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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Thronsaal gab es nicht einmal Wachen, im Gegensatz zu hier, wo an jedem Ausgang zwei Wachposten standen. 
    Janwe musste in dieser Hinsicht noch einiges lernen, wenn er lange auf dem Thron sitzen und seine Macht mehren wollte. Vor allem mit Luri an seiner Seite, die, genau wie Eri, jeden, auch Diener, gleichermaßen freundlich behandelte. Jemuma beispielsweise war für sie eine mütterliche Freundin, der sie viel anvertrauten.
    Seltsam, dass ein Nauraka Unterschiede im Respekt einem anderen Nauraka gegenüber zeigte. Das kannte Eri gar nicht. Ragdur behandelte alle gleich, nämlich von oben herab, und das Volk zollte der fürstlichen Familie Respekt, aber untereinander gab es kaum Unterschiede. Ansehen musste man sich verdienen, so wie Geror.
    Hier aber herrschte eine deutliche Hierarchie. Eri war gespannt, wie es draußen in der Stadt zugehen mochte. Herrschte Janwe nur in seinem Palast so streng, oder dem ganzen Volk gegenüber? Und wie verhielt er sich zu den beiden angeschlossenen Sippen, wie ließen diese sich das gefallen?
    Ich habe eine Menge zu lernen , dachte Eri.

    Nach dem Mahl zogen sich die Frauen zurück, und die bis auf Luri nur noch aus Männern bestehende Gesellschaft wurde gelöster. Vergorener Seegurkensaft und andere berauschende Getränke und Tangwurzeln machten die Runde, Musik erklang, und die Unterhaltungen wurden zusehends lauter, derber und zotiger.
    Eri merkte, wie seine Schwester unruhig wurde. Sie hatte bisher kaum ein Wort gesprochen, und das zunehmend grobe Verhalten der Männer missbilligte sie, je weiter der Dunkeldämmer voranschritt. Vor allem, da Janwe fröhlich mit den anderen mithielt, lachte und trank, als wäre er einer von ihnen.
    Plötzlich erhob Luri sich, und die Gesellschaft hielt für einen Moment inne und starrte sie an.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte sie mit lieblichem Lächeln, »doch ich werde mich jetzt zurückziehen.« Sie wandte sich ihrem Gemahl zu. »Ich hoffe, du lässt mich nicht zu lange warten …«
    Eris Kiemen blähten sich auf, als er für einen winzigen Augenblick Zorn, dann den seltsamen Glanz in Janwes Augen aufblitzen sah, den er nun schon ein paar Mal gesehen hatte, und der ihn jetzt sehr beunruhigte.
    »Aber sicher!«, rief er. »Wie könnte ich meine liebreizende Gemahlin vernachlässigen!«
    Die Runde lachte, und in Eri stieg Wut auf. Das gehörte sich nicht seiner Schwester gegenüber, und er wollte auffahren, doch Turéor legte ihm die Hand beschwichtigend auf seinen Arm und hielt ihn fest.
    »Nein, Junge, halte dich zurück«, sagte der Alte leise.
    »Aber sie beleidigen ―«
    »Ich weiß. Und sie werden bezahlen. Aber zu unseren Bedingungen, die jedoch zu diesem Zeitpunkt schlecht sind.« Sein Blick schwenkte vielsagend zu den Wachen.
    Ein Wächter öffnete Luri die Tür zu den Frauengemächern.

    Nun war endlich der ersehnte Augenblick gekommen. Nach all den Aufmerksamkeiten, die ihr Ehemann ihr bei der Werbung hatte zukommen lassen, stellte Luri sich einen romantischen Moment der Vollendung der Hochzeit vor. Janwe hatte es ihr versprochen, sie vertröstet, zugleich aber ihr Verlangen gesteigert. Sie wollte ihm diesen Dunkeldämmer ihre Jungfräulichkeit darbieten, keinen Moment länger wollte sie warten. Es war Zeit, dass sie in allen Belangen Frau und Mann wurden, dass dieses Band vertieft und unauflöslich zusammengeknüpft wurde.
    Natürlich hatte sie ein wenig Furcht, wie es sein würde. Es war eine Sache, beim Spiel der Wale zuzusehen oder mit den Mädchen und Frauen darüber zu tuscheln, aber eine andere, es am eigenen Leib zu erfahren. Bisher hatte sie Janwes Berührungen genossen, wenn sie einmal ohne Beobachtung einen leidenschaftlichen Kuss getauscht hatten, und er seine Hand flüchtig, aber besitzergreifend über ihre Brust gleiten ließ. Er hatte mehr als einmal deutlich gemacht, dass er die Vereinigung genauso wenig erwarten konnte wie sie.
    Und jetzt war es soweit. Luri hatte das passende Schleiergewand angezogen, prüfte die Schlingen des Hängenetzes, dass sie auch wirklich gut verknüpft waren und entsprechenden Belastungen standhalten konnten, und machte die vorgeschriebenen Beinübungen, damit sich die verbindenden Häute zurückbildeten und die Schenkel dem stürmischen Liebhaber geöffnet werden konnten. So zumindest hatte es ihr Jemuma heute während der Ruhe erklärt. »Es wird genauso gemacht wie bei den Landgängern«, hatte Jemuma gekichert. »Aber wir sind darin viel besser. Du kannst dich um ihn

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