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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
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Nutztierhaltung stammt, wird ungereinigt frei über Feld und Flur ausgebracht. Lohnte da das viele Geld? Der Kuckuck ruft’s! Denn auch in den Fluren und Wäldern wurde er selten, weil die Landwirtschaft die Fülle der Kleininsekten weggedüngt und totgespritzt hat. Wir könnten längst seinen Ruf umdeuten. Wo er noch zu hören ist, geht es der Natur besser. Die Wirtsvögel hatten unter ihm weit weniger gelitten als unter den Folgen der von Menschen verursachten Naturveränderungen. Überzeugt die Beweisführung?

Das verfallene Haus im Urwald
    Wie sähe eine Welt ohne Menschen aus?

    Über sechs Milliarden Menschen leben auf der Erde. Bald werden es sieben sein. Zählen, wie bei Volkszählungen, lassen sich diese Menschenmassen nicht mehr. Täglich kommen neue Menschen hinzu. Seit den 1970 er Jahren kursiert das Schlagwort von der Bevölkerungsexplosion. Mit Häusern, Fabriken und Straßen baut der Mensch die Erde zu. Auf einem vollen Drittel der Festlandsflächen wird die benötigte Nahrung erzeugt.
    Immer mehr Wälder müssen gerodet werden, um neues Ackerland zu gewinnen, um Weideflächen für Vieh und für den Anbau von Futtermitteln zu schaffen. Die Regenwälder der Tropen sind in ihrem Fortbestand bedroht. Auch am größten Waldgebiet der Erde, an der nordischen Taiga, nagt der Mensch in alarmierender Weise.
    Richtige Wildnis im Sinne einer von Menschenhand unveränderten Natur gibt es heute kaum noch. Selbst auf den Eiskappen der Pole hinterlässt die Menschheit ihre Spuren. Da stellt sich schon manchmal die Frage, was eigentlich geschehen würde, wenn der Mensch von heute auf morgen verschwände. Wenn die Städte menschenleer würden. Wenn die ganze Natur plötzlich wieder sich selbst überlassen wäre.
    Könnte sie überhaupt noch normal funktionieren?
    Die Natur braucht uns nicht. Wir sind diejenigen, die die Natur nötig haben. All unsere Technik ist nichts anderes als ein Mittel, die Natur wirkungsvoller zu nutzen. Ersetzen kann sie diese nicht. Wir brauchen die Luft zum Atmen, das Wasser zum Trinken, mit oder ohne Zutaten, die Nahrung zum Essen und Energie aus der Natur, um den » Großbetrieb Mensch« funktionstüchtig zu halten.
    Das Leben lebte und gedieh schon lange Zeit, bevor sich der Mensch entwickelte. 100 Millionen Jahre lang, hundertmal länger als es den Menschen gibt, » beherrschten«, wie wir als Beherrscher der Erde zu sagen pflegen, die Echsen das Leben zu Wasser, zu Land und in der Luft. Die Dinosaurier brachten es mit der bombastischen Größe einiger ihrer Angehörigen zu besonderem Nachruhm. Vielleicht auch deswegen, weil wir insgeheim ähnlich gewaltig und unbesiegbar sein möchten wie der » König der Schreckensechsen« Tyrannosaurus Rex.
    Zur Größe neigt der Mensch auf jeden Fall – und zu Größenwahn häufig auch. Ein solcher ist auch die Vorstellung, ohne den Menschen ginge nichts mehr. Eine große Täuschung. Eher ginge vieles besser, wenn es nicht so viele Besserwisser gäbe, die den Lauf des Lebens und der Welt in ihren Griff bekommen möchten. Um alles (zu ihrem Vorteil, versteht sich) besser zu machen. Diese Überheblichkeit ist weder neu noch originell. » Sie wollten sein wie Gott«, wie ein Gott, so wie sie sich ihn vorstellten – diese Überheblichkeit wurde schon in biblischen Zeiten gegeißelt.
    Die alten Griechen hatten eine Bezeichnung dafür: Hybris. Dass die Menschheit in den seither vergangenen zweieinhalb Jahrtausenden nichts dazugelernt hat, sondern gegenwärtig sogar das ganze Klima der Erde steuern möchte, drückt die tiefe Verwurzelung dieser Selbstüberschätzung aus. Vielleicht nährt sie sich aus der Erkenntnis, dass längst nicht alles so gut läuft, wie es laufen könnte, dass Ungerechtigkeiten und vermeidbares Elend die Menschheit brandmarken.
    Das Problem der Überheblichkeit beschäftigt Religionen und Philosophen seit eh und je. Vor den nackten Fakten verschließen wir aber nach Möglichkeit Augen und Ohren. Dabei kennen wir sie alle: Der Mensch ist sterblich. Jeder Mensch. Die Biologen fügen hinzu: Die Art Mensch ist es auch. Denn keine Art von höheren Lebewesen ist bisher dem Aussterben entgangen. Durchgehalten haben nur die allerkleinsten, die einfachsten Lebewesen, die Mikroben. Auch nicht alle, aber doch eine ganze Reihe. Jede höhere Organisation bezahlte ihre Vorteile mit dem Artentod. Die komplexesten, aufwändigsten gehen zuerst zugrunde. Ein Befund der Biologie, der uns aus der Menschenwelt und ihren ökonomischen und politischen

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