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Nathaniels Seele

Titel: Nathaniels Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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Kollegen, der mir die Stirn bieten kann, gilt es erst mal aufzutreiben. Zumal Sie nicht gerade mit Geldscheinen wedeln können, um diverse berechtigte Bedenken auszuräumen.“
    „Gehen Sie. Ich werde niemals verkaufen. Sie widern mich an. Verschwinden Sie, bevor mir schlecht von Ihrem Anblick wird.“
    „Wie beeindruckend. Ich hätte nicht übel Lust auf ein geistiges Duell, aber offensichtlich sind Sie unbewaffnet.“
    „Und mir steht nicht der Sinn danach, mich auf ihr Niveau hinabzubegeben.“ Josephine hielt dem Blick des Anwalts stand. Sie würde in keiner Hinsicht klein beigeben. „Verschwinden Sie und lassen Sie sich von irgendwelchen gekauften Speichelleckern den Bauch pinseln. Hier gibt es nichts für Sie zu holen. Haben Sie verstanden? Nichts! Absolut gar nichts!“
    Hazlewood kniff die Augen zusammen. Unter seiner Maske aus vorgetäuschter Ruhe spürte Josephine Empörung brodeln. Während ihrer ersten Duelle hatte sie sich vor ihm gefürchtet, doch inzwischen erfüllte sie in seiner Gegenwart nichts als Konfrontationslust. „Wie auch immer, sehen Sie sich zuerst das hier an.“
    Er holte etwas aus der Innentasche seines Jacketts. Es war ein Scheck. Entgeistert starrte Josephine auf die Summe, die ihn zierte. Das konnte unmöglich ernst gemeint sein. Niemand bezahlte so viel für eine Farm und ein für Montana-Verhältnisse nicht sonderlich großes Stück Land.
    „Was soll das?“ Sie setzte eine betont herablassende Miene auf. „Ist mir entgangen, dass unter meiner Farm ein Schatz vergraben liegt? Oder warum sind Sie bereit, so viel zu bezahlen?“
    Abfällig musterte sie das Stück Papier, das Hazlewood emporhielt, als handele es sich um den Heiligen Gral.
    „Ich habe mich in dieses Stück Land verliebt“, säuselte er, kam noch ein Stück näher und steckte den Scheck zurück in die Innentasche. „Also entscheiden Sie sich. Sagen Sie zum letzten Mal Nein und rauschen fröhlich in Ihren Ruin. Oder willigen Sie ein. Den passenden Vertrag habe ich dabei. Sie müssen nur unterschreiben, und schon gehört die Summe, die Sie gerade bewundert haben, Ihnen.“
    „Nein“, erwiderte Josephine mit einer Entschlossenheit, die sie verblüffte. Der ungeheuerliche Betrag, der ihr soeben durch die Lappen ging, schmerzte nicht im Geringsten. „Ein für alle Mal: nein!“
    Hazlewoods Gesicht erstarrte, als hätte man es in flüssigen Stickstoff getaucht. Sekunden gerannen, stockten und nahmen ihren Lauf wieder auf, als Josephine gegen eine der Boxentüren gestoßen wurde. So hart und abrupt, dass der Mann über ihr war, noch ehe ein Laut der Überraschung über ihre Lippen kam. Ein brennender Schmerz zuckte durch ihren Mittelfinger. Offenbar hatte sich ein Holzsplitter in ihr Fleisch gebohrt.
    „Mrs. Campbell“, raunte er an ihrem Ohr. Das Timbre in seiner Stimme zeugte von unbeherrschter Wut.
    Dahinter lag eine Hilflosigkeit, die ihn noch gefährlicher machte. Josephine begriff, dass sie das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
    „Das war eine dumme Antwort. Eine wirklich, wirklich dumme Antwort. Ich hasse Frauen wie Sie. Störrische, egoistische Dinger, die meinen, ihnen läge die Welt zu Füßen. Die glauben, sie könnten alles schaffen, wenn sie genug Trotz an den Tag legen und keck mit den Wimpern klimpern. Sie sind ruiniert, meine Gute. Die Farm geht den Bach runter und Sie tun alles, um das zu beschleunigen. Ich hätte Ihnen helfen können. Die angebotene Summe wäre ein so großer Fallschirm gewesen, dass Ihre Füße während des Rests Ihres Lebens nie den Boden berührt hätten.“
    Hazlewoods Hand presste sich auf ihren Mund. Zuerst sträubte sich Josephines Verstand gegen das, was offenbar in seiner Absicht lag. Doch als seine Pranke grob in ihren Ausschnitt kroch und sich über ihre Brust schob, klärte sich die Betäubung ihrer Verblüffung. Ihr Knie zuckte hoch. Sie landete den erhofften Treffer, aber nicht hart genug. Hazlewood keuchte und kompensierte seinen Schmerz in noch größere Wut.
    „Sie haben zu lange mit mir gespielt, Mrs. Campbell.“
    Er legte beide Hände um ihre Kehle und drückte zu. Josephine rang keuchend nach Atem. Er konnte sie unmöglich umbringen wollen. Doch, natürlich konnte er es. Er würde sie erwürgen, im Wald verscharren und auf seine Macht vertrauen, die es ermöglichte, jeden Verdacht zu umschiffen. Ihre Finger krallten sich um seine Handgelenke, zogen und zerrten, doch Hazlewood kümmerte es nicht. Geifernd vor Wut schüttelte er sie, drückte sie gegen

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