Natur
Gegenstände, Räume, Gebäude, Stadtpark, Städte, Gartenschauen und Landschaften.
Schönheit als subjektives Phänomen
Diese objektivistische Auffassung, dass Schönheit den Dingen und Umwelten anhaftet, hat jedoch schon im 18. Jahrhundert David Hume in Frage gestellt. Seine Meinung war, dass Schönheit allein im Bewusstsein des Betrachters existiert, also keine Eigenschaft der Dinge selbst ist. Eine Umwelt ist schön, wenn es einen Betrachter gibt, der sie schön findet 23 . Das ästhetische Urteil wäre dann kein Privileg von Experten mehr, sondern eine allgemeine Form psychischen Erlebens. Um das zu unterstreichen, hat Höge (2006) von populärer Ästhetik gesprochen. Dass diese Urteile nicht frei sind von sozialen und kulturellen Einflüssen, steht außer Frage. Vor allem die Ansichten und Bewertungen der persönlich wichtigen Bezugspersonen und der Bezugsgruppen mit ähnlichem Lebensstil spielenbei ästhetischen Urteilen eine zentrale Rolle (Ritterfeld, 1996) 24 . Das, was ein Mensch als schön empfindet, bestimmt so letztlich mehr oder weniger auch seine soziale Umwelt.
Berlyne (1971) hat diese Mitwelt nicht berücksichtigt, als er seine experimentell psychologischen Untersuchungen mit Versuchspersonen durchführte, denen schematisierte, leicht zu variierende Reizmuster gezeigt wurden. Soziale Einflüsse sind hier ausgeschaltet. Sein Ergebnis war, dass der ästhetische Eindruck von bestimmten Reizqualitäten abhängt. Es sind
• Neuartigkeit
• Inkongruenz
• Komplexität
• Überraschung.
Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, sind diese Reizqualitäten keine objektiven Umweltmerkmale, sondern kollative Merkmale, das heißt das Ergebnis personinterner Vergleiche: Die objektiven Umweltmerkmale werden an einem individuellen Maßstab geprüft, ob sie neu, inkongruent, komplex und überraschend sind. Bei den Vergleichen stellt sich heraus, ob ein Objekt oder eine Umwelt für den betreffenden Menschen die genannten Reizqualitäten besitzt. Das Ausmaß der Abweichung vom person-internen Maßstab im Hinblick auf Neuartigkeit, Inkongruenz, Komplexität und Überraschung darf nicht zu groß sein; der Eindruck von Schönheit stellt sich nur ein, wenn die Abweichungen vom individuellen Maßstab nicht zu krass ausfallen.
Wegen der Individualität des Vergleichmaßstabs lässt sich der ästhetische Eindruck, den ein Gegenstand oder eine Landschaft in einem Menschen hervorruft, nur ungefähr schätzen.
Abbildung 2-9: Cartoon Schönheit (mit freundlicher Genehmigung von Frank Speth ( http://www.kunstsam.de )
Der ästhetische Eindruck als emotionale Reaktion
Eine dritter Ansatz ist, den ästhetischen Eindruck als emotionale Reaktion zu definieren (vgl. Kapitel 1.3 ). Auf diese Definition wird im Bereich der Kunst verwiesen, nämlich dann, wenn Ästhetik verstanden wird als etwas, was anrührt, was vom sicher Erwarteten abweicht, was die Routine des Wahrnehmens und Handelns unterbricht (Allesch, 2006). Aus dieser Perspektive erscheint die Natur als eine Welt, die aufmerken lässt und anrührt oder sogar schockiert.
Die emotionale Reaktion kann positiv oder negativ ausfallen, was Zuwendungs- oder Abwendungsverhalten zur Folge hat (Mehrabian & Russell, 1974). Emotionale Reaktionen sind also nicht auf positive Eigenschaften beschränkt. Definiert man den ästhetischen Eindruck allgemein als emotionale Reaktion, dann gehören auch die negativen emotionalen Reaktionen dazu. Auch wenn er sich anschließend abwendet, so ist der Mensch zunächst einmal betroffen. Dies gilt z. B. für lebensfeindliche und unwirtliche Umwelten. Sie beeindrucken.
Der ästhetische Eindruck als positive emotionale Reaktion
Nasar (1997) fasst Ästhetik enger, indem er als ästhetischen Eindruck nur die positiven emotionalen Reaktionen versteht. Eigenschaften wie schön, reizvoll, vollkommen, klangvoll, poetisch, anregend, interessant, strahlend und attraktiv lösen positive Gefühle aus. Der ästhetische Eindruck ist eine positive emotionale Reaktion auf Umweltmerkmale.
Auf Naturumwelten, die als reizvoll und anregend erlebt werden, wird emotional positiv reagiert. Die wechselnden Wetterlagen und Jahreszeiten in Ländern mit einem gemäßigten Klima, in denen der Sommer nicht zu heiß und der Winter nicht zu kalt ist, sind anregend, aber nicht aufregend. Des weiteren tragen die Jahreszeiten dazu bei, eine Umwelt immer wieder als neu erscheinen zu lassen (vgl. Abbildung 2-10 ).
Ästhetisch ansprechend sind Umwelten, die
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