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Natur

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Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Territorien. Es ist von Vorteil, wenn diese Flächen nicht asphaltiert und versiegelt, sondern mit Bäumen und Gras bedeckt sind. Das soziale Leben in der Siedlung wird gefördert, wenn die Außenräume grün sind (Werner & Altman, 1998).
    Eine Forschergruppe an der Universität Illinois hat sich mit der Frage der Effekte grüner Wohnumgebungen insbesondere in Siedlungen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus beschäftigt. In verschiedenen Untersuchungen wurden zwei Siedlungen analysiert, wobei der Fokus jeweils auf einen bestimmten Aspekt gerichtet war. Drei dieser Untersuchungen sollen im Folgenden vorgestellt werden. Ort der Untersuchung von Kuo, Bacaicoa & Sullivan (1998) war die aus 28 Hochhäusern mit jeweils 16 Stockwerken bestehende
    Großwohnsiedlung Robert Taylor Homes in Chicago. Der amtlichen Statistik nach belief sich die Einwohnerzahl zum Zeitpunkt der Untersuchung auf rund 14 000, die Forscher schätzten jedoch, dass mehr als 20 000

    Abbildung 3-14: Blick aus einem Wohnraum auf eine grüne Umgebung (eigenes Foto)
    Personen hier leben, das heißt im Durchschnitt 714 Menschen pro Gebäude und 45 pro Stockwerk - insgesamt also eine hohe Wohndichte. Viele der durch die hufeisenförmig angeordneten Gebäude gebildeten Außenräume sind ohne Grün. Es wurden Fotos des Außenraums aus unterschiedlichen Stockwerken von drei Hochhäusern angefertigt, in die mit Hilfe des Computers keine, 12 oder 22 Bäume hineinprojiziert wurden. Rund 40% der in diesen drei Hochhäusern angesprochenen Bewohner waren bereit, an der Untersuchung mitzuwirken. Sie bekamen die Fotos gezeigt, wobei sie sagen sollten, welche Variante sie bevorzugen und wie sicher sie sich in den gezeigten Außenräumen vermutlich fühlen würden. Über 80% der Befragten würden es danach sehr begrüßen, wenn es Bäume in ihrem Außenraum gäbe und über 90% gaben an, dass sie es für wichtig oder sehr wichtig halten, dass mehr grüne Natur in ihre Siedlung hineinkommt und es dort «natürlicher» aussieht. Auch eine höhere Zahl von Bäumen würde nach Ansicht der Befragten nicht die öffentliche Sicherheit beeinträchtigen. Innerhalb des untersuchten Bereichs mit etwa einem Baum pro 200 m 2 war das klare Ergebnis: je mehr Bäume umso besser. Dieses Ergebnis ist insofern unerwartet als die Prospect-Refuge Theorie vorhersagt, dass eine mittlere Zahl von Bäumen optimal wäre. Viele Bäume würden die Übersichtlichkeit verringern, was sich negativ auf das Sicherheitsgefühl auswirken müsste und zwar vor allem dort, wo die meisten Menschen Unbekannte sind, wie dies in Großwohnsiedlungen der Fall ist. Doch die Befragten meinten ganz im Gegenteil, dass sie sich in der Siedlung mit sehr vielen Bäumen sicher fühlen und dass sie den Außenraum häufiger nutzen würden, wenn es dort viele Bäume gäbe. Sie wären auch bereit, beim Anpflanzen mitzuhelfen. Kuo und Mitarbeiter schließen aus ihren Ergebnissen, dass das Begrünen ein Mittel ist, um die negativen Folgen einer Stadtentwicklung zu mildern, die sich als problematisch erwiesen hat. Die Anpflanzung von Bäumen dürfte auch eine symbolische Bedeutung haben. Für die Bewohner könne eine solche Aktion ein Zeichen sein, dass man die Siedlung für wert befindet, dort zu investieren.
    In der zweiten Untersuchung, die Kweon, Sullivan & Wiley (2004) ebenfalls in der Großwohnsiedlung Robert Taylor Homes durchführten, waren die Zielgruppe die älteren Bewohner. Diese Großwohnsiedlung eignet sich für die Untersuchung der Bedeutung der grünen Natur für die soziale Einbindung der Bewohner besonders gut, weil sich die Außenräume unterscheiden. In manchen gibt es Bäume und Gras, in anderen fehlt grüne Natur. Fünf Hochhäuser mit Grün im Außenraum und sechs Häuser ohne Grün wurden ausgewählt. In diesen Häusern wurden insgesamt 91 Bewohner, die mindestens 64 Jahre alt waren, interviewt. Das Ergebnisentsprach den Erwartungen: Grüne Außenräume fördern die nachbarlichen Aktivitäten und das Gemeinschaftsgefühl. Im einzelnen wurden folgende Effekte festgestellt:
    • die Außenbereiche mit Gras und Bäumen werden von den älteren Bewohnern positiv bewertet und häufiger aufgesucht
    • von dem Vorhandensein von Bäumen hängt es ab, wie viel Zeit die älteren Menschen draußen verbringen. Besonders wirkungsvoll sind Bäume in Hausnähe
    • in Umgebungen mit Bäumen und grünen Freiflächen finden mehr soziale Aktivitäten statt
    • die sozialen Beziehungen werden gestärkt, wenn sich die

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