Nathaniels Seele
wie sie es sich erträumt hatte.
Als sie begriff, dass die Enge ihrer Jeans seine Finger hinderte, vorzudringen, öffnete sie hastig den Knopf und zog den Reißverschluss hinunter. Unerträglich war der Gedanke, aufzuhören. Sie musste ihn spüren. So, wie ein Teil von ihr ihn vom ersten Augenblick hatte spüren wollen.
Nathaniel nahm ihre Einladung nur zu gern an. Zielstrebig drängten seine Finger vor, legten sich um ihre heiß pochende Weiblichkeit und drückten zu, gerade so zart, dass Josephines Sehnsucht ihre Spitze fand und ein Wimmern ihrer Kehle entfloh.
„Willst du mir jetzt sagen, was du willst? Sag es mir, Tacincala.“
Sie blickte zu ihm auf. Sog jede Kleinigkeit in sich auf. Die dunklen Augen, in denen etwas ungezähmt Wildes lag. Die hohen Wangenknochen, den Schwung seiner Brauen und die langen, dichten Wimpern, die einen seidigen Schatten auf seine Haut warfen. Wenn er sie verlassen würde, irgendwann, dann wollte sie all das in ihrem Geist bewahren. Jede Kleinigkeit. Jeden Sinneseindruck.
„Dich“, brachte sie heiser hervor. „Ich will dich.“
Wieder ein Lachen, übergehend in schwere Atemstöße. Ein Finger tastete sich in ihr Innerstes vor, zögernd, erlesene Qual bereitend. Josephine drängte sich ihm entgegen, wollte mehr spüren, viel mehr, doch plötzlich zog er sich zurück und wandte sich ab. Fassungslos starrte sie ihm hinterher. Nein! Er durfte nicht verschwinden. Nicht jetzt, wo seine Abwesenheit sie umbringen würde. Nathaniel ging in die Gerätekammer – um keine drei Sekunden später mit zwei Decken unter dem Arm zurückzukehren.
„Wo?“, knurrte er nur.
Josephine hastete zu den aufgeschichteten Strohballen. Sie zerrte einen hinunter, bugsierte ihn mit Nathaniels Hilfe in eine leere Box und riss das Band ab, das den Ballen zusammenhielt. Halb verrückt vor Ungeduld verteilte sie das Stroh in einer Ecke, nahm die Decken, warf sie darauf und atmete, als es still um sie wurde, zweimal tief durch. Ihr Körper brannte. Nein, er schmerzte vor Leere. Als Nathaniel sich vor sie stellte, griff sie nach seinem Hemd, zog es ihm über den Kopf und ließ es zu Boden gleiten. Dann tasteten ihre Finger nach dem Band um seine Hüften. Eine Weile ließ er sie gewähren, bis es auch ihm zu lange dauerte.
„Warte.“ Er schob ihre Hand beiseite, löste den Knoten, den sie nicht hatte finden können, und ließ die altertümliche Kluft aus Schurz und Beinlingen an sich hinabgleiten. Zuletzt folgten die Mokassins, bis er sich endlich in all seiner Pracht ihrem hungrigen Blick zeigte.
Josephine schwindelte, als er nach ihr griff und mit groben, ungeduldigen Gesten ihre Kleider abstreifte. Zuletzt den Slip, den er mit einem Ruck von den Hüften fetzte. Jedem anderen Mann hätte sie ihren Unwillen über diese unnötige Zerstörung an den Kopf geworfen, doch jetzt war ihre Gier zu groß. Sie brauchte Nathaniel in einem Ausmaß, dass jede Körperzelle vor Sehnsucht brannte. Diesen Hunger in seinen Augen widergespiegelt zu sehen, erregte sie mehr als alles andere. Sie sah, wie sehr der Anblick ihres Körpers an seiner Beherrschung zerrte. Sie hörte es an seinem Atem, sah es in seinen Augen und an dem rasenden Puls seiner Halsschlagader, die unter der Haut anschwoll.
Mit einem dunklen Knurren warf er Josephine zu Boden. Sie schrie auf, doch irgendwie schaffte Nathaniel es, ihren Fall mit einem Arm aufzufangen. Endlich aneinandergepresst, Haut an Haut, küsste er sie mit einer Verzweiflung, als ginge es um ihr Leben. Seine Männlichkeit drückte gegen ihren Schoß. Er war groß. Deutlich größer als Daniels. Doch ihr Körper sehnte sich so sehr nach Vereinigung, dass diese Tatsache sie nicht erschrak, sondern ihre Lust steigerte. Sie wollte ihn endlich in sich spüren. Endlich eins mit ihm sein.
Nathaniels Körper bäumte sich auf, krampfhaft um den letzten Rest Beherrschung kämpfend. Warum? Wozu? Josephine ertrug es nicht, ihre Erfüllung weiter hinauszuzögern. Sie zog seinen Kopf zu sich, zwang ihre Zunge zwischen seine Lippen und hob ihren Unterleib an. Langsam glitt die Spitze seines Gliedes in ihren Körper, der sich bereitwillig dehnte. Ihr Innerstes schloss sich um ihn und nahm ihn auf. Zentimeter für Zentimeter.
„Großer Gott,“ keuchte Josephine. „Was ist das? Ein Tauchsieder?“
Nathaniel stieß irgendetwas Unverständliches hervor. Ein Arm schob sich unter ihr Becken und hob es an, genau in dem Moment, in dem er zustieß. Josephine keuchte, als er mit rauer Gewalt ihren
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