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"Natürlich kann geschossen werden": Eine kurze Geschichte der Roten Armee Fraktion - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

"Natürlich kann geschossen werden": Eine kurze Geschichte der Roten Armee Fraktion - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: "Natürlich kann geschossen werden": Eine kurze Geschichte der Roten Armee Fraktion - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sontheimer
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getötet, 13 Personen wurden schwer verletzt.

    In der Erklärung des »kommandos petra schelm« - die RAF wählte für ihre Aktionseinheiten nach palästinensischem Vorbild Namen getöteter Kampfgenossen - hieß es: »Für die Ausrottungsstrategen von Vietnam sollen Westdeutschland und West-Berlin kein sicheres Hinterland mehr sein.« Einen Tag später gingen in der Polizeidirektion Augsburg zwei Bomben hoch, eine detonierte auf dem Parkplatz des Landeskriminalamtes in München. Es wurden 17 Menschen verletzt. Weitere drei Tage später explodierte in Karlsruhe ein Sprengsatz, der unter dem VW des Bundesrichters Wolfgang Buddenberg angebracht war, als dessen Frau den Wagen startete. Der für die Haftbedingungen der RAF-Gefangenen verantwortliche Richter fuhr ausnahmsweise nicht mit, seine Frau wurde schwer verletzt.

    Die meisten Verletzten der »Mai-Offensive« forderte ein Anschlag auf die Zentrale des Axel-Springer-Verlags in Hamburg am 19. Mai 1972. Zwei Bomben explodierten in dem Hochhaus, drei zündeten nicht. 17 Beschäftigte wurden verletzt, zwei davon schwer. Die Linken hassten zwar die Springer-Zeitungen, aber mit Bomben auf die Drucker und Setzer des Konzerns loszugehen, das ging ihnen entschieden zu weit. Die RAF-Frau Irmgard Möller räumte später ein, der Anschlag sei »ein böses Beispiel« dafür gewesen, »wie man militante Politik auf gar keinen Fall machen kann«.

    Vier Tage später beendete die RAF ihre Offensive mit einem Anschlag auf das Hauptquartier der 7. US-Armee in Heidelberg. Zwei mit insgesamt 125 Kilogramm Sprengstoff gefüllte Bomben zerfetzten drei amerikanische Soldaten. Ulrike Meinhof schrieb in der Kommandoerklärung: »Die Menschen in der Bundesrepublik unterstützen die Sicherheitskräfte bei der Fahndung nach den Bombenattentätern nicht, weil sie mit den Verbrechen des amerikanischen Imperialismus und ihrer Billigung durch die herrschende Klasse hier nichts zu tun haben wollen; weil sie Auschwitz, Dresden und Hamburg nicht vergessen haben.« 11

    Das Gegenteil war der Fall: Während der Anschlagsserie, bei der insgesamt vier Menschen getötet und 74 verletzt worden waren, gingen bei der Polizei so viele Hinweise ein wie noch nie. Einer dieser Tipps brachte Fahnder des BKA dazu, eine Garage in Frankfurt nahe dem Hauptfriedhof zu observieren. In den Morgenstunden des 1. Juni 1972 erlebten Zivilbeamte dort eine filmreife Szene.

    Drei junge Männer rasten in einem auberginefarbenen Porsche in falscher Fahrtrichtung durch eine Einbahnstraße. Zwei gingen in die verdächtige Garage. Als sich Polizisten dem dritten Mann näherten, der draußen Schmiere stand, flüchtete der. Dann schoss er dreimal, traf aber nicht. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Es war Jan-Carl Raspe, der fähigste Techniker der Terrorgruppe.

    Die zwei Männer in der Garage hatten, als sie die Schüsse hörten, sofort die Türen geschlossen. Immer mehr Polizisten rückten zur Belagerung an. Sie schoben ein Auto vor die Garagentür, warfen durch kleine Fenster von hinten Tränengasgranaten in die Garage. »Die einzige Chance, die Sie haben«, rief der Einsatzleiter des BKA durch ein Megafon, »ist aufzugeben. Werfen Sie die Pistolen in den Hof. Nehmen Sie die Hände hoch und kommen Sie einzeln raus. Sie sind noch jung.« 12

    Die beiden Männer öffneten die Tür und schossen auf die Polizisten. Schließlich versuchten diese vergeblich, mit einem Panzerwagen die Türen der Garage wieder zuzudrücken, um die beiden mit Tränengas auszuräuchern. Die Belagerung dauerte schon über zwei Stunden, als ein Scharfschütze auf eigene Faust aus 75 Meter Entfernung einem der beiden Männer den Oberschenkel durchschoss.

    Der zweite Mann ergab sich, es war der Kameramann Holger Meins. Der Angeschossene war Andreas Baader. Er kroch unter einen gestohlenen Iso Rivolta IR 300, einen mehr als 55 000 Mark teuren italienischen Sportwagen, von dem in Deutschland nur fünfzig zugelassen waren. Als Polizisten Baader aus der Garage schleppten, trug er noch seine Ray-Ban-Sonnenbrille. Nur zweieinhalb Wochen nach dem ersten Bombenanschlag der RAF waren ihre drei führenden Männer verhaftet.

    Das Logo der RAF zierte - vor einem fünfzackigen Stern - eine Heckler & Koch Maschinenpistole MP 5. Waffen wurden der RAF zum Fetisch. Manche RAF-Männer zerlegten und reinigten ihre Waffe, als wäre es eine kultische Hand-lung. Baader sagte einmal: »Ficken und Schießen ist ein Ding.« Gleichzeitig sorgte das Gebot, stets eine Waffe zu

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