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Natürliche Selektion (German Edition)

Natürliche Selektion (German Edition)

Titel: Natürliche Selektion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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accomplie!«
    Hélas elle est plus laide bientôt
    Que les sept péchés capitaux.
 
    Wäre sie doch wenigstens hübsch
    Ich würde sagen: »Noch ist nicht alles verloren.
    Verrückt ist sie, keine Frage,
    Doch welch vollkommene Schönheit!«
    Ach, beinah hässlicher ist sie
    Als die sieben Todsünden.
     
    »So was macht dir Spaß, wie?«, schalt sie und drehte das Radio leiser.
    »Lass – das ist ein guter Song! Zudem ist es mein Porsche und mein Radio. Du bist nur geduldet am Steuer.«
    »Macho! Typisch Porschefahrer.«
    Beim ausgedehnten Mittagessen in Beaune hatte sie ihn überredet, sie den Rest der Strecke nach Lyon fahren zu lassen. Sie brauchte die Ablenkung. Er hatte ihre wachsende Nervosität wohl bemerkt, je weiter sie sich von Paris entfernten, je näher die Stadt rückte, wo Audrey wohnte, arbeitete und ihr eigenes, weitgehend unbekanntes Leben führte. Aber es war Leos Idee gewesen, die Reise in den Süden mit dem längst fälligen Besuch der Tochter zu beginnen. Vielleicht nicht die beste Idee, gleich mit dem neuen Freund ins Haus zu platzen, aber sie musste es wissen. Sie kannte ihre Tochter, glaubte er zumindest.
    Die Kolonne setzte sich in Bewegung. Zwei, drei Wagenlängen weiter standen sie wieder. »Autoroute du Soleil, dass ich nicht lache«, murrte sie. »Sieht eher aus wie das Tor zur Unterwelt. Riecht auch so. Die Sonne hat sich auch noch nicht blicken lassen.«
    »Wenn das Navi nicht lügt, liegt unser Ziel gleich um die Ecke. Nur noch durch den Tunnel, über die Brücke und ein paar hundert Meter zum Parkhaus.«
    »Dauert ziemlich lange mit Geschwindigkeit null. Zudem müssen wir noch zu Fuß den Berg hinauf.«
    »Warum ist Audrey in die Altstadt umgezogen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Vermutlich brauchte sie eine andere Umgebung nach dem Bruch mit ihrem Freund.«
    »Hast du ihn gekannt?«
    »Nicht wirklich. Ich habe ein, zweimal mit ihm gesprochen. Er schien mir ganz in Ordnung, ein bisschen farblos. Er war ihr wohl zu langweilig.«
    »O. K., habe verstanden«, lachte er. »Dir soll das nicht passieren.«
    Endlich rückte die Tunneleinfahrt näher. Eine Weile rollte der Verkehr, äußerst gemächlich zwar, aber immerhin. Wenn er dem Display glauben konnte, befanden sie sich ungefähr in der Mitte des Tunnels, als sie wieder feststeckten. Keinen Zentimeter bewegte sich die Blechlawine, als hätte jemand einen Pfropf in die Röhre gehauen.
    Leo schüttelte entnervt den Kopf. »Ich komme mir vor wie lebendig begraben.«
    Das Bild war nicht von der Hand zu weisen. Beide Spuren verstopft, ihr schlanker Porsche eingeklemmt zwischen einem Lieferwagen hinten und einem ebenso aufgedunsenen Van mit glücklicher Familie vorn.
    »Was macht die?«, rief er überrascht, als plötzlich eine Frau aus dem Van auf den Pannenstreifen sprang. Aufgeregt mit den Armen fuchtelnd schien sie etwas zu suchen. Dann rannte sie nach vorn, Richtung Notrufsäule. »Da ist etwas nicht in Ordnung«, murmelte er. »Mal sehen, ob ich was tun kann.«
    »Was fällt dir ein? Du wirst doch nicht ...«
    Er stand schon draußen, eilte nach vorn und gab sich als Arzt zu erkennen. Ein fetter Mann um die vierzig saß am Steuer. Verwirrt und verängstigt redete er mit amerikanischem Akzent auf ihn ein, als hätte er Pflaumen in den Backen.
    »Was ist los, kann ich Ihnen helfen?«, fragte Michel auf Englisch, obwohl er den asthmatisch keuchenden Knaben auf dem Hintersitz schon bemerkt hatte.
    »Chris, unser Junge!«, keuchte der Mann «er bekommt plötzlich keine Luft mehr. Er erstickt!«
    Er stieg in den Wagen, fühlte den Puls des vielleicht Siebenjährigen. Die Herzfrequenz war deutlich erhöht, die Haut im Gesicht stark gerötet. An den Lippen und um die Augen waren Schwellungen zu erkennen. Der Hals war frei, soweit er ohne Diagnostikleuchte feststellen konnte. Der Knabe schnappte verzweifelt nach Luft, aber das war kein Asthmaanfall. Trotzdem stellte Michel schnell die notwendigen Fragen. Die Mutter des Jungen war inzwischen zurückgekehrt. Er legte den Patienten auf den Rücken, zog den Kopf sorgsam nach hinten und gleichzeitig das Kinn in die Höhe. »Halten Sie ihn so, bis ich wiederkomme«, schärfte er ihr ein und stieg aus. Glücklicherweise hatte sich die Kolonne noch keinen Schritt weiter bewegt. Er rannte zu seinem Auto, riss die Tür auf und rief hinein: »Anaphylaxie! Ich hole meinen Koffer. Bleib im Wagen!«
    Der Junge hatte einen schweren allergischen Schock und musste dringend behandelt werden. Bis

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