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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Erholfaktor eine andere Rolle. Stadtbewohner zieht es vor allem dann in die Natur, wenn sie sich gestresst fühlen. Dies gilt nicht für die Bewohner ländlicher Gegenden, wie Tabelle 2-1 zu entnehmen ist, in der die Befindlichkeiten in eine Rangreihe gebracht sind. Rangplatz 1 bedeutet, dass das Streben nach Natur in diesem Zustand besonders stark ist. Nur bei den Stadtbewohnern ist Stress der vorrangige Grund für das Verlangen nach Natur. Wer im ländlichen Raum und damit wahrscheinlich weniger Natur fern wohnt, hält sich vor allem im entspannten Zustand gern in der Natur auf.
    Tabelle 2-1: Stärke des Bedürfnisses nach grüner Natur je nach Befindlichkeit bei Stadt- und Landbewohnern (Regan & Horn, 2005, S. 63)

    Kranksein wurde von den Befragten nicht als vorrangiger Grund gesehen, in Kontakt mit der Natur zu treten. Ein Grund könnte sein, dass Kranksein in erster Linie mit sterilen keimfreien Räumen assoziiert wird. Dieses Klischee verhindert möglicherweise, dass die Natur als Therapiefaktor in den Sinn kommt. Ein Hindernis sind die vorherrschenden stereotypen Vorstellungen, wie Umwelten für kranke Menschen auszusehen haben.
    Stressfolgen sind verminderte Leistungsfähigkeit, ein verringertes Wohlbefinden und gestörte soziale Beziehungen. Wenn man mit dem Stress nicht fertig wird, ist chronische Erregung die Folge, was über kurz oder lang auch die physische Gesundheit untergräbt. Im Berufsleben zählt vor allem die Leistungsfähigkeit. Stress infolge einer reduzierten Leistungsfähigkeit lässt sich schneller abbauen, wenn man die Natur zu Hilfe nimmt. Büroarbeitsplätze in Fensternähe sind nicht allein wegen des Tageslichts vorteilhaft, sie sind ein Mittel gegen Stress und zwar vor allem dann, wenn man beim Blick aus dem Fenster auf grüne Natur blickt (Yilderim et al., 2007). Lässt sich das nicht bewerkstelligen, wäre als Nächstes zu prüfen, inwieweit in den Arbeitsräumen Platz für Pflanzen wäre. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen dafür, dass Pflanzen von Nutzen sein können, um die gewohnte Leistungsfähigkeit schneller zu erreichen (Lohr et al., 1996).
    Neuere Ergebnisse haben den Erholeffekt von Natur weiter untermauert. Grüne Natur ist in mehrfacher Hinsicht wohltuend, wie Mayer et al. (2009) nachgewiesen haben. Zu den Benefits gehört eine ausgeglichene emotionale Gestimmtheit und Gelassenheit, die es erleichtert, sich mit Lebensproblemen konstruktiv auseinanderzusetzen.
    Es sind nicht nur Erwachsene, die Stress erleben, sondern auch Kinder, wobei Stress Kinder viel härter trifft, weil sie nicht über vergleichbare Möglichkeiten der Stressbewältigung verfügen. Natur könnte so in der Kindheit eine noch größere Rolle spielen. Wells & Evans (2003) haben diese Annahme mit einer Stichprobe von Kindern aus verschiedenen amerikanischen Kleinstädten bestätigt. Mit speziellen Fragebögen und Tests wurden Stress erzeugende Vorkommnisse im Leben der Kinder, ihre psychische Gesundheit und ihr Selbstvertrauen erfasst. Es zeigte sich, dass Wohnumgebungen mit grüner Natur das Vermögen der Kinder stärken, besser mit belastenden Ereignissen fertig zu werden. Zwischen der psychischen Gesundheit, dem Selbstvertrauen der Kinder und ihrer Stressresistenz einerseits und dem Vorhandensein von grüner Natur in der Wohnumwelt andererseits fand sich ein bemerkenswerter Zusammenhang. Die Natur wirkt wie ein Schutzschild, an dem belastende Einflüsse abprallen. Dieser Schutzschild stärkt die Widerstandskraft gegenüber psychisch belastenden Ereignissen. Sogar die Selbstdisziplin der Kinder wird bekräftigt, das heißt die Fähigkeit, sich auf einen Sachverhalt zu konzentrieren, überlegt zu handeln, unmittelbare Handlungsimpulse zu unterdrücken und einen Belohnungsaufschub zu akzeptieren. Es liegt nahe, aufgrund dieser positiven Effekte der Natur auf Kinder Umwelten, die Kinder häufig aufsuchen, mit grüner Natur anzureichern.
    Den Umweltpsychologen geht es nicht nur um den Nachweis, dass die Natur das Erleben und Verhalten beeinflusst, sondern immer auch darum, die gewonnenen Erkenntnisse nutzbringend anzuwenden, was aber nur möglich ist, wenn die Wirkungszusammenhänge bekannt sind. Die zentrale Frage ist, auf welche Weise eigentlich die Natur die erholende Wirkung hervorbringt. Wichtige theoretische Ansätze, die darauf eine Antwort zu geben versuchen, sind das physiologische Modell, das die körperlichen Vorgänge in den Fokus rückt, die sich bei emotionalen Reaktionen abspielen, und die

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