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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Darystis füllte sich langsam wieder. Eri hatte seine Schwester schon erwartet, denn der Brautwerber würde bald eintreffen, und vorher gab es noch einiges zu klären.
    Den Weg zur Grotte wusste er inzwischen, und noch eine Menge andere Wege auch. Eri hatte sich auf dem Rückweg heillos verirrt, und hätte er nicht so ein gutes Gedächtnis, das ihm ermöglichte, die zahllosen Gänge in Gedanken zu einer Karte zusammenzusetzen, würde er wahrscheinlich jetzt noch im Vulkan umherirren. Doch nunmehr kannte er sich aus, und zum Abschluss war er sogar noch einmal durch die Kaverne geschwommen. Dabei hielt er sich von dem Zugang zur Schmiede fern, und so begegnete er Xenes kein weiteres Mal. Genau darum war es ihm gegangen. 
    So kam der Prinz erst sehr spät wieder zurück, als schon längst Dunkeldämmer herrschte, und die Wachen erschraken ziemlich, als er in der Nähe von seinen und Luris Gemächern wieder aus dem Vulkan herauskam. Der junge Prinz war völlig erschöpft nach dem langen Herumirren kreuz und quer durch die verschlungenen Höhlengänge des Vater-Vulkans. Doch seltsamerweise hatte er kein einziges Mal Furcht empfunden, denn er hatte stets einen vertrauten Geschmack auf der Zunge gehabt, und er war keiner Gefahr begegnet. Es war, als würde der Vulkan die Nauraka beschützen; vielleicht hatte auch die Schmiede einen magischen Wall geschaffen. Eri wusste, dass er nur einen Bruchteil des Massivs durchschwommen hatte, in der Nähe von Darystis. Umso größere Ehrfurcht hegte er nun vor dem mächtigen Berg, in dem sicher noch viele Geheimnisse verborgen lagen.
    Letztendlich war es Eri erschienen, als hätte seine Perle ihn zu sich gerufen und auf den richtigen Weg geleitet; in seiner Müdigkeit war er einfach den Stimmen gefolgt und dadurch tatsächlich an vertrauter Stelle herausgekommen. Den Wachen erklärte er nichts, denn es war nicht verboten, an dieser Stelle in den Vulkan zu schwimmen, da es hier offenbar nur eine Karfunkelhöhle gab; ein sehr beliebtes Ziel für die Kinder. Der Weg, den Eri gefunden hatte, wurde vermutlich von kaum jemandem sonst benutzt, denn er lag sehr verborgen hinter einem Felsvorhang und konnte selbst durch Zufall kaum entdeckt werden. Er selbst hatte ihn beim Spielen nie gefunden.
    Turéor hielt sich noch im Thronsaal auf, und sie nahmen gemeinsam eine kleine Mahlzeit zu sich. Jemuma war ebenfalls anwesend und zupfte träumerische Melodien auf der Harfe. Eri erzählte nichts von seinem Abenteuer, und der alte Nauraka stellte keine Fragen. Sie unterhielten sich ein wenig über Dies und Das, Turéor vor allem über Begebenheiten aus der Vergangenheit, dann begaben sie sich zur Ruhe.
    Luri zeigte sich verärgert, als sie nun zu Eri hereinschwamm. »Wo warst du denn auf einmal? Keine Spur mehr von dir, niemand wusste, wo du bist!«
    »Tut mir leid«, sagte er versöhnlich. »Onkel Turéor wollte zurück, und da habe ich ihn begleitet. Er wirkt ein wenig durcheinander, ich meine, noch mehr als sonst. Und du weißt ja, dass unser Vater ohnehin nicht gut auf mich – auf uns beide – zu sprechen ist.«
    »Und warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Weil ich dich nicht gefunden habe, ganz einfach. Du warst so mit deinen Freundinnen beschäftigt …«
    Luri winkte ab. »Ist ja auch egal, du bist hier, und die Stadt steht noch, das ist die Hauptsache.« Sie grinste verschmitzt. In ihren türkisfarbenen Augen tanzten goldene Funken. »Ich habe auch an ganz andere Dinge zu denken – ich muss mich auf unseren Besuch vorbereiten! Vater hat mir gestattet, etwas von Fürst Janwes Brautgeschenk auszugeben, und ich habe eine Menge Stoffe ausgesucht, die jetzt zu feiner Kleidung verarbeitet werden. Schmuck habe ich ja genug. Ich denke, ich werde ihm angemessen begegnen können.«
    »Darüber wollte ich mit dir reden, Luri.« Eri merkte, wie dumm sich das anhörte und zog leicht den Kopf ein, als seine Schwester ihn missbilligend ansah.
    »Wie hörst du dich denn auf einmal an?«
    »Vergiss es, Schwester. Ich möchte dir was zeigen. Komm mit!«
    »Auf keinen Fall«, lehnte sie ab. »Ich habe sehr viel zu tun, und Jemuma muss mir helfen …«
    »Luri«, unterbrach er eindringlich. »Bitte. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Bald verlässt du all das hier, und für uns wird sich das ganze Leben verändern.«
    Sie hob verwundert die Augenbrauen und legte den Kopf leicht schief. »Was ist denn mit dir los? Seit du aus der Stillen Tiefe zurückgekehrt bist, bist du komisch, Eri.«
    »Das hat damit nichts

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