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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Naturelemente dienen als Bausteine der Gestaltung von Innen- und Außenräumen, Häusern, Gebäuden, Siedlungen und Städten, privaten und öffentlichen Bereichen, Gärten, Stadtparks und Verkehrsanlagen. Natürliche und gebaute Umwelt bilden eine gestalterische Einheit.
    Um eine immaterielle Nutzung handelt es sich z. B. bei der Ausnutzung des Erholeffekts der Natur. Sowohl der Mensch als Individuum als auch Unternehmen, Institutionen und Einrichtungen nutzen die Erholwirkung der Natur. Erste Ansätze in dieser Richtung waren die antiken Asklepien 32 , später die Kurparks, in neuerer Zeit sind es die therapeutischen Gärten.
    Immateriell ist auch die Nutzung des Anregungspotentials natürlicher Umwelten. Fantasie und Kreativität werden beflügelt, es ergeben sich zahlreiche Themen und Motive für Sagen und Märchen, für Spiele und künstlerische Werke. Dies gilt sowohl für die «harmonische» erholsame als auch für die unheimliche und die mächtige Natur. Zum Beispiel wurden Vulkane in der Mythologie zu zornigen Bösewichtern, die sich rächen, weil man sie zu wenig beachtet hat.
3.1 Individuelle und kollektive Nutzung von Natur
    Das materielle Verhältnis des Menschen zur Natur wurde durch zwei Entwicklungen grundlegend verändert: beim Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit im Neolithikum und im Zuge der Industrialisierung vor rund 200 Jahren (Freyer, 1966). Die Sesshaftigkeit ging mit dem Ackerbau einher, der die Landschaft verwandelte. Felder wurden angelegt, um Nahrungsmittel zu erzeugen, Wälder zur Holznutzung und zur Gewinnung von Ackerfläche gerodet. Im Zuge der zweiten Entwicklung kam es dann zu einer Naturnutzung in einer bislang nicht gekannten Größenordnung. Im Laufe und nach der Industrialisierung verwandelten sich die kleinen Äcker in weitläufige Getreidefelder, aus Hühnerhöfen wurden Geflügelfarmen, aus Obstgärten Obstanbau-Gebiete. Parallel dazu weitete sich die Nutzung aus. Gewässer wurden zu Nutzwasser und Bäume zu Holzlieferanten. Der Boden und die natürlichen Ressourcen wurden intensiv genutzt. Nicht mehr nur einzelne Menschen oder kleine Gruppen, sondern große Unternehmen begannen, Nutzen aus der Natur zu ziehen. Seitdem hat man zwei Ebenen zu berücksichtigen (vgl. Franz, 1989):
    • die individuelle Ebene oder Mikroebene, auf der das Nutzungsverhalten einzelner Menschen und kleiner Gruppen analysiert wird
    • die Aggregat- und Makroebene, auf der die Naturnutzung von großen Kollektiven und von Unternehmen, Institutionen, Städten und Ländern untersucht wird.
    Die Frage nach den Motiven eines Menschen, der im Stadtpark unterwegs ist oder in die Berge fährt, bezieht sich auf die Mikroebene. Die Frage, warum eine Stadt die Durchführung einer Baumpflanzaktion beschließt, betrifft die Makroebene. Ein Tourist fährt in die Berge, weil er dort am intensivsten die Weite der Landschaft erleben kann. Für Reiseunternehmen ist die Berglandschaft eine Region, die sich kommerziell vermarkten lässt. Der Wanderer bewundert die alten Bäume, für die Möbelindustrie sind Bäume das Rohmaterial, um hochwertige Möbel im oberen Preissegment herzustellen. Unternehmen und Staat verstehen es, in viel größerem Umfang, als es der einzelne Mensch vermag, aus der Natur Gewinn zu ziehen. Der Bau eines Staudamms und die Abholzung von Wäldern sind Vorhaben im großen Stil.
    Die Naturnutzung eines einzelnen Menschen verkörpert z. B. das Bild der dänischen Malerin Sophie Holten (1858-1930) «Die Holzsammlerin» (vgl. Abbildung 3-2 , S. 132).

    Abbildung 3-2: Die Holzsammlerin (mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Lührs)
    Die Grenze zwischen individueller Naturnutzung im umweltverträglichen Ausmaß und einer Nutzung durch Kollektive und Unternehmen, die die Natur spürbar verändern, ist nicht immer klar zu ziehen. Ein Beispiel ist der Erwerb eines Grundstücks durch einen Investor mit der Intention, auf diesem Grundstück möglichst viele Wohneinheiten zu bauen und diese dann gewinnbringend zu vermieten oder verkaufen. Der Investor, der die Nähe der Natur als Mittel nutzt, um finanzielle Gewinne zu erzielen, kann eine einzelne Person, aber auch ein Unternehmen sein. Parks, Grünbereiche sowie Naturgewässer wirken sich Wohnwert steigernd aus, so dass man für Häuser und Wohnungen höhere Kaufpreise erzielen und höhere Miete verlangen kann, wie More et al. (1982), Crompton (2001) sowie Hoffmann & Gruehn (2010) nachgewiesen haben. Allerdings hängt der Gewinn dann auch davon ab,

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