Natur
wohnten, die als Mägde und Knechte teilweise in getrennt liegenden Kleinhäusern untergebracht wurden.
Abbildung 3-9: Bäume als Windschutz (Foto Richard Röhrbein)
Aus dem letzteren Haustyp entwickelte sich das Haus, in dem heute die abhängig Beschäftigten zur Miete oder auch im Eigentum wohnen. Es sind Handwerksmeister, Handwerksgesellen und die Angestellten und Arbeiter der Deich -und Sielverwaltung.
Der Haustyp des Uthlandischen Langhauses 35 erhält teilweise schon beim Bau, häufiger jedoch als bei einer späteren Erweiterung einen rechtwinkligen Anbau. Typischerweise ist dies ein Anbau am Ostkopf – auch hier wieder aus Gründen des Schutzes gegen Sturm und Wind. Diese Winkelform mit dem Anbau am Ostkopf als der häufigsten Variante schafft einen relativ windgeschützten Ort, an den in Gefahrenzeiten das Vieh zusammengetrieben und gesichert werden konnte. Diese Hausanordnung in Verbindung mit der Zuordnung der Gärten und dem Windschutzpflanzungen sind typische Beispiele für das Moment des von Menschen gemachten Landschaftsbildes.
Den wirtschaftlich schwächeren bzw. den abhängig Beschäftigten wird erlaubt, die Aufschüttung des Deichrandes als Aufschüttungsergänzungsbereich für den Bau ihres Hauses zu nutzen. Hierdurch können wesentliche Gründungskosten gespart werden. Der Mitteldeich ist aber zugleich Erschließungstrasse. Er umgab den alten Koog 36 , den Kernbereich der Insel. Auch heute zeichnet er sich in der Gesamtstruktur der Insel ab, abgesehen von einzelnen Abschnitten, wo man das Material für den Seedeichneubau verwendet hat. An diesem Mitteldeich erfolgte nun die hauptsächliche Besiedelung der Insel in späterer Zeit und im Wesentlichen derjenigen Bewohner mit nicht-agrarischen Existenzgrundlage. Diese Häuser stehen zumeist mit ihrem First parallel zu Straße und zwar unabhängig von der Himmelsrichtung. Die so angeordneten Häuser bilden teilweise kontinuierliche Reihen, teilweise werden sie durch größere unbebaute Strecken mit « freiem Blick in die Landschaft» unterbrochen.
Strukturelemente
Die zwei Haustypen mit ihrem jeweiligen Umfeld bilden neben den reinen landwirtschaftlichen Acker- und Wiesenflächen die akzentuierenden und strukturierenden Elemente des Landschaftsbildes. Die punktuellen wie die linearen Strukturen von Gebäude und Bewuchs bestimmen das Bild der Insellandschaft. Wind- und Sturm prägen das Landschaftsbild auf eigene Weise. Nicht nur, dass die Insel baumarm ist. Der Aufwuchs der Bäume ist durch den häufigen Windanfall, die Stürme in Herbst und Frühjahr, den hohen Wasserstand sowie den Salzgehalt der Luft in Meeresnähe erschwert. Erst in den letzten Jahren trifft man auf Straßenbaumpflanzungen, die jedoch auf Teilabschnitte begrenzt sind. Der Deich ist aus Sicherheitsgründen von Baumbepflanzungen ausgeschlossen. Aus Gründen des Naturschutzes insbesondere wegen des Vogelschutzes wurden weite einsehbare Flächen als für Vögel artgemäß eingestuft. Das Image der Insel ist seit Generationen in mündlichen Überlieferungen, Chroniken, Dichtung und Literatur durch die «öde» Baumlosigkeit geprägt.
Charakteristisch ist, dass zwischen den Häusern zumeist Raum für Gärten verbleibt, die traditionell als Nutzgärten mit einem begrenzten Schmuckanteil angelegt wurden. Gegenüber dem tiefer liegenden umgebenden Wiesen- und Ackerland werden diese Hausgärten durch Obstbäume und Buschwerk abgeschirmt. Diese Art der Bepflanzung ergibt aus der Ferne den Eindruck einer Ketten aus vorherrschendem Bewuchs mit hierin eingebundener Bebauung. Diese mehr oder weniger aufgereihten Kleinhäuser mit ihren in den Zwischenräumen befindlichen Kleingärten ziehen sich auf dem östlichen Teilstück des Mitteldeiches vom Deichrand im Norden im weiten Bogen über den Hauptort Tammensiel und den alten Hafen bis an den Deichrand im Westen. Dieser Siedlungsbogen strukturiert die Insel deutlich. Die relative Konzentration hat etwas mit der günstigen Lage zum Hafen zu tun und auch mit der damit zusammenhängenden näheren Verbindung zum Festland auf der von der offenen Nordsee abgewandten östlichen Inselseite.
Verstreute Gehöfte bestimmen weitgehend das Bild der Landschaft, wobei Bereiche mit einer dichteren sowie einer weniger dichten Besiedelung erkennbar sind. Eine stärkere Konzentration von Hoflagen ist innerhalb des Kernbereiches der Insel, des alten Kooges, typisch.
Ausblicke
Dass Mensch-Umwelt-Beziehungen nicht konstant sind, wird deutlich, wenn man sich
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