich zusammenzuckte.
»Ich dachte, du rufst nach mir«, flüsterte ich kaum hörbar und ohne meinen Blick von Seraphela zu nehmen. »Ich bin nach draußen gelaufen, Adalbert wollte mich zurückhalten …«
»Es war Lazarus«, fuhr ich mühevoll fort. »Er hat mich aus der Höhle gelockt und mich angegriffen. Er hat behauptet, dich getötet zu haben …«
Ich würgte die Worte hervor. »Und er sagte, dass ich jetzt an der Reihe wäre. Ich dachte, er bringt mich um.«
»Das hatte er vor«, sagte Ramiel rau. »Sonst wäre Seraphela nicht dazwischengegangen. Sie wusste, dass es ihr nicht erlaubt war.«
»Sie hat ihn abgewehrt.« Meine Stimme zitterte. »Dann ist diese alte Frau aufgetaucht … sie hat sie …« Ich brachte es nicht über mich, den Satz zu Ende zu bringen.
»Es war Luzifer«, sagte Ramiel.
»Was?«, flüsterte ich.
»Niemand sonst könnte einem Engel das antun«, erwiderte Nathaniel mit harter Stimme.
In diesem Moment ging ein winziges Zucken über Seraphelas aschefarbenes Gesicht. Nathaniel und Ramiel traten näher an sie heran, als ihre Lider zu flattern begannen. Ihre fiebernden, grauen Augen suchten und fanden mich. Mühevoll versuchte sie, ihre Hand nach mir auszustrecken.
Ich ergriff ihre kraftlose, kalte Hand mit meinen beiden Händen.
»Ich bin hier«, flüsterte ich.
»Gib ihn niemals auf …« Seraphelas letzte Worte waren kaum mehr als ein Hauch. Dann wich der Rest Leben aus ihren Augen, und sie blickten stumpf und leer.
Ich konnte nicht begreifen, dass dies tatsächlich geschah. Unfähig, den emotionalen Sturm, der mit Seraphelas Tod in meinem Innern losbrach, zu kontrollieren, riss ich wild den Kopf hoch und starrte Ramiel an, der sie in stummer Trauer ansah.
Nathaniel. Er musste doch irgendetwas tun, das konnte nicht das Ende sein, Seraphela konnte nicht … sie konnte nicht tot sein …
Doch als ich Nathaniel ansah, erstarrte ich. Sein Blick war nicht mehr auf Seraphela gerichtet, sondern auf mich.
Er starrte mich an, mit einer ganz anderen Art von Entsetzen in seinem Blick. Der Ausdruck in seinen Augen war so fassungslos, so ungläubig, dass ich sogar das wilde Gefühlschaos in mir für einen Moment vergaß.
Und dann sickerte die Erkenntnis hindurch, ganz langsam, und ich begriff, was geschehen sein musste.
Mit dem Tod meines
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