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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
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extrem schwierige Natur der Kalahari (San-Völker). Das Kap erreichten sie kurz vor den Buren.

Der schwarze Mohr
    Warum gibt es unterschiedliche Hautfarben?

    Am Kap trafen Schwarze und Weiße besonders konfliktreich aufeinander. So brisant das Thema aus politischen und ideologischen Gründen auch sein mag, es muss doch eine natürliche, also eine biologische Erklärung für die unterschiedlichen Hauptfarben geben. Zwei Fragen sind in diesem Zusammenhang besonders interessant. Erstens: Woran lag es, dass sich die Unterschiede in der Hautfarbe, verbunden mit einigen anderen Merkmalen, überhaupt herausgebildet haben? Und zweitens: Warum werden ausgerechnet mit der Hautfarbe so starke Vorurteile verbunden?
    Die erste Frage fällt klar in die Zuständigkeit der Biologie. Auch wenn für eine Antwort längst noch nicht alle Einzelheiten geklärt sind, so ergibt allein schon das gut Bekannte ein stimmiges Bild. Viel schwieriger ist die zweite Frage. Denn da geht es nicht allein um objektiv feststellbare Befunde, deren Zuverlässigkeit sich überprüfen lässt, sondern auch um zusätzliche Deutungen, um Interpretationen. Auf jeden Fall ist es aber sehr wichtig, Gründe und Hintergründe für die Rassenvorurteile zu kennen, um gegen Diskriminierung vorgehen zu können. Antworten zu versuchen, ist das Problem allemal wert. Es geht alle Menschen an. Denn, so behaupte ich, alle haben Vorurteile gegen andere. Es fällt den Menschen offenbar sehr schwer, sich als Menschheit zu begreifen.
    Zur Hautfarbe: Hängt sie nicht einfach von der Stärke des Sonnenlichts ab, dem die Menschen ausgesetzt sind? Das wäre doch logisch. Sonne bräunt. Ihre Strahlung, davon vor allem das » milde« Ultraviolett A, regt in der Haut dazu an, verstärkt Melanin zu produzieren. Melanin ist der Farbstoff, den besondere Zellen herstellen, die deshalb Melanozyten genannt werden. Melanin schützt vor der gefährlichen » harten« UV-B-Strahlung, die nicht nur Hautkrebs hervorrufen kann, sondern auch weitere Schädigungen der Haut und sogar in darunter liegenden Organen.
    Zellen mit dieser Fähigkeit gibt es daher keineswegs nur beim Menschen. Sie sind sehr weit verbreitet in der Tierwelt. Bei manchen Wasserbewohnern mit transparentem Körper werden etwa innere Organe mit Melanin vor gefährlicher Strahlung geschützt. Also wäre doch anzunehmen, dass die Abstufung der Färbungsintensität unserer Haut mit der Strahlungsstärke der Sonne zusammenhängt. In den Tropen und in Teilbereichen der Subtropen, in denen die Sonne ganzjährig hoch steht und mit voller Intensität strahlt, oder wo ein sehr geringer Wassergehalt der Atmosphäre die Strahlung nicht mildert, wie in den subtropischen Wüstengürteln der Erde, sollten die Menschen entsprechend dunkel, in den Übergangsregionen weniger und in den tropenfernen nördlichen und südlichen Gebieten hellhäutig sein. In Letzteren wirkt ein anderer, uns wohlbekannter Mechanismus, nämlich der Wechsel von Sommer und Winter. Im Sommer bräunen wir, sofern wir uns länger der Sonne aussetzen, aber ohne schwarz zu werden. In den sonnenarmen Zeiten bei niedrig am Horizont stehender Sonne verblassen wir wieder. Dann kann unsere Haut auch mit geringer Lichteinwirkung das lebensnotwendige Vitamin D herstellen. Um unseren Vitaminhaushalt in Ordnung zu halten, müssen wir sogar heller werden, als es zum Schutz gegen die (Sonnen-)Strahlen notwendig wäre.
    Aber was nützt die schönste Theorie, wenn die Wirklichkeit dagegensteht. Es stimmt einfach nicht, dass sich die Hautfarben der Menschen vom Äquator (am dunkelsten) bis zum Polarkreis (am hellsten) verteilen. Die Eskimos im hohen Norden Nordamerikas sind dunkler als die Mitteleuropäer, die Indonesier südlich des Äquators alles andere als schwarz, und die Amazonasindios ähneln in der Hautfarbe weit mehr den Südeuropäern als den als Sklaven aus Afrika gekommenen Schwarzafrikanern. Im Senegal sind die Menschen geradezu ebenholzschwarz, während für die Indios die Bezeichnung braun schon zu viel wäre. Hätten sie nicht Augen, die denen der Mongolen ähneln, könnte man sie tatsächlich für Europäer halten. Zehntausend Jahre, so lange sind die Indios mindestens schon im tropischen Südamerika, reichten also nicht, um die Hautfarbe erkennbar zu verändern. Wenn wir uns das vor Augen führen und dazu die Tatsache, dass Bräunung nicht von Dauer ist, so fällt die Reaktion auf die Sonne überraschend schwach aus.
    Solche Feststellungen sind natürlich nichts Neues.

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