Naturgeschichte(n)
selbstständig sind. Allein das Gelege wiegt schon rund ein Drittel der Henne bzw. der Ente. Ei für Ei wird tagtäglich gelegt. Bei Enten können es sechs bis zehn pro Brut werden, bei den Pfauen etwa die Hälfte. Was für ein Aufwand für die Weibchen! Die Männchen haben dafür umso mehr Zeit.
Und nun kommt die Lösung: Federn bestehen wie auch Eier aus Proteinen. Die Baustoffe dafür muss der Körper zur richtigen Zeit bereitstellen. Was in der Brutzeit bei den Weibchen ins Gelege geht, stecken die Männchen in die Bildung ihres Prachtgefieders. Was die Weibchen an Energie für das Bebrüten aufbringen müssen, arbeiten die Männchen in Form von Balztänzen, Raufereien oder Gesang ab. Und dennoch bleibt ein Überschuss für die Männchen: Weil das Prachtgefieder nicht beliebig groß werden kann, nehmen sie an Gewicht zu. Die größere Körpermasse bedeutet in kritischen Zeiten Reserven und vermindert die Wintersterblichkeit. Die vom Eierlegen, Brüten und Jungeführen ausgezehrten Weibchen sind viel schlechter dran. Sie, nicht die Männchen, tragen das Handicap; allerdings das notwendige der Fortpflanzung.
Doch bekanntlich tragen nicht alle Vogelmännchen Prachtkleider. Manche sind nur wenig verschieden von den Weibchen oder äußerlich sogar ununterscheidbar gleich. Bei diesen Arten sind die Männchen entsprechend intensiv an der Aufzucht der Jungen beteiligt. Die Eiablage, die von Natur aus den Weibchen vorbehalten bleibt, gleichen sie vom Energieaufwand mit Gesang aus. Danach sind aber beide Partner gleichermaßen eingespannt. In seltenen Fällen kümmern sich die Männchen allein um die Jungen – was prompt dazu geführt hat, dass sich die Weibchen mit einem Prachtgefieder schmücken. Womit wir den Bogen zum Menschen schlagen können. Frauen machen sich besonders attraktiv, wenn sie um attraktive Männer konkurrieren. Die Männer versorgen Frauen und Kinder und leisten dabei den Hauptanteil. So war es bei den Naturvölkern und so ist es in vielen Gesellschaften bis heute. Wo sich die Männer bunt schmückten, schufteten die Frauen, und wo sich die Männer halb zu Tode arbeiten, glänzen die Frauen mit Müßiggang und Brillanten.
Die praktischen Großfußhühner
und die gewitzte Schließbeutelmeise
Warum legen Vögel Eier?
… und bringen nicht auch Junge zur Welt wie die Säugetiere, die sie ansonsten doch in fast jeder Hinsicht mit ihren Fähigkeiten übertreffen? Das Bebrüten der Eier ist immerhin eine mühselige Angelegenheit, vom Nestbau ganz zu schweigen. Dann sitzen die Kleinen im Nest, haben beständig Hunger, piepsen und betteln, was ihre kleinen Hälse hergeben, während die Eltern unablässig Futter herbeischaffen. Wäre es nicht viel einfacher, die Kleinen mit Muttermilch zu versorgen? Erstaunlich viele Menschen beschäftigt diese Frage. Vielleicht möchte man irgendwie nachweisen, dass in der Natur auch nicht alles so wunderbar perfekt abläuft, wie man uns mit Verweis auf » Mutter Natur« immer weismachen möchte. Doch im Hinblick auf den Nachwuchs sind wir Menschen die Fehlkonstruktion – und nicht die Vögel.
Wer jemals ein aus dem Ei schlüpfendes Hühnchen erlebt hat und wie es kurz darauf schon » frech« in die Welt blickt, piepst und auf Entdeckungsreise geht, wird die schmerzhafte, langwierige Geburt des Menschenkindes gewiss nicht als der Weisheit letzten Schluss empfinden. Dennoch ist die Frage berechtigt, denn dass es bei uns Säugetieren auch leichter gehen kann, führen uns zum Beispiel die Hauskatzen vor. Dem ersten Kätzchen folgt ein zweites, ein drittes, vielleicht noch ein viertes und wie es scheint fast völlig problemlos und schmerzfrei. Auch bei den meisten anderen Säugetieren verläuft die Geburt unter nicht annähernd so großen Schmerzen wie beim Menschen.
Warum aber sind die Vögel so konservativ beim Eierlegen geblieben, und haben nicht zum fortschrittlicheren Lebendgebären übergewechselt? Ansätze dazu gibt es schließlich bereits bei den Eidechsen und Schlangen. So behalten Waldeidechsen ihre Eier im Körper und legen sich damit in die Sonne, wenn sich eine gute Stelle bietet, während Zauneidechsen ihre Gelege an sonnigen Sandstellen vergraben. Ringelnattern machen es ganz ähnlich und müssen nach passenden Stellen oft sehr lange Ausschau halten, während die Kreuzottern ihre Jungen lebend zur Welt bringen. Beim Schlüpfen aus der Eihülle werden sie geboren.
Ganz anders aber in der Vogelwelt: Es gibt keine einzige Art, die ihre Eier, oder auch nur
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