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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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hilflos mit dem Ereignis konfrontiert wird. Katastrophen-Erziehungsprogramme müssten - so die Annahme - die Stressbewältigungskompetenz stärken, das heißt den Eindruck, die Sache in den Griff zu bekommen. Bezogen auf die unten erläuterte Beziehung würden durch die Teilnahme an einem solchen Programm die Verletzbarkeit verringert und die psychologischen Ressourcen gestärkt werden. Diese Annahme wurde in der Region Südcarolina in den USA überprüft, in der die Wahrscheinlichkeit von Hurrikans und Erdbeben vergleichsweise hoch ist, so dass dort ein Katastrophen-Erziehungs-Zentrum eingerichtet worden war. Damit war die Gelegenheit gegeben, die Effektivität eines solchen Programms zu überprüfen. Fünf Monate nach dem Hurrikan Hugo führten Faupel & Styles eine Untersuchung durch, in der zwei Gruppen miteinander verglichen wurden. Die Personen in der einen Gruppe hatten an einem Katastrophen-Erziehungs-Programm teilgenommen, bei dem sie unterrichtet worden waren, wie man sich angesichts eines sich ankündigenden Hurrikans verhalten sollte. Die Vergleichsgruppe bestand aus Personen, die nicht in dieser Weise geschult worden waren. Das unerwartete Ergebnis war, dass die Vergleichsgruppe weniger Stresssymptome aufwies als die geschulte Gruppe. Eine erste Erklärung ist, dass es sich hier um einen Selektionseffekt handelt, wobei diejenigen, die Interesse an dem Katastrophen-Erziehungs-Programm gehabt haben, auch diejenigen sind, die sich stärker vor solchen Katastrophen fürchten und die schon vorab ein höheres Stressniveau haben als diejenigen, die meinen, keine Schulung zu benötigen. Eine zweite Erklärung ist, dass den Teilnehmern am Programm die Übermacht des Hurrikans erst richtig bewusst geworden ist, so dass sie sich gegenüber solchen Urkräften jetzt umso ohnmächtiger fühlen. In beiden Fällen sind die möglichen Nebeneffekte einer solchen Maßnahme vorab zu bedenken.
    Gifford hat eine Beziehung aufgestellt, mit der das Stressniveau geschätzt werden kann (Gifford, 2007, S. 452):

    Danach hängt das individuelle Stressniveau davon ab, wie stark man den Belastungen ausgesetzt und wie verletzbar man ist. Je exponierter und je verwundbarer ein Mensch ist, umso stärker ist der erlebte Stress. Im umgekehrten Verhältnis dazu stehen die psychologischen und sozialen Ressourcen. Über je mehr individuelle Mittel und soziale Unterstützung ein Mensch verfügen kann, umso weniger Stress wird er erleben. Diese Beziehung erklärt, warum die Personen in der einen Gruppe in der Untersuchung von Faupel & Styles (1993) kaum Stress erlebt haben: Sie konnten auf starke soziale Ressourcen zurückgreifen.
    Insbesondere die sozialen Ressourcen blockieren auch den Umzug in eine Gegend, in der die Wahrscheinlichkeit extremer Naturereignisse geringer ist. Obwohl ein Wohnortswechsel nahe liegend wäre, wird er nur relativ selten praktiziert. Man möchte die Gegend, in der man sich sozial eingebunden fühlt, nicht verlassen (Gifford, 2007).
    Nicht nur der Mensch selbst kann durch extreme Naturereignisse bedroht, verletzt oder getötet werden, sondern auch sein Haus und seine Lebenswelt mit allem darin, was ihm lieb und wert ist, kann der Vernichtung anheim fallen. Es sind zum einen materielle Verluste, zum anderen der Verlust von Angehörigen und vertrauten Menschen. Moore & Moore (1996) haben als Folge davon das Burnout-Syndrom ausgemacht, erkennbar an einer tief greifenden Erschöpfung und Mutlosigkeit. Befragt wurden Bewohner von Sullivan Island, die, bevor der Hurrikan Hugo in Südcarolina die Insel erreichte, evakuiert worden waren, die also selbst unversehrt geblieben sind. Ein dreiviertel Jahr nach dem Hurrikan wurde eine schriftliche Befragung der Bewohner durchgeführt, die nach dem Hurrikan in ihr Haus zurückgekehrt waren. Erfasst wurden Stresssymptome, emotionale Erschöpfung und Leistungseinbußen und der Eindruck, ein anderer Mensch geworden zu sein. Verschiedene Items wurden vorgegeben, zu denen auf 5-stufigen Skalen der Grad ihres Zutreffens angekreuzt werden sollte.
    Der einleitende Satz lautete: «Seit dem Hurrikan Hugo, hat sich bei mir einiges verändert». Dann folgten mehrere Aussagen, die das Burnout-Syndrom charakterisieren:
    •Meine Arbeitsleistung hat abgenommen
    • Ich fühle mich müde und kaputt
    • Ich habe Schlafstörungen
    • Ich habe meinen Sinn für Humor verloren
    • Ich arbeite die ganze Zeit und komme nicht von der Stelle.
    In dem Ergebnis von Moore & Moore tritt die Wirksamkeit

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