Natur
Eisblöcken gebauten Iglus der Eskimos.
Abbildung 2-21: Anpassung an Kälte (eigenes Foto)
Darüber hinaus ist die arktische Region für die Klimaforschung von Bedeutung: Gletscher und der Permafrost im Boden sind mögliche Klimaindikatoren (Meier & Thannheiser, 2009).
Wohnen in der Wildnis
Weite Bereiche der arktischen Landschaft sind vom Menschen unberührtes Land. Doch hier und da siedeln sich auch in einer solchen unwirtlichen Umwelt Menschen an. Gerade wegen dieser Unberührtheit und der Einzigartigkeitdieser Wildnis wächst die Zahl der Touristen, die diese ursprünglichen, vom Menschen nicht veränderten Bereiche auf der Erde erleben möchten. Eine solche Gegend ist Spitzbergen, eine von Norwegen verwaltete Inselgruppe in der Arktis nördlich des Polarkreises 27 . Die Besiedlung Spitzbergens erfolgte etwa ab 1900 in erster Linie wegen reicher Kohlevorkommen.
Abbildung 2-22: Arktische Landschaft - Spitzbergen (Foto Christel Bräuer)
Welche Bedeutung hat Spitzbergen für die dort Wohnenden? Um das heraus zu finden, hat Kaltenborn (1998) allen 988 über 14-jährigen Bewohnern von Spitzbergen einen Fragebogen mit einer sense of place-Skala zugeschickt (vgl. Kapitel 1.3 ). Von rund einem Drittel wurde der Fragebogen ausgefüllt zurück geschickt. Wie sich zeigte, ist das von Außenstehenden unwirtlich erscheinende Spitzbergen für die Bewohner eine emotional bedeutsame Umwelt, es ist ihr persönlicher Lebensraum, mit dem sie sich identifizieren und verbunden fühlen, auch wenn sie die Landschaft, in der sie leben, als Wildnis empfinden.
Tabelle 2-5: Der sense of place der Bewohner Spitzbergens (Kaltenborn, 1998, S. 176)
Den Aussagen wird weitestgehend zugestimmt. Die Zustimmung ist etwas weniger ausgeprägt, wenn sie mit einer Investition von Zeit und Geld verbunden wäre.
Vor allem im Zusammenhang mit kommerziellen Absichten und der Aussicht auf Gewinn macht sich der Mensch auch lebensfeindliche Umwelten nutzbar (Bechtel, 2002). Mit dem Einsatz der heute zur Verfügungstehenden Technologie kann er unwirtliche Umwelten in bewohnbare Lebensräume umwandeln. Solche speziell umhüllten Umwelten, Klimahüllen bzw. Klimakapseln bieten Schutz vor extremen Umweltbedingungen und Naturereignissen. Der Mensch erfindet neue Lebensräume, mit denen er in lebensfeindlichen Umwelten überleben kann.
Dennoch können auch diese abgeschotteten künstlichen Umwelten inmitten einer lebensfeindlichen Naturumwelt (noch) nicht alle sonstigen ungünstigen Bedingungen aus der Welt schaffen, z. B. nicht die ungewohnten Hell-Dunkel-Zyklen in den Polarregionen und die soziale Isolation in den abgekapselten Forschungsstationen insbesondere in der Antarktis (vgl. Suedfeld, 1991).
Die Wildnis
Unwirtlichkeit und Unberührtheit hängen zusammen: Unwirtliche Umwelten werden wegen ungünstiger klimatischer Bedingungen oder Wassermangels nicht besiedelt, sie bleiben vom Menschen unberührt.
Die Bewohner Spitzbergens sehen die Arktis als Wildnis an. Die Frage ist jedoch, ob sie unter Wildnis das Gleiche verstehen wie die Menschen, die in gemäßigten Klimazonen und in großen Städten leben. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen von Wildnis (Lutz et al., 1999). Ursprünglich verstand man unter Wildnis eine Naturumwelt, vor der man sich fürchtete. Die unberührte Natur wurde entweder wegen ihrer lebensfeindlichen Bedingungen oder auch wegen ihres chaotischen Wachstums als gefährlich und bedrohlich angesehen. In der unberührten «wilden» Natur sind sämtliche Veränderungen «natürlich», die Natur bringt sie ohne Zutun des Menschen hervor.
Doch dann wurde die Wildnis zu einer Region, die neugierig machte und zum Erforschen und Erkunden motivierte. In dieser unberührten Natur tauchte der Mensch auf und zwar nicht nur der vom Erkenntnisdrang getriebene Forscher, sondern auch der Tourist. Motive, die nicht ungefährliche Wildnis aufzusuchen, sind zum einen Abenteuerlust, das Erleben von Thrill eingeschlossen, zum anderen das Bedürfnis nach einem besonders intensiven being way verbunden mit der Erwartung faszinierender Anblicke, die eine unberührte Landschaft bietet.
Heute ist die Wildnis in erster Linie eine Art Reservat, das man zu schützen sich bemüht (Lutz et al., 1999). Effektive Strategien lassen sich jedoch nur entwickeln, wenn die Vorstellungen, was die Wildnis ausmacht, nicht allzu uneinheitlich sind. Schon ein einfacher Vergleich zwischen StadtundLandbewohnern, wie ihn Lutz und Mitarbeiter durchgeführt haben, zeigt,
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