Natur
sozialer Ressourcen klar: Der Stress nach einer Katastrophe ist bei Verheiraten geringer ist als bei Alleinstehenden.
Insgesamt erwies sich der Zusammenhang zwischen dem Burnout und den durch den Hurrikan angerichteten Zerstörungen als komplex. Diejenigen, die noch in ihrem Haus wohnen konnten, aber dennoch den Schaden als gravierend wahrnahmen, litten weitaus mehr daran als diejenigen, deren Haus vollständig zerstört worden war. Eine mögliche Erklärung ist, dass ein größerer Schaden mit einer höhere Summe entschädigt wird. Diese Entschädigung ist den Ressourcen zuzuschlagen, die nach der von Gifford (2007) postulierten Beziehung umgekehrt proportional zum erlebten Stress sind.
Umsiedlungen in weniger von extremen Naturereignissen heimgesuchte Gebiete sind meistens keine befriedigende Lösung für die betroffenen Personen (vgl. Riad & Norris, 1996). Eine Umsiedlung ist viel einschneidender als eine Evakuierung, weil es ein Ortswechsel auf Dauer ist. Mit der Umsiedlung verbunden ist eine Schmälerung der psychologischen und sozialen Ressourcen, was nach der Gifford'sche Beziehung zu vermehrtem Stress führt.
Die unwirtliche Natur
Klima und Wetter
Es hängt wesentlich von den klimatischen Bedingungen ab, inwieweit eine Umwelt für einen längeren Aufenthalt des Menschen geeignet ist. Lebensfeindliche Umwelten, in denen ein extremes Klima herrscht, werden nur von Forschern, deren Erkenntnisdrang sie dort hinführt, von Investoren und Unternehmern, die wirtschaftliche Interessen verfolgen, oder von Touristen aufgesucht. Ansonsten sind es weitgehend vom Menschen unberührte Naturumwelten. Falls Menschen dort wohnen, ist deren Zahl in der Regel überschaubar.
Unter Klima wird die Gesamtheit aller an einem Ort möglichen Wetterzustände einschließlich ihrer typischen Aufeinanderfolge sowie ihrer tages- und jahreszeitlichen Schwankungen verstanden (Keul, 1995). Die Skala reicht vom tropischen Klima im Bereich des Äquators bis hin zum Eisklima der Polarregionen. Im Mittelbereich liegen die gemäßigten Klimazonen. An den Meeresküsten herrscht ein Reizklima, für das im Gegensatz zum Waldklima starke und abrupte Schwankungen der Temperatur und der Windverhältnisse charakteristisch sind. In Wäldern werden Wind und Geräusche gedämpft, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen sind ausgeglichener, sich daran anzupassen fällt leichter (Hellbrück & Fischer, 1999).
Wetter und Klima beeinflussen das Wohlbefinden und das Behaglichkeitsgefühl sowie die Leistungsfähigkeit und das Sozialverhalten. Schon in der Antike war man sich dieses Zusammenhangs bewusst. Hippokrates war so weit gegangen, auch Persönlichkeitseigenschaften dem Klima zuzuschreiben:
Was aber die Schlaffheit und Feigheit der Asiaten betrifft und die Tatsache, dass sie unkriegerischer als die Europäer und sanfter in ihrem Charakter sind, daran ist vor allem das Klima schuld, das jene großen Schwankungen, weder zum Warmen noch zum Kalten hin, zeigt, sondern sehr gleichmäßig ist. […] Denn der ständige Wechsel in allen äußeren Verhältnissen ist es, der den Geist des Menschen aufweckt und nicht zur Ruhe kommen lässt […] 26 .
Hitze kann zu vermehrter Aggressivität und Gewalttätigkeit führen (Rotton & Cohn, 2002). Die Beziehung ist jedoch nicht linear, denn Menschen werden nicht umso aggressiver, je heißer es ist. Erklärt wird die Nicht-Linearität mit dem Modell des «negative affect-escape» (Bell et al., 1996), das besagt, dass das Aggressionspotential bis zu einer bestimmten Temperatur ansteigt und dass jenseits dieses Punktes die zunehmende Hitze als so unerträglich empfunden wird, dass alle Anstrengungen darauf gerichtet sind, der Hitze zu entkommen. In der Situation extremer Hitze bleibt sozusagen keine Energie mehr für aggressives Verhalten übrig.
Große Gebäude und große Parkplätze absorbieren mehr Sonnenhitze als eine Grünfläche. Zwischen hohen Gebäudekomplexen staut sich die Hitze (Bell et al., 1996; Hellbrück & Fischer, 1999). Grüne Natur bringt demgegenüber Kühlung.
Unwirtlich ist auch Kälte. Bei vorübergehender, noch erträglicher Kälte sind schnelles Gehen und vor allem geeignete Kleidung ein Mittel gegendas Frieren (Rotton et al., 1990). In extrem kalten Regionen reicht der Schutz durch wärmere Kleidung nicht aus; der gesamte Lebensraum muss in einer besonderen Weise gestaltet werden. Ein Beispiel für den Schutz gegen Kälte unter Verwendung verfügbarer Materialien sind die aus Schnee und
Weitere Kostenlose Bücher