Natur
of place. Diejenigen, die vom Ackerbau leben, nutzen den Boden für den Anbau von Getreide und Gemüse; für sie ist der Boden als natürliche Ressource aus existentiellen Gründen wichtig. Für die Spaziergänger ist die Natur eine schöne Landschaft, in der sie sich «ergehen», die sie aufsuchen, um sich an der frischen Luft, der Weite der Landschaft mit dem hohen Himmel und den sich ständig ändernden Wolken zu erfreuen (vgl. Abbildung 2-24 ).
Der Bauer schätzt flache Böden, denn auf diesen kann besser gepflanzt und geerntet werden. Der Spaziergänger, der auf den Wegen zwischen Feld und Wald unterwegs ist, findet es faszinierend, dass sich der Landschaftseindruck beim Weitergehen kontinuierlich verändert. Die hügelige Topografie, auf die der Bauer gern verzichten würde, ist für den Spaziergänger ein Anregungsfaktor.
Die Menschen, für die die Natur Existenzgrundlage ist wie für Hotelbesitzer, Förster, Vogelschützer, Bauern oder Waldarbeiter, haben eine andere Art der Beziehung zur Natur als Reisende, Wanderer oder Spaziergänger. Für die erstgenannte Gruppe ist die Natur existentielle Basis und Arbeitswelt, für die zweite Gruppe repräsentiert Natur Urlaub und Freisein von Verpflichtungen.
Auch auf das being away als einem zentralen Merkmal erholsamer Umwelten (restorative environments) ist hier hinzuweisen. Die Landschaft, die die Touristen aufsuchen, ist für sie eine Kontrastwelt. Sie ist Alltagsumwelt für alle diejenigen, die dort wohnen und arbeiten. Merkmale der Alltagswelt sind mehr oder weniger feste Tagesabläufe und Zeitstrukturen, viel gebundene Zeit und relativ wenig persönliche Freizeit. Feste Zeitstrukturen bewirken, dass man es oft eilig hat, um Zeitpläne einzuhaltenund Zeitvorgaben zu koordinieren (Küster, 1999). Jenseits der Alltagswelt ist man weniger an strikte Zeitvorgaben gebunden. Der Reisende hat mehr Zeit und Muße. Er kann es sich leisten, zu Fuß unterwegs zu sein. Wenn man die Natur und die Landschaft beim Gehen erlebt, erschließen sich auch die kleinen Dinge, die man sonst gar nicht sehen würde. Auch Blüten, Blätter, Gräser, Steine, Pilze und weitere kleine Dinge können bei langsamer Fortbewegung wahrgenommen werden, Gerüche wie der Duft der Heckenrosen und Geräusche wie das Raunen des Baches oder der Gesang der Amsel werden erlebbar. Die Eindrücke werden reichhaltiger, die Umwelt wird anregender und faszinierender.
Abbildung 2-24: Der weite Himmel (eigenes Foto)
3 Natur wird genutzt und gestaltet
In diesem Kapitel wird dem Thema der Nutzung und Gestaltung von Natur nachgegangen. Der Mensch hat im Laufe seiner Phylogenese gelernt, zu seinem Nutzen in die Entwicklung der Natur einzugreifen. Zu den ersten Handlungen in dieser Richtung gehörte der Ackerbau, der ihn unabhängiger davon machte, was er als Jäger und Fischer in der freien Natur vorfand. Er nutzt die Natur, um seine elementaren Bedürfnisse nach Nahrung und Sicherheit zu befriedigen. In seiner Rolle als «Macher» ist der Mensch kein kontemplativer Betrachter, sondern ein aktiv Handelnder, der sich der Natur gezielt bedient. Damit wird die aktive Komponente in der Mensch-Natur-Interaktion ins Blickfeld gerückt, wobei anzumerken ist, dass inter aktive Beziehungen grundsätzlich immer beide Wirkungsrichtungen einschließen. In diesem Kapitel dominiert die Richtung Mensch => Natur.
Grüne Natur in der Stadt z. B. an Straßenrändern, auf öffentlichen Plätzen, Spielplätzen, städtischen Freiflächen, im Außengelände von Kindertagesstätten, Schulen, Kliniken und an sonstigen Orten dient nicht nur dazu, die individuelle Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen zu steigern, sondern zielt auch darauf ab, die städtische Umweltqualität zu verbessern. Auf diesem Wege kann sich die Stadt z. B. als «grüne Stadt» einen Namen machen.
Sowohl auf der individuellen als auch auf der kollektiven bzw. Makroebene wird Natur nicht nur physisch-materiell, sondern auch immateriell genutzt. Zu den materiellen Nutzungen gehört die Verwendung von Rohstoffen und natürlichen Materialien und die Wahl von Standorten. Günstige Standorte waren in der Vergangenheit Anhöhen, um dort Burgen zu bauen, von denen aus sich das Umland kontrollieren ließ. Heute installiert man dort einen Großsender oder ein Luxushotel mit Liegewiese und Skilift (Freyer, 1966).
Abbildung 3-1: Günstiger Standort für eine Burg (eigenes Foto)
Eine vorrangige Nutzung ist die Verwendung von Natur als Gestaltungsmittel.
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