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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Gärten, die sich die Menschen zur Erbauung und Nutzung geschaffen haben. Je nachdem, ob der Garten ein primäres Territorium ist oder nicht, sind Betrachter und Gestalter identisch oder unterschiedliche Personen.
    Öffentliche Gärten
    Gärten in öffentliche Territorien werden von Experten entworfen und geschaffen. Dabei entstehen unterschiedliche Gartentypen: Gärten, die ein kulturelles Erbe repräsentieren, Schau- und Sichtungsgärten, die Menschen aufsuchen, um sich an der Schönheit der Pflanzenwelt zu erfreuen oder ihr Wissen zu erweitern, und Gärten, die als Experimentierfeld der Gartenkunst dienen.
    Kulturelles Erbe sind z. B. die von Joseph Maria Olbrich vor rund 100 Jahren geschaffenen Gärten. Olbrich hatte Haus und Garten als untrennbare und deshalb aus einer Hand zu gestaltende Einheit angesehen. Gartengestaltung war bei ihm Gartenkunst (Geelhaar, 2010).
    Schau- und Sichtungsgärten sind z. B. der Karl-Foerster-Garten in Potsdam Bornim (vgl. Kapitel 4.3 ) und der Hermannhof in Weinheim an derBergstraße. Letzterer ist ein privater kleiner Park, der der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde 37 .
    Beispiele für Gärten, die als Experimentierfeld und als Leistungsschau der Branche der Garten- und Landschaftsarchitekten dienen, finden sich insbesondere auf Gartenschauen, die als Landes-, Bundes- oder internationale Schauen an wechselnden Orten ausgerichtet werden. Beispielsweise hat Olbrich 1905 in einer Gartenbauausstellung in Darmstadt erstmals Farbgärten präsentiert (Geelhaar, 2010). Über 100 Jahre später wurde auf der Bundesgartenschau in Schwerin 2009 der Garten des 21. Jahrhunderts gezeigt. Auch hier wurde wieder etwas Neues präsentiert, nämlich eine schwimmende Wiese im See des Schlosses, konzipiert von den Hamburger Landschaftsarchitekten Breimann & Bruun.

    Abbildung 3-11: Blick in den Hermannshof in Weinheim (Foto Cassian Schmidt)
    Experimentiert wurde hier auch mit Materialien. Der Bodenbelag der schwimmenden Insel bestand aus grünen recycelten Glasstücken.
    Private Gärten
    Bei privaten Hausgärten sind Betrachter und Gestalter meistens ein- und dieselbe Person. Private Gärten bieten über die Wohnung hinaus gehende Möglichkeiten der Umweltaneignung. Es sind Räume, die individuell und selbst bestimmt gestaltet werden können, in denen, wenn es ein Gemüseoder Obstgarten ist, geerntet werden kann und um die man sich selbst kümmern muss, damit sie nicht «verwildern». Diese aktive Mensch-Natur-Beziehung ist charakteristisch für den privaten Hausgarten.

    Abbildung 3-12: Der Garten des 21. Jahrhunderts (Foto Breimann & Bruun)
    Als Beispiele aus der umweltpsychologischen Forschung seien zwei Untersuchungen aus England angeführt. Aktivitäten im Garten gehören dort zu den wichtigsten Freizeitbeschäftigungen. Bhatti & Church (2004) haben ausführliche Interviews mit 150 Befragten durchgeführt, die dadurch rekrutiert wurden, dass Besucher von drei Gartencentern angesprochen wurden. In den Interviews sollte erkundet werden, welche Funktionen und persönlichen Bedeutungen Gartenbesitzer ihrem Garten beimessen. Die Äußerungen wurden klassifiziert und sodann hinsichtlich ihrer Wichtigkeit eingestuft (vgl. Tabelle 3-2 ).
    Erholung, Privatheit, Ausstieg (escape) und Aneignung erwiesen sich als zentrale Funktionen, die am häufigsten als wichtig eingestuft wurden. Der eigene Garten ist für 75% der Befragten ein Ort, der Erholung bietet, für 71% ist er als Ort der Privatheit wichtig, für 70% ermöglicht der Garten, dem Alltag zu entkommen, und für 68% ist der Garten ein wichtiger Teil des Außenraums, der angeeignet und persönlich gestaltet werden kann.
    Drei weitere Funktionen des Gartens fallen in ihrer Bedeutsamkeit deutlich ab. Weniger als die Hälfte (44%) der befragten Gartenbesitzer meinte, dass der Garten wichtig ist, um etwas über die Natur zu lernen, lediglich 36% bringen den Garten mit Naturschutz in Verbindung. Selten ist der Garten ein Ort, an dem die Familientradition gepflegt wird, nur rund ein Fünftel der Befragten hielten diesen Aspekt für wichtig. Im Garten scheintman freier zu sein als im Haus, in dem man sich möglicherweise stärker an die Tradition gebunden fühlt. Hier lässt man es eher so, wie es schon zuvor war.
    Tabelle 3-2: Bedeutungen des eigenen Gartens (Bhatti & Church, 2004, S. 45)

    Gross & Lane (2007) haben Gartenbesitzer über die Bedeutung ihres Gartens im Laufe des Leben interviewt. Aus den Schilderungen der Befragten kristallisierten sich

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