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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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konnte aus dem Krankenzimmer auf grüne Natur blicken, während der andere nur eine Ziegelsteinmauer vor sich hatte. Dass die Patienten, denen der Blick aus dem Fenster auf grüne Natur vergönnt war, ganz klar einen Vorteil hatten, zeigte sich daran,
    • dass ihr postoperativer Aufenthalt im Krankenhaus kürzer war
    • dass das Pflegepersonal sich positiver über diese Patienten äußerte
    • dass sie weniger Schmerzmittel benötigten.
    Es wurde ausgeschlossen, dass die Unterschiede zwischen den Gruppen von einem unterschiedlichen Stressniveau herrührten. Beide Gruppen erleben ähnlich viel Stress, was sich unter anderem daran zeigte, dass kein Unterschied im Verbrauch Angst mindernder Medikamente festzustellen war.
    Stress lässt sich künstlich erzeugen, indem man Versuchspersonen komplizierte Aufgaben vorsetzt, wie es Hartig und Mitarbeiter (2003) gemacht haben. Was die Natur vermag, zeigt sich anschließend. Der Stressabbau erfolgte in der Untersuchung von Hartig et al. schneller bei der Gruppe, die in einem Raum saß, von dem aus man auf Bäume blickte, als bei derjenigen, die nicht auf grüne Natur sehen konnte. Des weiteren zeigte sich, dass der Stress schneller überwunden wurde, wenn nach der Bearbeitung derAufgaben ein Spaziergang in einer Natur reichen Umgebung gemacht wurde. Spaziergänge in einer Natur armen Umwelt waren weniger wirkungsvoll.
    In anderen Untersuchungen verlässt man sich auf die Vorstellungskraft der Versuchspersonen. Staats und Mitarbeiter (2003) haben mentale Ermüdung bei den Versuchspersonen induziert, indem sie sich vorstellen sollten, dass sie am Ende eines arbeitsreichen Semesters vollkommen erschöpft sind. Die Versuchspersonen in der Vergleichsgruppe sollten sich dagegen vorstellen, dass sie sich von den Strapazen des voran gegangenen Semesters vollkommen erholt haben. Beiden Gruppen wurden Bilder mit städtischen Szenen und Bilder mit Naturumwelten dargeboten. Mit Hilfe von 7-stufigen Skalen wurde sodann das Ausmaß der Präferenz und die Absicht, in den städtischen oder natürlichen Umwelten Spazieren zu gehen, erfasst. Obwohl es sich nur um eine vorgestellte mentale Verfassung handelte, zeigte sich ein Effekt. Bei denen, die sich vorstellten, erholt zu sein, waren die Unterschiede in der Bevorzugung natürlicher gegenüber städtischer Umwelten sowie bei den Absichten, hier oder dort spazieren zu gehen, weniger ausgeprägt als bei denen, die sich in die Rolle der mental Ermüdeten hinein versetzt hatten. Ihre Bevorzugung der Naturbilder war offenkundiger, und ihnen lag auch sehr viel daran, in der Natur spazieren zu gehen.
    Dieses Ergebnis ist auch insofern bemerkenswert, weil es zeigt, dass allein schon der Glaube, erholt oder erschöpft zu sein, die Wertschätzung der Natur verändern kann. Und offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem Verlangen nach Naturumwelten und dem Bedarf an Erholung; die Natur wird intuitiv als Mittel heran gezogen, um wieder zu einem Normalzustand zu gelangen. Das Ergebnis von Van den Berg et al. (2003) spricht ebenfalls dafür, dass die Erfahrung von Erholung und Entspannung zu einem wesentlichen Anteil die Bevorzugung natürlicher Umwelten erklärt. Eine Umwelt, in der man spürt, dass man von einem hohen Erregungsgrad wieder auf das Normalniveau zurück gelangt, wird gern aufgesucht. In dieser Untersuchung erzeugten die Forscher den hohen Erregungsgrad, indem sie den Versuchspersonen einen Angst einjagenden Film vorführten.
    Eine plausible Annahme ist somit, dass Menschen Natur «instinktiv» aufsuchen, wenn sie erholungsbedürftig sind und sich überlastet fühlen. Regan & Horn (2005) haben diese Hypothese überprüft, indem sie unterschiedliche Gefühlslagen induzierten. Die einbezogenen Personen aus unterschiedlichen Wohngebietstypen sollten sich vorstellen, aufgeregt,glücklich, krank, entspannt, verängstigt, überlastet oder ärgerlich zu sein. Im Anschluss daran sollten sie den Ort nennen, den sie bei einer dieser Befindlichkeiten am liebsten aufsuchen würden. Zusätzlich sollten sie begründen, warum sie den genannten Ort bevorzugen und was diesen Ort auszeichnet. Häufig genannte Qualitäten der bevorzugten Orte waren:
    • das Vorhandensein von Bäumen und Pflanzen
    • das Vorhandensein natürlicher Gewässer wie Flüssen und Seen.
    Die Unterscheidung zwischen Stadt- und Landbewohnern erwies sich als aufschlussreich. Je nachdem, ob ein Mensch in der Stadt oder auf dem Lande lebt, spielt die Natur für ihn als

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