Natur
so aus, dass Bilder mit Landschaftsszenen auf einer Skala von 1 = sehr hässlich bis 10 = wunderschön beurteilt werden sollen.
Um die subjektiven Eindrücke noch etwas umfassender und differenzierter zu ermitteln, benötigt man mehr als ein Merkmal. Dies wird im aus mehreren Skalen bestehenden Semantischen Differential berücksichtigt. Dabei kann sowohl die Zahl der Skalen als auch die Zahl der Abstufungen variieren. In dem in Tabelle 1-6 dargestellten Beispiel sind es 18 Merkmale, derenAusprägungsgrad auf 7-stufigen Skalen abgebildet wird. Jede Person produziert ein eigenes Polaritätsprofil, wenn sie Dinge, Umwelten oder Landschaften beurteilt.
Die Merkmale im Semantischen Differential sind proximalen Reizen vergleichbar. Die distalen Reize legt der Versuchsleiter fest, indem er bestimmte Bildszenen auswählt. Je einfacher und reduzierter die Szenen sind, umso weniger Möglichkeiten haben Versuchspersonen, sich aus diesen Vorgaben bestimmte Aspekte auszuwählen.
Ein Beispiel für ein solches schematisiertes Reizmuster ist in Abbildung 1-26 dargestellt. Mit solchen vorgegebenen Mustern fand Stamps (2000) heraus, dass sich der Eindruck der Massigkeit eines Gebäudes durch Bäume vor dem Haus verringern lässt.
Der humanistisch-umweltpsychologische Ansatz
Das umweltpsychologische Modell, von Zube et al. (1982) als humanistischer Ansatz bezeichnet, ist wirklichkeitsnäher. Denn nunmehr verharrt der Mensch nicht mehr an einem Ort, an dem er die aus der Umwelt eintreffenden Reize zu einem subjektiven Bild verarbeitet, sondern er ist unterwegs. Er erlebt, während er sich fortbewegt, die ihn umgebende Umwelt von verschiedenen Blickpunkten aus. Schon Kleinkinder beginnen, sobald sie krabbeln können, ihre Umwelt und die darin befindlichen Dinge zu erforschen und zu «begreifen». Die Erkundung der Umwelt bleibt ein Leben lang ein zentrales Mobilitätsmotiv, auch wenn es in der Verkehrsplanung leicht aus dem Blick gerät, weil man sich allzu zu sehr auf das Transportmotiv konzentriert. Gerade das Erkundungsmotiv ist jedoch für das Naturerleben wichtig. Der Ausflug in die Natur erfolgt nicht selten aus diesem Grund.
Das umweltpsychologische Modell geht vom Bild eines Menschen aus, der aktiv ist, um sich einen Eindruck von seiner Welt zu verschaffen. Um dem Modell Rechnung zu tragen, sind die Forschungsmethoden entsprechend offen angelegt. Eine Methode, die bereits einigen Spielraum lässt, ist die Vorgabe von Adjektiv-Checklisten, aus denen sich die befragten Personen diejenigen Eigenschaften auswählen, die ihnen persönlich zu dem zu beurteilenden Gegenstand am zutreffendsten erscheinen. Ein anderer offener Ansatz sind grafische Verfahren. Man bittet z. B. eine Stichprobe von Stadtbewohnern, eine kognitive Karte von einem Stadtteil zu zeichnen und dann auf dieser Karte die Punkte zu markieren, die für sie von besondererWichtigkeit sind. Solche markanten Punkte können eine Grünanlage, eine Allee, ein höher gelegener Ort, von dem aus man einen schönen Ausblick hat, oder ein mit Bäumen gesäumter Platz sein, auf dem man sich gern, auf der Bank sitzend, aufhält. Die Auswertung könnte so aussehen, dass festgestellt wird, ob die markanten Punkte überdurchschnittlich oft Orte mit Bäumen und anderen Naturelementen sind.
Offene Befragungsmethoden hat Hunziker (1995) eingesetzt. In einer Region in der Schweiz, in der nicht mehr als Weideland genutzte Gebiete wieder aufgeforstet werden, führte er offene Interviews durch. Den Befragten wurden während einer Rundfahrt an verschiedenen Orten offene Fragen gestellt, um ihre augenblicklichen Eindrücke und Gefühle zu erfassen. Dabei gab der Interviewer lediglich Denkanstöße. Den Interviewten war es frei gestellt, wozu sie sich äußerten und worüber sie berichteten.
Typisch für die Verfahren, die auf dem umweltpsychologischen Ansatz basieren, ist ihre Offenheit. Die Fragen werden offen formuliert, so dass die Beteiligten frei in ihrer Entscheidung sind, welche Aspekte sie aufgreifen und welche sie weglassen wollen. Sie generieren und strukturieren das Forschungsfeld selbst (Kupritz, 1998; 2001). Wenn z. B. die Frage lautet, was einen dazu veranlasst, ins Grüne zu fahren, dann bleibt es der befragten Person überlassen, diejenigen Push- oder Pullfaktoren zu nennen, die ihr selbst in den Sinn kommen. Mit solchen offen gestellten Fragen können Themen identifiziert und Anhaltspunkte gewonnen werden, welche Merkmale der Umwelt einer Person wichtig sind, was sie
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