Nauraka - Volk der Tiefe
gehört!
Turéor war bereits eingenickt, doch Eri wollte das Fest noch nicht verlassen. Er musste sichergehen, dass es Luri gut ging und dass sie unbesorgt in Janwes Armen schlief.
Doch da kehrte Janwe schon zurück. Er sah entspannt, zufrieden und ausgeglichen aus, seine Augen waren klar, ohne den unnatürlichen Glanz.
Die Männer begrüßten ihn mit Hochrufen und tranken dann lärmend weiter, ohne sich um den Fürsten zu kümmern.
Genau das schien Janwe erwartet zu haben, als er sich direkt zu Eri und Turéor setzte. Sie waren jetzt unter sich, trotz der Gesellschaft um sie herum.
Die Hand seines Onkels krallte sich warnend in Eris Arm, damit er den Mund hielt. Eri zwang sich dazu, seine Kiemen normal offen zu halten, durch nichts durfte er seinen inneren Aufruhr verraten und sich eine Blöße geben. Das würde Janwes Überlegenheit nur noch mehr verdeutlichen.
»Nun sind wir also hier angekommen«, begann Janwe lächelnd. »Und ab sofort gelten neue Regeln, auch für euch.«
Turéor und Eri schwiegen, damit hatten sie bereits gerechnet. Also sollte der Fürst auch endlich seine Bedingungen nennen.
»Der ehrenwerte Turéor ist von sehr großer Bedeutung für uns, es wird ihm an nichts mangeln«, setzte Janwe fort und sah dabei den alten Mann an. »Eine Ehrengarde von zwei Männern wird ihn ständig begleiten. Damit er stets in allem versorgt ist und jemand Vertrauten um sich hat, darf Jemuma bei ihm wohnen. Lurdèa benötigt ihre Dienste nicht länger, und die gute Amme soll den Rest ihres Lebens genießen dürfen.«
Turéor richtete seine Augen auf den Fürsten. »Ich brauche keine Amme.«
»Nun«, versetzte Janwe leichthin, »ich auch nicht, offengestanden, aber wenn ich keine andere Verwendung für sie finde …«
»Schon gut«, unterbrach Turéor ihn. »Ihre Nähe ist mir nicht unangenehm. Sie kann ruhig bei mir leben, was schert mich mein Ruf.«
»Schön!«, sagte Janwe erfreut. »Ich bin sicher, Ihr werdet Euch sehr wohl bei uns fühlen, edler Turéor, denn hier erfahrt Ihr nur Achtung, im Gegensatz zu den Darystis. Ich hoffe, Ihr seid als Berater so oft wie möglich an meiner Seite, möchte Euch aber keine Vorschriften machen. Ihr dürft Euch überall frei bewegen, das Volk wird sich darüber freuen, wenn es Euch zu Gesicht bekommt.«
»Ich werde weiter so leben, wie ich es gewohnt bin«, erklärte Turéor ruhig. »Sehr zurückgezogen. Politik war nie meine Sache, und ich denke, Ihr macht Eure Sache auch ohne mich ausgezeichnet, werter Fürst Janwe. Doch werde ich sicher gelegentliche Spaziergänge genießen, und natürlich teile ich jedes Mahl und Bankett mit Euch und stehe zur Verfügung.«
»Das akzeptiere ich ohne Vorbehalte. Ihr werdet Euch schnell eingewöhnen, und wenn Ihr feststellt, dass das Volk Euch gern hat, werdet Ihr auch sicher mehr Freude daran finden, Euch zu zeigen.« Damit war Eri an der Reihe, und Janwe wandte sich ihm zu.
»Nun, lieber Brautbruder, für dich habe ich derzeit noch keine Verwendung. Du bist sehr jung und groß gewachsen, aber viel zu schmächtig. Kannst du überhaupt schon ein Schwert heben?«
»Sogar schwingen«, brummte Eri. »Aber nicht gegen Nauraka, und nur zur Verteidigung.«
»Ein romantischer Idealist«, seufzte Janwe. »Kaum zu ertragen. Aber Lurdèa hängt an dir, deswegen bleibst du hier wohnen.«
»Wann kann ich zu ihr?«
»Gemach, gemach. Sie muss sich erst eingewöhnen. Die Regeln, verstehst du? Euren anstößigen Umgang, den ihr in Darystis gepflegt habt – dass ihr sogar ein gemeinsames Gelass geteilt habt –, kann ich hier nicht dulden. Lurdèa ist nun eine ehrenwerte Frau und Fürstin, sie ist meine Gemahlin. Der nötige Abstand zu ihrem Bruder muss gewahrt sein.«
»Was genau willst du von mir?«, fragte Eri herausfordernd, da konnte Turéor ihn zwicken, so viel er wollte. Das Maß war voll.
»Sprechen wir ganz offen: Du bist ein nutzloses, wertloses Anhängsel«, führte Janwe aus, und seine Miene war nun kalt und nüchtern. »Dein Vater hat dich aus Sentimentalität deiner Mutter gegenüber am Leben gelassen, und weil du vielleicht als Ersatz dienst, wenn dem Erbprinzen etwas geschieht. Aber ansonsten hast du keine Daseinsberechtigung. Und wozu taugst du schon? Du hast keine besonderen Fähigkeiten und hängst unrealistischen Träumen nach.« Er lehnte sich zurück und hob die Hände. »Es steht dir völlig frei zu verschwinden und deinen Träumen nachzujagen.«
Eri schwieg. Janwe wusste genau, dass er von seinem Vater
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