Natur
entfernt. In der Mitte der Siedlung gibtes eine Wasserfläche, die man auf einem Weg umwandern kann (vgl. Abbildung 3-18 , S. 159). Der See ist so groß, dass sich dort Wasservögel einfinden.
Abbildung 3-17: Haus hinter Bäumen (Foto Richard Röhrbein)
Abbildung 3-18: Die Neubausiedlung Oismae am See (eigenes Foto)
Kinder und ältere Menschen
Von einer hohen Qualität der Wohnsiedlungen profitieren diejenigen am meisten, die sich besonders viel dort aufhalten. Es sind die weniger mobilen Gruppen, die Kinder und die älteren Menschen. Forschungsergebnisse zeigen, dass sich der Alltagsstress in der Kindheit durch das Erleben von Natur verringern lässt. Die Untersuchung von Wells & Evans (2003) wurde in verschiedenen amerikanischen Kleinstädten durchgeführt. Mit speziellen Fragebögen und Tests erfassten Wells & Evans das Ausmaß an Stress erzeugenden Vorkommnissen im Leben der Kinder, ihre psychische Gesundheit und ihr Selbstvertrauen. Zwischen dem Vorhandensein von Natur in der Wohnumwelt einerseits und der psychischen Gesundheit, dem Selbstvertrauen der Kinder und ihrer Stressresistenz andererseits fanden sich bemerkenswerte Zusammenhänge. Natur in Wohnnähe hat eine Pufferwirkung, die Kinder vor Belastungen und Stress schützt. Die Natur wirkt offensichtlich wie ein Schutzschild, an dem belastende Einflüsse abprallen; sie stärkt die Widerstandskraft gegenüber psychisch belastenden Erlebnissen.
Natur in Wohnumgebungen ist vor allem auch für ältere Menschen vorteilhaft, wie Browne (1992) mit seiner Untersuchung in vier Siedlungen für ältere Menschen (retirement communities) bestätigt hat. Siedlungen, in denen ausschließlich ältere Menschen wohnen, sind in den USA weitverbreitet. Natur im Außenbereich wirkt sich in den retirement communities in mehrfacher Hinsicht positiv aus:
• das dadurch erreichte schönere Aussehen fördert das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Bewohner
• die Bewohner werden sensorisch angeregt
• es findet eine vermehrte soziale Kommunikation statt
• durch Betätigung in einem kleinen Garten besteht die Möglichkeit der Umweltaneignung
• die Motivation ist höher, sich draußen auf den anregenden bepflanzten Wegen zu bewegen.
Ausblicke, weite grüne Flächen, Bäume und Wasser erwiesen sich als charakteristische Merkmale der Lieblingsorte der Bewohner.
Beispiele grüner Siedlungen in Deutschland
Das Thema Natur in Wohnumgebungen abschließend seien noch zwei Beispiele für grüne Wohnsiedlungen vorgestellt: die Regenbogensiedlung in Hannover-Misburg und der Stadtteil Kirchsteigfeld im Süden von Potsdam.
Abbildung 3-19: Blick in die Regenbogensiedlung (Foto Gundlach Wohnungsunternehmen)
Nach Hansen (1997), der über die Siedlung in Hannover berichtet hat, gilt der Regenbogen in vielen Ländern als Symbol für eine harmonische und friedvolle Beziehung zur Natur. Mit der programmatischen Bezeichnung Regenbogensiedlung wurde so die angestrebte Allianz zwischen gebauter und natürlicher Umwelt zum Ausdruck gebracht. Die an einem Kanal am Stadtrand von Hannover gelegene Siedlung besteht aus insgesamt 111 Sozialwohnungen, die 1996 bezogen wurden. Im Außenraum gibt es geräumige Spielbereiche und viel grüne Natur.
Abbildung 3-20: Frühzeitiges Anpflanzen von Bäumen (Foto Richard Röhrbein)
Abbildung 3-21: Lange Sitzbank am Hirtengraben (Foto Richard Röhrbein)
Viel Natur gibt es auch in dem nach der Wende entstandenen Stadtteil Kirchsteigfeld, der 1994 bezogen wurde (vgl. Röhrbein, 2001). Heute wohnen dort rund 7000 Menschen.
Im Norden trifft man auf eine Eichenallee, im Süden befindet sich ein Wäldchen, in der Mitte gibt es einen Bach, den Hirtengraben. Die lange Bank, die am Graben entlang läuft, ermöglicht ein Ausruhen an beliebigen Stellen (vgl. Abbildung 3-21 ). Es wurden grüne Höfe geschaffen, die unterschiedlich aussehen, und Bäume am Straßenrand gepflanzt. Um beim Einzug den Eindruck einer unwohnlichen Baustelle zu vermeiden, hatte man gleich etwas höhere Bäume ausgewählt.
Eine neue planerische Aufgabe wird in Zukunft sein, sinnvolle Lösungen für frei gewordene Flächen zu finden, wenn Wohn- und Industriegebäude wegen schrumpfender Bewohnerzahlen und wachsenden Leerstands abgerissen und ursprüngliche Wohn- und Gewerbegebiete zu nutzungsneutralen Umgebungen werden. Nach Kühn & Prominski (2009) fehlen derzeit noch konkrete und praktikable Konzepte zur Gestaltung und Nutzung dieser frei werdenden Flächen, doch als sicher
Weitere Kostenlose Bücher