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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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schwarze, sich bewegende Schlieren überzogen die Haut von oben bis unten. Im Kontrast dazu standen seine langen hellen Haare. Er trug dieselbe rissige Kutte wie Laoren und war barfuß. »Was soll ich mit dem?«, fragte Fangur angewidert. Die völlig schwarzen Augen des Mannes blickten ausdruckslos an ihm vorbei.
    »Ob du’s glaubst oder nicht, das ist ein Nauraka!«, gackerte Laoren.
    Fangur tippte sich an die Stirn. »Du bist verrückt, dieses Volk ist schon lange ausgestorben.«
    »Er nennt sich Prinz Erenwin von Darystis, und ich weiß , dass er ein Nauraka ist. Ich verkaufe ihn dir zu einem guten Preis, und dann verfahre mit ihm nach Belieben. Ich glaube, du wirst in der Traurigen Festung eine Menge Aufsehen mit ihm erregen, und die Gunst des Fürsten ist dir sicher!«
    »Und was ist das für eine Hautkrankheit, unter der er leidet?«
    »Nur ein Fluch, der dich nicht weiter zu bekümmern braucht.«
    Der seltsame Mann wandte sich dem Alten zu. »Dafür also? Um mich zu verkaufen?«
    »Man muss sehen, wo man bleibt, Junge«, versetzte Laoren. »Du hast ja keine Ahnung, wie dieses Land hier ausgepresst wird, und wie behütet du bei mir gelebt hast. Fürst Morangars Lebensstil ist äußerst aufwendig, und sein Hofstaat sehr verwöhnt. Du wirst dort sehr beliebt sein und Morangars Ansehen gegenüber den anderen Fürsten um ein Vielfaches erhöhen, wenn er einen wie dich als Diener vorzuweisen hat.«
    Fangur dachte nach. »Na schön, ich erlasse dir die Steuern für fünf Jahre. Hoffen wir, dass er es auch wirklich wert ist.«
    »Abgemacht!«, stimmte Laoren zu und übergab ihm die Führkette.
    »Komm her, Erenwin«, sagte Fangur, der immer noch nicht so recht wusste, was er von der Sache halten sollte. Doch irgendetwas war an diesem jungen Mann, das an ihm rührte und etwas in ihm weckte, das er verloren geglaubt hatte.
    Der angebliche Nauraka näherte sich schweigend dem Pferd. Er hob den Kopf und sagte ausdruckslos: »Da ist noch mehr in der Hütte, das von nicht unbedeutendem Wert ist.«
    »Augenblick«, warf Laoren ein, »der Handel gilt bereits!«
    Fangur hob eine Braue. Dann gab er zwei Männern einen Wink. »Durchsucht die Hütte.«
    »Was sollte ich schon verbergen? Ihr wisst, das habe ich noch nie getan!«, rief der Alte und hastete den Soldaten hinterher.
    Kurz darauf kam ein Mann zurück und hielt kostbar aussehende, farbenfrohe Kleidung und ein Schwert samt Scheide hoch. Aus der Hütte erklang Laorens Zetern, und gleich darauf Kampfgeräusche.
    »Meine Sachen«, sagte der Mann mit den glasschwarzen Augen. »Laoren hat sie mir gestohlen.«
    »Nun, du wirst neue Kleidung erhalten, das Schwert allerdings behalte ich. Es sieht wertvoll aus und passt nicht zu einem Sklaven«, erklärte Fangur, und seine Männer grinsten.
    Der Gefangene verzog keine Miene. Dann drehte er sich zur Hütte. »Such hinter der Herdstelle!«, rief er hinein. »Dort gibt es ein Versteck unter dem Sand.«
    »Erenwin, was tust du?«, schrie Laoren und stolperte mit wedelnden Armen aus der Hütte. Seine weiteren Worte gingen im Lachen des Soldaten unter, der nun herauskam und einen prallen, schwer wirkenden Beutel schwenkte. 
    »Sieh mal, was uns der Kerl all die Jahre vorenthalten hat!«
    »Vielen Dank«, sagte Fangur zu dem angeblichen Nauraka.
    »Keine Ursache.«
    »Wie ... wie konntest du davon wissen?«, stieß Laoren mit brüchiger Stimme hervor.
    »Ich habe dich gewarnt!«, zischte der Mann so scharf, dass selbst Fangur zusammenfuhr.
    Laoren wich verstört zurück und schwieg.
    »Also gut, lasst uns aufbrechen!«, rief Fangur. »Hier haben wir nichts mehr verloren. Bis in fünf Jahren, Laoren.« 
    Die beiden Soldaten saßen auf, der Trupp wendete und mit Fangur an der Spitze, der Erenwin an der Kette hinter sich herzog, ritten sie davon. Als sie die erste Düne erreichten, blieb der angebliche Nauraka stehen. 
    »Was ist?«, fragte Fangur und runzelte die Stirn.
    »Laoren ist nicht mehr von Nutzen«, sagte der Gefangene, »außer für den Verrat.«
    Die Soldaten drehten sich ungeduldig um. »Wir müssen weiter, wenn wir noch ein Gasthaus erreichen wollen!«
    »Augenblick«, sagte Fangur und starrte auf den Mann hinab. »Was willst du damit sagen?«
    »Ihr habt ihm seinen gesamten Besitz genommen«, antwortete er. »Er ist alt und allein, dem Rauschkraut völlig verfallen. In fünf Jahren kann er nicht genug für den Zehnten aufbringen. Also wird er euch alle miteinander verkaufen, um sich die Gunst des Fürsten zu

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