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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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schwerfällig und schleppend.
    Lurdèa wandte den Blick von ihm ab, schluckte die Tränen hinunter und richtete die Aufmerksamkeit auf den Kapitän. »Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet.«
    »Keineswegs«, erwiderte er. »Es ist eine Ehre für uns. Und es ist überhaupt nichts dabei.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    Fwyll lächelte. »Noch nicht.«
    »Ihr redet genauso kryptisch wie mein Onkel Turéor.«
    »Dabei ist es so offensichtlich, werte Lurdèa.« Er nahm ihren Arm und zog sie mit sich. »Kommt, ich zeige Euch das Schiff und erzähle Euch von uns, und wie wir Erenwin fanden, und warum wir überhaupt hier sind.«
    Das stolze Wolkenschiff drehte leicht vor dem Wind und flog vor dem glitzernden Nachthimmel nach Süden.

    Zweitausend Soldaten hatte Janwe bereits zusammengezogen, als drei absonderlich aussehende Geschöpfe bei ihm eintrafen, die sich als Söhne seines Ziehvaters vorstellten.
    »Wir werden dir helfen, Bruder«, sagte der älteste höhnisch.
    »Wir sind keine Brüder, und Hilfe brauche ich auch nicht«, fuhr der Fürst von Karund ihn an. »Aber ich gehorche meinem Vater. Bald ist der Thron von Darystis mein!«
    »Gewiss doch, edler Herr, wir sind nur deine demütigen Diener und angehalten, deinen Befehlen zu folgen«, sagte daraufhin der jüngste.
    So zogen sie los und ließen das geschundene Karund und fünf weitere Reiche, die ausgeplündert und unterdrückt worden waren, zurück. Die Seevölker blickten angstvoll auf das, was kommen mochte. Nichts stellte sich dem Heerwurm in den Weg, als er durch die Blaue Weite zog, die See schien verlassen, und der Weg nach Darystis ungehindert frei.
    »Es gibt keine alten Verbündeten und Seedrachen mehr«, zischte Janwe hasserfüllt. »Ich werde das Volk zu neuer Blüte führen und ihm zeigen, dass wir niemanden brauchen, und dass Furcht unsere größte Macht ist, die wir verbreiten. Reich um Reich werden wir erobern, und beherrschen wir erst einmal die See, beherrschen wir auch das Land!«
    »Nichts wird unseren Vater aufhalten!«, johlten die drei Drachenblütigen. »Sein Triumph ist nah!«

    »Sind alle bereit?«, erkundigte sich Ragdur bei Lurion.
    »Das sind sie, Vater, alle, die ich auftreiben konnte«, antwortete Lurion. »Die meisten haben Angst, die größer ist als die Treue zu Euch. Wie es aussieht, haben sie Euch bereits aufgegeben. Seit bekannt geworden ist, dass der Alte Feind zurückkehrt und sein Werk vollenden will, sind alle wie gelähmt. Und nicht nur die Nauraka. Es war schon eine geschickte Strategie, allen mitzuteilen, dass er in dem Sturm damals, den Turéors Tod ausgelöst hatte, den Seedrachen vertrieb.«
    »Das ist gelogen«, knurrte Ragdur.
    »Nun, der Seedrache ist nicht hier, Vater, und mein Bruder hat in allem Recht behalten.«
    »Du hast keinen Bruder!«
    »Und meine Schwester? Warum kehrte sie nicht zurück? Aus Angst vor Euch!«
    Ragdur fuhr von seinem Thron hoch. »Wie kannst du es wagen ...«, setzte er an, doch Lurion ließ sich nicht einschüchtern.
    »Ihr solltet besser schweigen!«, schrie er. »Verärgert mich nicht, denn im Augenblick bin ich alles, was Ihr noch habt! Gehe ich, gehen auch alle Soldaten, und Ihr steht auf verlorenem Posten. Niemand wird Euch mehr freiwillig folgen, und Ihr habt keine Zeit mehr, sie dazu zu zwingen. Was Ihr damals Erenwin angetan habt, hat das Volk Euch nie verziehen, und es gibt Euch die Schuld an Lurdèas Verlust. Und wisst Ihr was? Das Volk hat recht! Und deswegen sage ich Euch eines: Wenn das hier überstanden ist, dankt Ihr ab, und zwar umgehend, und ernennt mich zu Eurem Nachfolger.«
    Ragdur sank langsam auf seinen Thron zurück. »Du hast dir einen guten Augenblick zur Revolte ausgesucht, mein Sohn«, sagte er schwer atmend.
    »Ihr wart ein gutes Vorbild«, versetzte Lurion spöttisch. »Ihr habt nicht einmal gemerkt, was ich in den letzten Jahren alles getan habe, um das Volk hinter mich zu bringen. Lurdèas Brautkörbe, die ich entwendet habe, ohne dass es Euch auffiel, waren mir dabei sehr von Nutzen. Genau wie Ihr hält Janwe mich für einen versoffenen Spieler, aber das ist schon lange vorbei. Mein lieber Schwestergemahl hat mich auf die Idee gebracht, wie er zu handeln.«
    Sie waren allein in dem großen Saal. Die meisten Höflinge waren zu ihren Familien geflohen, die anderen eingezogen worden. Hochfürstin Ymde hatte sich an einen unbekannten Ort im Palast zurückgezogen, der tief im Vulkan lag, und war unerreichbar. Sie schützte die Stadt nicht länger, und nichts

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