Natur
Komplex Architektur und Außenraumgestaltung erfasst, wobei LACK auf einen Mangel hinweist und GREE für Grün steht. Die zu beurteilenden Aussagen lauten:
• Es sollte mehr Grünflächen in meiner Wohnumgebung geben
• Um einen Park zu erreichen, sind von meiner Wohnung aus weite Wege erforderlich
• Indem hier alles voll gebaut wurde, sind die Grünflächen fast gänzlich verschwunden
• Es gibt in meiner Wohnumgebung grüne Freiräume zum Spazieren gehen und zur Erholung
• Es gibt hier in der Umgebung Gartenanlagen und Parks, in denen man sich treffen kann
• Es gibt in meiner Wohnumgebung nur wenige Bäume
•Es gibt hier zwar Natur und Grün, doch diese Bereiche sind nicht öffentlich zugänglich
• Die Grünanlagen in meiner Wohnumgebung sind nicht attraktiv; sie sind ungepflegt und machen einen verwahrlosten Eindruck
• Die Grünanlagen in meiner Wohnumgebung sind in einem guten Zustand
• Wirklich nutzbar sind nur die privaten Gärten, weil die öffentlichen Grünanlagen zu ungepflegt sind
• Die Bebauung in meiner Wohnumgebung schreitet voran, so dass die restlichen Grünflächen bald verschwunden sein werden.
Wie Bonaiuto und Mitarbeiter in ihrer Befragung von insgesamt 497 Bewohnern in zwanzig Wohngebieten in Rom feststellten, wirkt sich ein Mangel an Grün in der Wohnumgebung ähnlich negativ aus wie Lärm, ein unschönes Erscheinungsbild der Häuser und mangelnde oder konfliktträchtige nachbarliche Beziehungen. Das Vorhandensein von grüner Natur erhöht dagegen die subjektive Wohnqualität, was mit positiven Folgen einhergeht:
• die Außenräume sehen schöner aus, wenn sie begrünt sind
• ein schöneres Erscheinungsbild bewirkt wiederum, dass sich die Bewohner mit ihrer Wohnumwelt eher identifizieren
• ansprechende Außenräume, die man gern und oft aufsucht, können Beengtheitsgefühle und Engestress in Wohnungen kompensieren
• es wird mehr mit den Nachbarn kommuniziert, etwaige Konflikte lassen sich leichter - und bevor sie eskalieren - ausräumen
• grüne Natur erhöht das Anregungspotential der Spielorte von Kindern, die in den Siedlungen wohnen
• in grünen Siedlungen gibt es weniger Vandalismus.
Es gibt also mehr also nur einen Grund, Wohnumgebungen mit Bäumen und Grünflächen auszustatten. Nicht zu vernachlässigen ist dabei der Aspekt der Gepflegtheit: Wie Bonaiuto et al. feststellten, schätzen die Bewohner die Wohnqualität höher ein, wenn der Außenraum einen gepflegten Eindruck macht.
Voraussetzung für den Wert steigernden Effekt ist also, dass die grüne Natur nicht verwahrlost aussieht. Herzog & Gale (1996) fanden das heraus, indem sie Versuchspersonen Bilder von Häusern zeigten, die sie auf 5-stufigen Skalen bewerten sollten. Die Gebäude waren entweder älter oder aus der heutigen Zeit, der Raum davor enthielt entweder gepflegteoder ungepflegte oder gar keine grüne Natur. Wie sich zeigte, werden ältere gegenüber neuen Häusern sowie Häuser mit Natur davor gegenüber Häusern ohne Natur bevorzugt. Gepflegte grüne Natur wird im Kontext von Gebäuden grundsätzlich positiver bewertet als ungepflegte. Eine Wechselwirkung ergab sich in der Weise, dass gepflegte Natur bei älteren Häusern die Präferenz für diesen Haustyp noch stärker erhöht als es bei Neubauten der Fall ist. Als Favorit erwies sich das ältere Haus mit gepflegter Natur davor.
Weniger ins Gewicht fällt die Gepflegtheit, wenn die Landschaft insgesamt naturhaft ist (vgl. Abbildung 3-17 ). Andere Aspekte treten hier in den Vordergrund, z. B. Mystery durch verdeckende Bäume und Sträucher (vgl. Kapitel 2.1 ).
Grüne Natur im Kontext von Häusern erhöht außerdem die Komplexität und schafft damit ein bestimmtes Anregungsniveau. Die Hinzufügung von Naturelementen macht gebaute Umwelt attraktiver. Von Vorteil kann dabei auch sein, dass Hässlichkeit verdeckt wird. Man sieht unschönen Häusern, die hinter Bäumen und hohen Hecken liegen, ihre Hässlichkeit weniger an. Und man sieht auch weniger, dass sie zu massig geraten sind (Stamps, 2000).
Zu den Naturelementen gehört nicht nur die grüne Natur, sondern auch Wasser in Form von Flüssen, Brunnen, Bächen, Seen und Teichen (Browne, 1992). Wasser macht gebaute Umwelten sowohl komplexer als auch lesbarer. Heterogene Elemente wie ein See haben Landmark-Funktion und erleichtern dadurch die räumliche Orientierung.
Ein Beispiel ist die Großwohnsiedlung Oismae, etwa fünf Kilometer von Tallinn, der Hauptstadt Estlands,
Weitere Kostenlose Bücher