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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
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Änderung im Fettstoffwechsel verändert sich auch das Zusammenspiel der Hormone im Körper.
    Doch zurück zum Fell. Je mehr Fett eingelagert wird, desto dichter wird das Fell – aber nicht immer. Denn es hängt vom Gehalt der Nahrung an Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten ab, wie viel davon für den Normalbetrieb verbraucht wird und was ins Fettdepot gehen kann. Eiweißarme aber an Kohlenhydraten reiche Pflanzenkost macht zwar dick, bildet aber kein dickes Fell mangels Proteinen. Sehr eiweißreiche Nahrung, wie sie vor allem Fleischesser (Füchse, Marder, Nerz, Zobel und andere) zu sich nehmen, gibt aus unserer Sicht phantastisch dichte, und damit für die Pelzhändler wertvolle Felle, aber keine fetten Tiere. Bären bilden eine Mittelgruppe, vor allem wenn sie sich wie Braunbären in manchen Regionen umfangreich von Beeren ernähren, die es im Herbst gibt, und wie Eisbären, die Robbenspeck verzehren. Sie haben dann sowohl dichteres Winterfell, das vom Eiweiß stammt, als auch dicke Fettschwarten unter der Haut von den Beeren oder vom Seehundfett.
    Da wir Menschen nicht in » Fell« investieren können, trifft uns das Problem, zu rasch zu dick zu werden, wenn Ernährung und körperliche Anforderungen nicht zusammenpassen und künstliche Tageslängen seit dem späten 19 . Jahrhundert den Jahresrhythmus des Lichts außer Kraft setzen.

Der Schimpanse
und die Termiten
    Sind wir Menschen
von Natur aus Vegetarier?

    Ursprünglich ernährte sich der Mensch pflanzlich. Das behaupten die meisten Vegetarier. Und sie verweisen auf unser Gebiss, dem Reißzähne fehlen, wie sie doch typisch für Fleischfresser sind. Dabei waren Menschen in ihrer ganzen Entwicklungsgeschichte niemals so ausgeprägte Vegetarier, wie sie das in manchen armen Regionen der Erde heute mangels Fleisch und Fisch zwangsläufig sein müssen. Pflanzlich, nämlich recht ähnlich wie die Schimpansen, ernährten sich nur unsere ganz fernen Vorfahren. Aber damals konnte man noch nicht von Menschen sprechen, es waren Menschenaffen, die sich auf vier Beinen fortbewegten und in tropisch afrikanischen Wäldern lebten.
    Auf dem Weg der » Menschwerdung« setzte ein Wechsel in der Ernährung hin zu Fleisch ein. Nach tierischem Eiweiß gelüstet es mitunter auch unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen. Dann werden sie urplötzlich, wie es uns scheint, zu reißenden Bestien, weil sie kleine Waldantilopen oder junge Paviane jagen und voller Blutgier zerreißen und auffressen. Ihr Verhalten zeigt deutlich, dass ihnen die Pflanzenkost nicht genügend Proteine liefert. Die berühmte Schimpansenforscherin Jane Goodall war entsetzt, als sie diese Gier nach Fleisch bei ihren ansonsten so friedlichen Schimpansen erlebte. Mit Bananen waren sie zufrieden und mit allerlei Grünzeug, das sie im Wald fanden. Aber dass sie sich stundenlang damit beschäftigen, mit Hilfe kleiner Stöckchen Termiten aus deren Bau herauszufischen, die sie dann genüsslich verzehren, hätte auf den Mangel aufmerksam machen können. Man hielt das mehr für eine Suche nach Genuss denn für eine Notwendigkeit.
    Das Verhältnis der Schimpansen zu Fleisch ist wichtig, wenn wir unsere eigene Entwicklungsgeschichte, die Evolution des Menschen, verstehen wollen. Sie fing vor fünf oder sechs Millionen Jahren damit an, dass unsere ganz entfernten Vorfahren, die den Schimpansen noch recht ähnlich waren, dazu übergingen, in die Savanne hinauszuschweifen. Es dauerte lange, bis sich daraus die aufrechte Körperhaltung und der zweibeinige Gang entwickelten. Doch nur er verschaffte Übersicht auf der Suche nach frischen Kadavern von Großtieren, bei denen Fleisch und markhaltige Knochen zu holen waren. An beides kamen unsere Vorfahren am besten mithilfe von Steinen, die sie als Werkzeuge benutzten.
    Je erfolgreicher sie bei der Zusatzversorgung mit tierischen Proteinen wurden, desto mehr Kinder konnten sie erfolgreich aufziehen, weil nämlich nicht Bananen Babys machen, sondern Proteine, die der mütterliche Körper in ausreichender Menge in Reserve haben muss. Das wäre allein schon ein sehr großer Vorteil gegenüber den Verwandten gewesen, die sich weiterhin von Pflanzenkost ernährten und daher weniger Nachwuchs bekamen.
    Heißt das nun, dass Vegetarierinnen Schwierigkeiten haben, Kinder zu bekommen? Jein. Die Tatsache, dass jahrtausendelange Pflanzenzüchtung neue Sorten hervorgebracht hat, die vergleichsweise viel und gutes pflanzliches Eiweiß enthalten, macht es möglich, von Getreide zu leben und

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