Natur
älteren Bewohner einbringen und aktiv betätigen können, um die grüne Natur in der Wohnsiedlung zu hegen und zu erhalten.
Grüne Natur fördert offensichtlich die soziale Einbindung der älteren Bewohner und trägt damit zu deren Wohlbefinden bei. Die Mithilfe der Älteren beim Anpflanzen von Bäumen und dem Anlegen von Rasenflächen wäre, wie die Forscher meinen, eine leicht zu verwirklichende und auch Kosten senkende Strategie, um die nicht seltene soziale Isolierung der älteren Menschen in den Großsiedlungen zu verhindern. Ein nächsterSchritt wäre, Gelegenheiten für die Bewohner zu schaffen, sich bei der Pflege der grünen Umgebung einzubringen.
Abbildung 3-15: Soziales Leben im grünen Außenraum (eigenes Foto)
In der dritten Untersuchung war die Frage, was eigentlich die Wohnumgebung zu einem Ort sozialen Lebens macht. In diesem Fall stützte sich die Forschergruppe Sullivan, Kuo & DePooter (2004) auf Verhaltensbeobachtungen. Ort der Untersuchung war die Siedlung Ida B. Wells in Chicago, in der rund 97% der Bewohner Schwarze sind. Die Siedlung besteht aus 124 zwei- bis vierstöckigen Wohnblocks mit Höfen, wobei sich rund 16 Familien einen Hof teilen. Insgesamt 59 Höfe wurden für die systematischen Verhaltensbeobachtungen ausgewählt, davon 32 mit Bäumen und Gras und 27 ohne Grün. In allen Bereichen wurden im Zeitraum September bis Oktober viermal Verhaltensbeobachtungen durchgeführt. Registriert wurde die Zahl der angetroffenen Personen pro Beobachtungsepisode, deren Geschlecht und geschätztes Alter und deren Aktivitäten. Ergebnisse waren: In den grünen Höfen wurden mehr Personen und zwar sowohl Frauen als auch Männer angetroffen als in den Höfen mit wenig oder keinem Grün. Zugleich erwiesen sich die Erwachsenen in den grünen Höfen als sozial aktiver. Bei den Kindern war eine Tendenz zu erkennen, dass sie sich in grünen Höfen länger aufhalten (vgl. Abbildung 3-16 ). Bei den Jugendlichen war indessen kein signifikanter Unterschied feststellbar. Sie halten sich draußen auf, unabhängig davon, ob es dort grün ist oder nicht. Ihr vorrangiges Motiv könnte sein, unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten und fern der Kontrolle Erwachsener zu sein.
Das Fazit ist, dass Bäume und Gras im Außenraum von Wohnsiedlungen ohne private Gärten ein Mittel sind, um das soziale Leben in der Siedlung zu fördern. In grünen Umgebungen halten sich die Bewohner häufiger draußen auf, wobei sich viele Gelegenheiten ergeben miteinander ins Gespräch kommen.
Abbildung 3-16: Mittlere Anzahl beobachteter Personen pro Beobachtungsepisode in grünen und nicht grünen Höfen (Sullivan et al., 2004, S. 689, eigene Grafik)
Schon Smardon (1988) hatte die Anpflanzung von Bäumen in Siedlungen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus vorgeschlagen. Er hielt dieseStrategie für den effektivsten und schnellsten Weg, um die Qualität benachteiligter Wohngebiete zu verbessern.
Die zu empfehlende Strategie ist somit die Begrünung der Außenbereiche, das heißt das Anpflanzen von Bäumen und das Anlegen von Grasflächen, sowie die Einbeziehung der Bewohner bei solchen Aktionen. Die Erklärung, warum eine direkte Beteiligung zu einer verstärkten Zustimmung zu der Aussage führt, Bäume seien ein Gewinn für die Siedlung, liefert die Dissonanztheorie, nach der es schwieriger ist, ein Vorhaben abzulehnen, an dem man selbst aktiv beteiligt war (vgl. Sommer et al., 1994).
Auch in Europa hat man sich mit den Effekten grüne Natur in Wohnsiedlungen befasst. Bonaiuto und Mitarbeiter (1999) interessierte der Zusammenhang zwischen wahrgenommener Wohnqualität und Merkmalen der Wohnumgebung, zu denen auch die grüne Natur gehört. Die subjektive Wohnqualität hängt ab von der Architektur und der Außenraumgestaltung, darunter dem Erscheinungsbild der Häuser und dem Vorhandenensein von Grünflächen, von den nachbarliche Beziehungen, den Einrichtungen und Dienstleistungen in Wohnnähe wie dem öffentlichen Verkehrsangebot, den Schulen und weiteren Einrichtungen und von Kontextmerkmalen wie der Lärmbelastung, der Luftqualität, der Instandhaltung und Gepflegtheit der Gebäude und Außenräume. Eingesetzt wurde ein spezielles Instrument, die «Perceived Residential Environmental Quality» (PREQ), das aus einer Reihe von Aussagen zu jedem Themenkomplex besteht, die auf Skalen darauf hin beurteilt werden sollen, wie zutreffend sie für die befragte Person sind. Die grüne Natur wurde mit der «LACKGREE»-Skala aus dem
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