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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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war es für Janwe von besonderer Bedeutung, die Nachkommen des Hochfürsten dauerhaft in seiner Heimat begrüßen zu dürfen – von der symbolischen Bedeutung Turéors ganz zu schweigen. 
    Eri schämte sich ein wenig, weil er den alten Nauraka immer ein wenig belächelt und nicht ganz ernst genommen hatte. Hier wurde er in allen Ehren empfangen, fast noch mehr als Janwe. 
    Noch bevor die Stadt sichtbar wurde, kamen Soldaten und Einwohner von Karund angeschwommen und hießen sie willkommen. Sie brachten Wasserlilienkränze, Perlenketten, Muscheln als kleine Geschenke, die sie hochhielten und schwenkten; in die Nähe der imposanten Seeschwärmer trauten sie sich nicht.
    Nun verstand Eri, wieso Janwe so schnell mit seinem Vorschlag einverstanden gewesen war: Der Einzug auf Seeschwärmern war natürlich weitaus eindrucksvoller als in Sänften.
    Das Ganze machte einen sehr schönen Eindruck, dieser Jubel und die Begeisterung, doch Eri ließ sich nicht täuschen. Nach wie vor vermisste er die Farben, mit denen die Darystis sich gern schmückten, vielfarbiges, weithin strahlendes Licht und eine bunte Wasserwelt; gerade in diesem felsenreichen Gebiet müsste doch sehr viel wachsen und leben. Doch es gab kaum etwas, und vor allem das Wasser bewies, dass Janwe keineswegs ein geliebter, sondern ein gefürchteter Herrscher war. Der Geschmack war schal, und es wirkte trüb. Eri sah sehr wohl die Soldaten im Rücken des jubelnden Volkes, die genau auf jede Bewegung achteten.
    Es war ein junges Reich, aber kein glückliches, das sagte ihm jeder seiner Sinne, selbst das Flüstern in seinem Inneren schien seiner Vermutung zuzustimmen. Doch er wollte seiner düsteren Vorahnung noch nicht Recht geben, es konnte sich alles zum Guten wenden.
    Schließlich kam die Stadt Karund in Sicht, und Eri musste anerkennen, dass Janwe sich Mühe gegeben hatte. Wie auch Darystis war sie teils in die Felsen geschlagen, teils aus verschiedenen Korallenbrüchen zusammengetragen und gemauert. Auch junge Korallen wuchsen bereits, die entsprechend geformt wurden. Gelbliches Licht fand sich überall durch Leuchtkristalle und Lampenaale. Die Farben Dunkelblau, Schwarzgrün und Grau herrschten vor, lediglich die Standarten bildeten mit dem Weiß und Rot eine Abwechslung.
    Knechte kamen, um die Seeschwärmer in Empfang zu nehmen; Eri hoffte für sie, dass sie sich einigermaßen mit den Fischen auskannten und gab ihnen eine Muschelflöte, mit der alle drei Tiere einfachen Befehlen gehorchen würden. Dullo würde sich wahrscheinlich bald selbstständig machen, doch er würde sich nie zu weit von seinem Herrn, der ihn aufgezogen hatte, entfernen. Die anderen beiden würden sich gut in den neuen Gründen halten lassen, wenn sie entsprechend gefüttert und mit der Flöte beruhigt wurden.
    Turéor wirkte blass, als er neben Eri schwamm. »Du schmeckst es auch, nicht wahr?«, sagte er leise.
    Eri nickte. »Es ist höchste Zeit, dass wir eingetroffen sind. Ich hoffe, dass Luri Einfluss auf Janwe nehmen kann, denn auf Dauer kann er sich so nicht halten.«
    »Vor allem ist es unwürdig den Nauraka gegenüber. Sie werden hier allesamt genauso unterdrückt und behandelt wie die Verurteilten zu Hause«, brummte sein Onkel. »Und du warst deswegen wütend auf deinen Vater …«
    »Er wollte mich doch in die Verbannung schicken, nicht wahr?«, machte Eri einen schwachen Witz. »Aber vielleicht sind wir auch einfach nur überempfindlich.«
    Janwe jedenfalls wirkte aufgekratzt und gut gelaunt. »Kommt!«, rief er. »Ich zeige euch meinen Palast. Bald wird das Bankett vorbereitet sein!«
    Das fürstliche Herrenhaus thronte über der Stadt, mit einem großen Portal als Eingang, vor dem gut gerüstete Soldaten Wache hielten, und es wirkte fast so luftig wie Darystis. 
    Immerhin gab es innen ein wenig Schmuck und strahlenderes Licht, und auch die Thronhalle wirkte einladender und für einen Nauraka anheimelnder als beispielsweise das nüchterne Bankett bei den Saniki. Dienerschaft eilte geschäftig umher, und Eri sah besonders geformte, geschwungene Sitze für Janwe und Luri. Auch hier waren an den weiteren vier Ausgängen Wachen postiert.
    »Eure künftigen Gemächer, die natürlich erst vorbereitet werden müssen, liegen hier.« Janwe schwebte auf den ersten Ausgang auf der linken Seite zu; nach einem kurzen Gang wurde der Blick auf zwei Gästezimmer freigegeben, die großzügig angelegt waren. Eri konnte sich über die Größe des Hängenetzes nicht beklagen, und es sah

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