Natur
drei Funktionen des Gartens heraus: Eskapismus/Ausstieg, Identität und Mensch-Umwelt-Beziehungen. Die Ergebnisse im Einzelnen waren:
• Eskapismus: Der Garten lenkt ab von alltäglichen Ärgernissen und Verdruss, er ermöglicht es, die Wirklichkeit für eine Weile hinter sich zu lassen.
• Identität: Dadurch, dass man ihn selbst gestalten kann, trägt der Garten zur Stärkung der Ich-Identität bei.
• Mensch-Umwelt-Beziehungen: Der Garten ist ein Ort, an dem man mit der Umwelt in eine enge Beziehung treten kann.
Auffallend war, wie die Forscher bemerkten, die ausgeprägte Bereitschaft, sich interviewen zu lassen und sich Zeit für das Thema Garten zu nehmen.
In beiden Untersuchungen tritt die Bedeutung des Ausstiegs, des Wegkommens von alltäglichen Ärgernissen und Belastungen zutage. Es ist der Faktor des being away, der hier durchscheint. In beiden taucht auch der Aspekt der Identität und Umweltaneignung auf. Die Identitätsbildung wird durch Umweltaneignung gefördert, es sind zwei Seiten einer Medaille, wobei Gross & Lane die Identität, Bhatti & Church die Umweltaneignung hervor heben. Im Garten als Ort, den man selbst gestaltet, kommt die eigene Identität zum Ausdruck. Es ist der Aspekt, hinsichtlich dessensich der von Nicht-Experten persönlich angelegte Garten und der von Experten professionell künstlerisch gestaltete Garten grundsätzlich unterscheiden.
In den USA haben unter anderem Kaplan & Kaplan sowie Francis über die individuellen Bedeutungen und Funktionen privater Gärten geforscht. Ein klares Ergebnis ist, dass Gärten Orte der Erholung sind (Kaplan, 1992; Kaplan & Kaplan, 1991; Francis & Hester, 1991). Es sind «restorative environments», das heißt sie bieten die Möglichkeit des Ausstiegs bzw. des being away, sowie Faszination, Weite und Kompatibilität.
Sobald man im Garten ist, kann sich der Eindruck einstellen, dem Alltag entronnen zu sein. Ein Aspekt, der zur Faszination beiträgt, ist der natürliche Wandel. Während die Wohnung ihr Aussehen mit der Jahreszeit nicht ändert, abgesehen davon, dass im Sommer mehr Licht durch die Fenster fällt, sieht der Garten je nach Jahreszeit unterschiedlich aus. Die grüne Natur ist besonders im Frühjahr grün, im Herbst überwiegen braune und gelbe Farbtöne, im Winter erlebt man die weiße Natur. Gärten sind deshalb immer wieder aufs Neue interessant und faszinierend (Francis & Hester, 1991). Im Vergleich zur freien Natur oder dem ausgedehnten Park bietet der Garten zwar meistens keine nennenswerte Weite, doch es fehlen einengende Wände, so dass er im Vergleich zur Wohnung weit erscheint. Kompatibilität besitzt der eigene Garten im hohen Maße. Er ist nutzungsoffen, man kann ihn im Prinzip den eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen entsprechend gestalten und nutzen. Als primäre Territorien haben private Gärten im Unterschied zu öffentlichen Parks oder zu halböffentlichen Grünanlagen in Wohnsiedlungen einen persönlichen Wert. Im privaten Garten kann der Mensch in eine intensive Beziehung zur Natur treten,er kann sich die Umwelt aneignen, was jenseits der privaten Sphäre ansonsten kaum möglich ist. Der Garten eröffnet Handlungsspielräume. Man kann ihn außer mit Pflanzen auch mit Skulpturen füllen. Für den Künstler kann der Garten eine Kulisse sein, um die geschaffen Werke besser zur Geltung zu bringen (vgl. Abbildung 3-13 ).
Abbildung 3-13: Skulpturen im privaten Garten des Künstlers (mit freundlicher Genehmigung von Hanno Edelmann)
Der eigene Garten kann zur Lebenszufriedenheit beitragen, wenn er Erfolgserlebnisse beschert, weil andere ihn loben oder weil die Ernte gut ausfällt (Kaplan, 1983). Von Nutzen sind Gärten auch dadurch, dass Kinder dort sicher und geschützt im Freien spielen können. Gärten vergrößern den «free range» kleiner Kinder, das heißt den Bereich, in dem sie sich ungefährdet eigenständig und ohne Begleitung Erwachsener bewegen können (Flade, 1993).
Parks können den privaten Garten nicht voll ersetzen, weil nur dieser außer der Privatheit die Möglichkeit der Umweltaneignung bietet. Sie sind jedoch ein Kompensationsangebot, wie die Untersuchung von Yuen (1996) in Singapur, einer Stadt, in der private Gärten rar sind, gezeigt hat: Die städtischen Parks werden hier sehr intensiv genutzt.
Ein weiterer Vorteil des privaten Hausgartens ist, dass er «nearby nature» ist. Er ist direkt erreichbar. Kaplan (1992) und Kaplan & Kaplan (1989) haben im Übrigen zur nearby nature außer den
Weitere Kostenlose Bücher