Natur
vereinnahmte und veränderte Natur. Die Besucher stellen sich vor, dass sie dort eine klare Sicht, reine Luft und Ruhe finden. Die Freude an der Natur wird dementsprechend getrübt durch Dunst und Lärm. Die Ruhe wird gestört durch Flugzeuge, die über die weitläufigen Parks hinweg fliegen, durch laute Motorboote und schließlich auch nochdurch den Pkw-Verkehr, den die Besucher selbst verursachen (Mace et al., 2004).
Auch wenn manche Tourismusorte mitsamt den (Wellness-)Hotels kaum noch Ähnlichkeit mit natürlichen Umwelten haben, so enthält doch die Landschaft, die man in einiger Entfernung von den Ankunftsorten durchwandert und betrachtet, noch vielerlei Elemente ursprünglicher Natur wie Schnee bedeckte Gipfel, steil abfallende Felsen und wilde Bäche, die sich durch eine tiefe Klamm hindurch ihren Weg bahnen. Es gibt noch faszinierende Eindrücke, man blickt auf eine weite Landschaft und fühlt sich jenseits der Alltagswelt mit der Welt im Einklang.
3.5 Natur als Quelle der Inspiration
Beobachtungen und empirische Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Mensch-Natur-Beziehung ein hohes kreatives Potential enthält. Die Natur liefert Künstlern ein weites Spektrum an Themen und regt darüber hinaus auch die Fantasie von Nicht-Künstlern an. Kreativität ist die Fähigkeit, neue Ideen und Produkte hervor zu bringen, die etwas Nutzen bringendes enthalten. Kreativität ist einTeilprozess der Innovation, wobei Maier et al. (2005) unter Innovation die Entwicklung, Einführung und Anwendung profitabler neuer Ideen, Prozesse, Produkte oder Vorgehensweisen verstehen.
Dass Kreativität nicht nur intrinsisch motiviert ist und von der Bereitschaft, sich auf Unbekanntes einzulassen, abhängt, sondern dass auch Anregungen aus der Umwelt wichtig sind, zeigt sich an der Kreativität fördernden Natur. Kreativität ist demzufolge auch kein von Umwelteinflüssen unabhängiges Persönlichkeitsmerkmal. Das wussten beispielsweise die Maler, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in Skagen, dem nördlichsten Ort in Dänemark, oder in der Malerkolonie in Worpswede trafen. Sie fühlten sich durch die Landschaft am Meer bzw. durch die nahe gelegene Naturlandschaft inspiriert.
Naturlandschaften können in unterschiedlicher Weise anregen. Seel (1991) hat zwischen Korrespondenz und Imagination unterschieden. Die Natur wird zur Projektionsfläche, auf die der Mensch seine momentane Gestimmtheit projiziert. Dieses Hineinverlegen der eigenen Gefühlslage in die Naturumwelt hat Seel als Korrespondenz bezeichnet. Positive Gestimmtheit oder Melancholie spiegeln sich in der heiter aussehenden oderdüster erscheinenden Landschaft wider. Wer fröhlich und wohlgemut ist, erlebt seine Umgebung als heiter; wer niedergeschlagen und deprimiert ist, empfindet die Landschaft als düster und niederdrückend 40 . Im Unterschied zur Korrespondenz ist die Imagination von der subjektiven Befindlichkeit losgelöst. Die Natur ist jetzt nicht mehr nur ein Spiegelbild individueller Gestimmtheiten, sondern Auslöser künstlerischer Einfälle und Ideen. Die Natur regt die Fantasie an, sie fördert die Kreativität, sie weckt Assoziationen und ruft innere Bilder hervor, die zu kreativem Verhalten anregen und in Kunstwerken ihren Ausdruck finden. Naturphänomene und Landschaften sind demnach eine Quelle der Inspiration, indem sie den Menschen - und nicht nur den Künstler - beflügeln und zu schöpferischem Tun anregen.
Kreativität durch Natur
Schon Kleinkinder sind außerordentlich neugierig. Sie sind gegenüber neuen Eindrücken aufgeschlossen und erfüllen damit eine Voraussetzung für kreatives Verhalten. Kreatives Spielen beinhaltet ein besonders intensives Auseinandersetzen mit der Umwelt, wodurch sich wiederum neue Aspekte des Erlebens und demzufolge auch weitere Handlungsmöglichkeiten auftun. Je nach den Umweltbedingungen wird die kindliche Kreativität mehr oder weniger gefördert.
Welche Umweltbedingungen sind günstig? Kinder entfalten mehr Kreativität in einer Umgebung, in der es grüne Natur gibt. Zu diesem Ergebnis gelangten Taylor, Wiley, Kuo & Sullivan (1998) aus der Forschergruppe an der Universität Illinois. Untersuchungsort war wiederum die Siedlung Ida B. Wells in Chicago mit einer annähernd 100%igen schwarzen Bevölkerung. Von den insgesamt 142 Höfen, die hinsichtlich ihrer Begrünung - in erster Line Bäume - variieren, wurden 27 Höfe mit wenig oder keiner und 37 Höfe mit relativ viel grüner Natur ausgewählt. Jeder dieser Höfe
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