Natur
Versuchspersonen auf systematisch variierte Reizmuster, die verschiedene Varianten von Natur repräsentieren, zu registrieren, um die Reaktionen auf Natur zu erforschen. Die Forschungfindet im psychologischen Labor statt, in dem ein Versuchsleiter Reize unter kontrollierten Bedingungen darbietet. Reize sind z. B. Bilder mit verschiedenen Naturszenen oder mit unterschiedlichen Baumarten, Reaktionen sind die Leistungen der Versuchspersonen in Tests oder körperliche Vorgänge, die gemessen werden. Beispielsweise werden mit Hilfe spezieller Geräte die Blickbewegungen beim Anblick eines Schulhofs mit und ohne Bäume registriert (vgl. Rittelmeyer, 1994).
Der psychologisch-kognitive Ansatz
Das psychologische bzw. kognitive Modell ist weiter gefasst, indem es die Prozesse zwischen Reiz und Reaktion nicht einfach ausklammert. Der Mensch wird jetzt nicht mehr wie noch im psychophysischen Modell als ein bloß Reagierender angesehen, sondern als aktiv damit beschäftigt, die Fülle an Reizen aus der Umwelt zu Sinn machenden Informationen zu verarbeiten. Das Bild von der Umwelt ist somit kein getreues Bild der objektiven Umwelt. Unterschiedliche Reaktionen werden erklärbar, sie sind nicht mehr nur Messfehler, sondern kommen durch eine unterschiedliche Informationsselektion und durch differierende Bewertungen zustande. Im Unterschied zum psychophysischen Modell wird im psychologischen Modell die Black Box «erhellt». Innerpsychische Vorgänge wie Wahrnehmungen, Emotionen, Einstellungen, subjektive Normen und Absichten werden als Einflussfaktoren des Naturerlebens untersucht. Doch der Mensch ist in diesem Modell noch unbeweglich. Er nimmt die Informationen aus der Umwelt von einem Standort aus auf. Dieser feste Ort ist meistens das Forschungslabor, in dem der Mensch in der Rolle der Versuchsperson Bilder von Naturszenen dargeboten bekommt, die er auf mehrstufigen Skalen beurteilen soll.
Den meisten empirischen Untersuchungen, die sich mit Mensch-Natur-Beziehungen befassen, liegt dieses Modell zugrunde, in dem der Mensch als ein aktiv tätiges, Informationen verarbeitendes Lebewesen aufgefasst wird, das aus der Fülle des sensorischen Inputs eine individuelle Auswahl trifft. Je informationsreicher die Umwelt ist, umso stärker schlägt die Reizselektion zu Buche und umso verschiedenartiger sind die individuellen Eindrücke.
Die Auswahl geschieht an zwei Stellen, die Brunswik (1956) in seinem «Linsen-Modell» (lens model) markiert hat. In Abbildung 1-25 wird sein Modell am Beispiel der Wahrnehmung der Schönheit einer Landschaft veranschaulicht. Wie man sieht, geht von der Umwelt ein «Fächer» anHinweisreizen aus, die von der betrachtenden Person am Ende zu einem Gesamturteil zusammengeführt werden.
Abbildung 1-25: Das Modell von Brunswik (Gifford, 2007, S. 30)
Brunswik unterscheidet zwischen distalen und proximalen Reizen. Distale Reize sind objektiv messbare Merkmale wie die Zahl der Bäume oder die Höhe der Berge, proximale Reize sind die von einem Betrachter wahrgenommenen Merkmale. Mit der Unterscheidung zwischen distalen und proximalen Umweltmerkmalen lassen sich nicht nur die Unterschiede zwischen den individuellen Eindrücken, sondern auch zwischen verschiedenen Methoden erklären. Man kann die objektiven oder die wahrgenommenen Umweltmerkmale erfassen, was die Unterscheidung von TEA und OBEA zum Ausdruck bringt (vgl. Gifford, 2007). TEA ist die Abkürzung für Technical Environmental Assessment, OBEA bedeutet Observer-Based Environmental Assessment. TEA ist eine Methode, die zum psychophysische Modell passt, OBEA ist erforderlich, wenn man etwas über das Erleben herausfinden und Aufschlüsse darüber bekommen möchte, warum z. B. eine bestimmte Landschaft gegenüber einer anderen bevorzugt wird. OBEA basiert aufproximalen Reizen, einer individuellen Auswahl aus der Menge der distalen Reize, TEA bezieht sich auf distale Reize.
Abbildung 1-26: Einflussfaktoren der wahrgenommenen Massigkeit eines Gebäudes (Stamps, 2000, S. 54)
Tabelle 1-6: Bewertung von Landschaften mit einem Semantischen Differential (Taylor et al., 1987, S. 381)
Die Verwendung von Skalen ist eine gebräuchliche Methode, um subjektive Eindrücke und Bewertungen zu erfassen und zu quantifizieren. Die Vorgabe von Skalen enthebt die Versuchspersonen der Mühe, aus der Menge an Umweltmerkmalen proximale Reize auswählen, die die Grundlage ihrer Bewertungen bilden. Ein solches Merkmale ist z. B. Schönheit. In der Versuchsanordnung sieht das
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