Natur
spielen können (Schemel, 2008, S. 79).
Hervorgehoben wird von Schemel •die Eigenständigkeit der Naturbegegnung sowie die freie Erlebbarkeit und Gestaltbarkeit. Naturerfahrungsräume sind nicht gartenarchitektonisch gestaltet und kommen ohne Infrastruktur und Geräte aus. Eine anfängliche Gestaltung ist angebracht, wenn der Ausgangspunkt ein eintöniges Gelände ohne Vegetation ist. Eine freie Erlebbarkeit und Gestaltbarkeit wird durch Verzicht auf vorgefertigte Ausstattungselemente erreicht. Die kindliche Kreativität soll sich frei entfalten können. Die Eigenständigkeit der Naturbegegnung unterscheidet Naturerfahrungsräume von Abenteuerspielplätzen, auf denen Kinderpädagogisch betreut werden. Schemel hat die Notwendigkeit solcher Räume damit begründet, dass Natur in der Stadt rar geworden ist oder nur noch in Form gepflegter grüner gestylter Flächen existiert. Letztere sind jedoch nicht geeignet, um Kindern die natürlichen Lebensräume der Tier- und Pflanzenwelt erfahrbar zu machen und ihnen die Möglichkeit zu verschaffen, eigenständig erkundend die natürliche Umwelt kennen zu lernen.
Natur und Kunst
Das Bedürfnis des Menschen, Spuren zu erzeugen, um zwischen sich und der Welt eine Brücke herzustellen, wie es Boesch (1991) formuliert hat, könnte auch der Einstieg sein, um zu erklären, warum Menschen Kunst hervor bringen. Die Natur ist dafür besonders gut geeignet, denn sie ist ein «unbeschriebenes Blatt». Natur und Kunst wären so keine Gegensätze, sondern Natur fördert Kunst. Dabei wird die Natur in den Kunstwerken nicht lediglich abgebildet oder idealisiert wie z. B. in der Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts, und sie ist auch nicht nur Gegenstand der Kontemplation oder Korrespondenz, sondern vor allem der Imagination (Seel, 1991). Sie wird in kreativer Weise um- oder neu geformt. Ein Beispiel ist in Abbildung 3-36 zu sehen. Die große Kugel des Mondes mit feiner Textur ist das dominierende Element am Himmel über einer Landschaft mit einer Andeutung von gebauter Umwelt.
Eine relativ enge Verbindung zwischen Natur und Kunst besteht in der Gartenkunst, wie sie schon vor rund 100 Jahren der Architekt und Gartengestalter Olbrich verstanden hat. Abgesehen von den zahleichen Hausgärten, die er geschaffen hat, wobei Haus und Garten für ihn eine architektonische Einheit waren, hat er mit der Natur «gemalt», indem er im Rahmen einer Gartenbauausstellung im Jahr1905 in Darmstadt «Farbgärten» mit einer Konzentration auf wenige Farben angelegt hat (Geelhaar, 2010) 41 .
Abbildung 3-36: Landschaft mit Mond (mit freundlicher Genehmigung von Christoph Bartolosch)
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Landschaftsmalerei zu einem eigenen Genre. Nicht mehr religiöse Themen beherrschten von nun an das Kunstschaffen, sondern die Natur. Welcher Natur man sich zuwandte, hing von der Landschaft ab, in der der Künstler tätig war. Zum Beispiel waren die Motive der Skagen-Maler durch die Küstenlandschaft geprägt. Das Meer, die Wellen, die Brandung, Lichteffekte, der Himmel und der Strand mit Schiffen, arbeitenden Menschen und spielenden Kindern waren beliebte Themen (vgl. Abbildung 1-8 , S. 23). Nach wie vor regen Meereslandschaften zu künstlerischem Schaffen an (vgl. Abbildung 3-7 und Abbildung 3-10 ).
Abbildung 3-37: «Süßer Regen» von Morio Nishimura im Skulpturenpark in Neumünster (mit freundlicher Genehmigung der Gerisch-Stiftung)
In der Bildhauerei tauchte die Natur als Thema erst im 20. Jahrhundert auf. Ein Beispiel ist die aus drei bronzenen Lotosblättern bestehende Skulptur «Süßer Regen» von Morio Nishimura (vgl. Abbildung 3-37 ).
Auch Komponisten haben sich von der Natur inspirieren lassen. Zum Beispiel werden Tierlaute oder das Meer zu Themen, die in Musik transformiert werden. Wie das Beispiel des Komponisten Benjamin Britten zeigt, ist die inspirierende Kraft von Naturlandschaften nicht nur auf die unmittelbare Gegenwart beschränkt, sie wirkt in der Erinnerung an diese Landschaft fort.
Außer in Bildern, Skulpturen und Kompositionen ist die Natur ein Themengeber für Dichter und Schriftsteller. Die grüne Natur, Blumen, Jahreszeiten, das Meer und das Gebirge sind Themen, die in der Literatur ihren Niederschlag finden. Das Kapitel abschließend seien dazu einige Beispiele gebracht.
In dem Gedicht «Eutiner Garten im Winter» schlägt der Dichter Peter Engel eine doppelte Brücke zwischen sich und der Welt, indem er zum einen eine Verbindung zwischen sich und
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