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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Hausgärten noch Stadtteil- und Stadtparks, Wäldchen und grüne Freiflächen dazu gerechnet, sofern diese ohne Zeitaufwand zu Fuß zu erreichen sind.
    Nicht am Haus gelegen sind die privaten Kleingärten bzw. Schrebergärten. Sie werden von Vereinen verwaltet und an Mitglieder verpachtet. In der Nachkriegszeit schuf man sich mit dem Schrebergarten und dem dazu gehörigen Gartenhäuschen eine neue Heimat (vgl. Nohl, 2003). Es waren in erster Linie Nutzgärten, die dazu dienten, die Lebensmittelknappheit zu lindern. Die Kleingärten hatten so sowohl einen hohen Symbol- als auch einen hohen Gebrauchswert.
    Die im Prinzip in solchen Kleingärten auch vorhandenen Handlungsspielräume werden oftmals nicht genutzt, wie Nohl (2003) bei seinem Blick auf Kleingartenkolonien festgestellt hat. Dort ähnelt ein Garten samt Gartenhaus dem anderen, was nicht nur mit einzuhaltenden Regelungen und Vorschriften zu erklären ist, sondern auch mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Wer Mitglied eines Kleingartenvereins ist, möchte vor allem seine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Kleingartenbesitzer zum Ausdruck bringen, deren Erwartungen und Normen man gut heißt. Man vermeidet es geradezu, als übermäßig individuell zu erscheinen. So sind Gärten auch Orte der Konformität. Wer Mitglied im Kleingartenverein ist,möchte seine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Kleingartenbesitzer zum Ausdruck bringen, ihm ist weniger daran gelegen, sich durch eine Norm abweichende individuelle Gartengestaltung hervor zu tun. In den heutigen Klein- und auch Hausgärten überwiegt nach Ansicht von Nohl das Repräsentationsbedürfnis. Man möchte sich mittels des perfekten Gartens als perfekt bzw. kompetent darstellen. Um perfekt zu sein, orientiert man sich - ähnlich wie bei der Anschaffung von Möbeln - an Ratgebern, Prospekten und Katalogen. Die Gärten der Gegenwart sind nicht selten bestückt mit Materialien aus den Gartencentern und Baumärkten. Dieser Umgang mit dem Garten wird durch die Werbung unterstützt. So wird z. B. für die Alternative zum Naturrasen geworben. Im Angebot sind Rasenteppiche und künstliche Rasen, die kein Wässern und Mähen erfordern, wobei es keinerlei Dissonanz hervorruft, wenn ein paar Seiten weiter Rasenmäher angepriesen werden. Arbeit macht der Garten dann nicht mehr. Doch genau diese Gartenarbeit ermöglicht eine individuelle Aneignung und Gestaltung von Natur. An die Stelle des Selbermachens ist das Kaufen getreten. Die Gelegenheit der Umweltaneignung und individuellen Gestaltung, die der Garten bietet, wird hier noch nicht einmal andeutungsweise ausgeschöpft.
    Die Vorstellung des eigenen Gartens als Ort der Stärkung der Ich-Identität und Umweltaneignung ist so mehr oder weniger auch ein Idealbild. Der eigene Garten ist in jedem Fall ein objektiver Möglichkeitsraum, der vielerlei Optionen bietet.
    Natur und Wohnen
    Zur Zeit der Lebensreformbewegung um 1900 veränderten sich auch die Vorstellungen und Leitbilder im Bereich des Wohnens (Buchholz & Ulmer, 2001). Man zog in die grünen städtischen Vororte. Die Wohnviertel in den Stadterweiterungsgebieten wurden als grüne Siedlungen, als Walddörfer oder kleine Gartenstädte angelegt. Es war indessen ein privilegiertes Wohnen, das sich nicht jeder leisten konnte.
    In Altstadtgebieten gibt es nach wie vor vergleichsweise wenig grüne Natur, in Großwohnsiedlungen finden sich in erster Linie mit Gras bedeckte «Abstandsflächen». In den Stadtrandsiedlungen und Villenvierteln gibt es dagegen sowohl viele Hausgärten als auch Bäume und Grünanlagen in der Umgebung. Wie viel Grün es in der Wohnumgebung gibt, hängt somit vom Gebietstyp ab. Wer sich für das Wohnen außerhalb der Innenstadt entscheidet, bringt dadurch mehr oder weniger auch seine positive Bewertungvon Natur zum Ausdruck. Die Bewohner, die am Ufer eines Sees in einer Naturlandschaft leben, schätzen, wie Stedman (2003) festgestellt hat, die ausgedehnten Wasserflächen mit unbebauten Ufern, die Klarheit und Reinheit des Wassers und die eingeschränkte Zugänglichkeit für Fremde.
    Zu beachten sind hier auch «off site» Effekte, deren Wirkung unter anderem Ulrich (1984) nachgewiesen hat. Gemeint sind hier die Wirkungen grüner Natur auf Menschen, die diese lediglich sehen, wenn sie aus dem Fenster blicken.
    In Altbaugebieten, Großwohnsiedlungen und vielen anderen städtischen Wohngebieten sind private Gärten die Ausnahme. Die Außenräume sind Gemeinschaftsflächen, also sekundäre

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