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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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konnte sie dazu bewegen, den Schutz wieder zu errichten. Mit ihr waren auch alle Hellseherinnen und Schamaninnen verschwunden. Ragdur konnte sich nur noch auf seine Muskelkraft und seinen strategischen Verstand verlassen.
    »Dass dieser Tag kommen würde ...«, stieß er fast gebrochen hervor.
    »Die Welt ist im Wandel, Vater. Ihr habt damit begonnen, und ich führe es fort. Und nun sind wir beide am Scheideweg angekommen, Ihr und ich. Geht Ihr auf meine Bedingungen ein?« Lurion war nun kühl und beherrscht, sein Gesicht drückte unnachgiebige Entschlossenheit aus.
    Ragdur nickte, er war zwar verbohrt, aber nicht dumm. »Ich gehe auf alles ein, Sohn. Und nicht nur das, ich werde mein Schwert nehmen und dort draußen kämpfen. Vielleicht sterbe ich, und mir bleibt die Schande erspart.«
    »Ihr seid ein großer, mächtiger Krieger, Vater, auf Euren Beistand wollte ich niemals verzichten«, sagte Lurion. »Kämpfen wir also Seite an Seite, damit das Volk Mut fasst.«
    Damit schwammen sie hinaus.

    Sahum pfiff, während Berenvil ihn weiter nach Süden lenkte. Die Sonne ging gerade auf und zeichnete den Schatten des Riesengreifs auf den Boden, der stetig über die grünen Wiesen floss. Der Alte Feind hatte in der vergangenen Nacht gut geruht und seine Kräfte gesammelt. Das war auch nötig gewesen, nachdem er die Häutung seiner Söhne ausgelöst und sie anschließend durch den Schwarzen Spiegel nach Karund geschickt hatte. So ein gewaltiger Kraftaufwand forderte einen hohen Tribut, und Berenvil wusste, dass er das nicht noch einmal schaffen würde. Aber das war auch nicht notwendig, denn sobald er das Drachenauge hatte, konnte er dessen Kräfte nutzen.
    Er würde nun alles in den Vernichtungsschlag setzen, um die Schlacht zu gewinnen. In der Tiefe gab es kein langes Belauern und Belagern. Es fand nur eine einzige Schlacht statt, die oft nur einen Helldämmer dauerte.
    Berenvil war freudig erregt, nach so langer Zeit bald wieder in die See eintauchen zu können und seinem ersehnten Ziel so nahe zu kommen. So viel zähe, beharrliche Geduld, das Ausloten der Sphären und Abwägen der Wahrscheinlichkeiten. Es war so weit, jetzt . Seine magischen Fähigkeiten befanden sich auf dem Höhepunkt, und er hatte ausreichend Erfahrungen gesammelt und den Ring um Darystis immer enger gezogen. Seine Befehle waren klar – nur der Baum der Zeit musste erhalten bleiben, er war ein wichtiges Symbol. Und natürlich Lurdèa und Erenwin, aber darum war er nicht bange. Die beiden würden nicht so schnell im Kampf untergehen. Zuerst einmal mussten sie überhaupt dort ankommen, und Berenvil wollte, dass schon alles vorbei war, bis sie eintrafen.
    Den Vorsprung, den sie mit dem Wolkenschiff in der Nacht erlangt hatten, hatte er schon längst wieder wettgemacht. Mit Ausnahme der Botenfalks war nichts so schnell wie ein Himmelskönig. Berenvil kam in jedem Fall lange vor den Geschwistern an. Immerhin musste er Erenwin Bewunderung zollen, die Daranil als Verbündete gewonnen zu haben. Er würde noch eine Menge für ihn tun können, was die Eroberung von Nerovia anbetraf ... aber eines nach dem anderen.
    Die Sonne wanderte ihnen nach, während Sahum mit gewaltigen Flügelschlägen voraneilte. So weit von seiner Heimat hatte er sich noch nie entfernt, und Berenvil konnte seine Unruhe spüren, doch er würde sich nie gegen seinen Herrn auflehnen. »Bald darfst du zurück«, flüsterte er ihm zu. »Sei schneller als der Wind, und du siehst schneller die Berge wieder.«
    Das spornte den Riesengreif noch einmal an, und Berenvil raubte es fast den Atem, als ihm die eisige dünne Luft ins Gesicht schlug.
    Am Nachmittag sah er in der Ferne die goldenen Dünen der Wüsten glitzern, das Land unter ihm war grün und bewaldet, bis an das schmale Band des Strandes heran, auf dem das Meer ausrollte.
    Sahum ging tiefer, und Berenvil konnte das Salz und den Fisch schon riechen. Nun konnte er es kaum mehr erwarten. Er orientierte sich an den Landmarkierungen und dann an der Farbe der See, um den Himmelskönig in die korrekte Richtung zu lenken. Mit seinen magischen Sinnen tastete er nach der Tiefe und grinste in sich hinein. Von hier oben sah alles so still und friedlich aus, kein Landgänger oder Daranil konnte erahnen, was für ein schrecklicher Kampf dort unten tobte.
    »Hier.« Berenvil machte sich bereit. An seinem Gürtel hing das Schwert; der Gürtel selbst war etwas Besonderes, denn er bestand aus lebenden, ineinander verschlungenen Schlangen, die seine

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