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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Abenteuer vergangene Nacht. Auch die Unterhaltung mit Janwe, die vielen neuen Erfahrungen hatten dazu beigetragen. Mit dem Aufwachen war er nicht mehr derselbe.
    Er hatte den festen Willen, seine Schwester so bald wie möglich zu befreien, und vor allem die schwarze Perle schien ihn dazu zu drängen. Das Flüstern in ihm war eindringlicher denn je, und immer öfter nahm er das magische Ding in die Hand und betrachtete die Schlieren, die über die Oberfläche liefen. Inzwischen konnte er sie schon mit einer Hand umschließen; als würde ständig etwas von ihr auf ihn überfließen. Neue Kräfte, vielleicht, denn er fühlte sich besser und reifer, auch stärker. Sie wird mir dabei helfen, Janwe zu überlisten , dachte er.
    Was ihn ein wenig beunruhigte, war seine linke Hand, die nun fast vollständig schwarz verfärbt war. Es rührte sicher nicht von einer Krankheit oder Verletzung her, mit der Haut war alles in Ordnung, und dennoch konnte er sich nicht erklären, warum sie jeden Dämmerungszyklus noch ein bisschen schwärzer wurde. Der Verdacht, dass es mit der Perle und vor allem ihrer Schrumpfung zusammenhing, lag nahe. Aber warum geschah das, und was veränderte es in ihm? War es zum Guten oder Schlechten? Immerhin warnte das Flüstern ihn vor Gefahren und Dummheiten, andererseits drängte es ihn immer heftiger, etwas Bestimmtes zu tun. Doch er konnte nicht herausfinden, was. Er verstand die Worte nicht, und die Perle war ihm dabei keine Hilfe. Ob die Stimme überhaupt aus ihr kam? Oder stammte sie von etwas anderem, das er unbemerkt von seiner Reise in die Stille Tiefe mitgebracht hatte, wie etwa einen Bannfluch oder einen umhertreibenden Seelenfetzen eines verlorenen Geistes?
    Kurz vor der Abreise hatte Eri vorgehabt, mit seiner Mutter darüber zu sprechen, doch es war nicht dazu gekommen. Sein Mund war wie versiegelt gewesen, und Ymde hatte seine Anwesenheit nicht einmal bemerkt.
    »Gut geschlafen?« Turéor kam herein, und erstaunlicherweise sah er nicht so traurig und verloren wie sonst aus.
    »Ja.« Eri schwang sich aus dem Netz und streckte sich ausführlich. Ein wenig lauernd sah er seinen Onkel an, ob er eine Bemerkung machen würde. Hatte er etwas mitbekommen? Und wieso wirkte er selbst derart zufrieden? »Ein seltsames Wasser ist das hier.«
    »Allerdings. Lass uns zum Morgenmahl schwimmen, und dann sehen wir uns draußen um.«
    »Ob so früh schon bedient wird?«
    »Sehen wir nach.« Turéor schwamm voraus, öffnete die Tür und tauchte in den Saal. Eri folgte ihm; die Wachen würdigten sie beide keines Blickes, wie gestern auch. Immerhin war die Tür nicht versperrt gewesen, obwohl Eri damit gerechnet hatte. Anscheinend hielt Janwe Wort, dass sie sich frei bewegen durften.
    Der Fürst saß bereits vor seiner Schale und ließ sich etwas zu trinken reichen. Normalerweise benötigten Nauraka wie alle Wasserwesen nichts zu trinken, die Feuchtigkeit im Essen reichte, aber sie hatten Gefallen daran, da sie Feinschmecker waren und diese Genüsse gern aufnahmen; es war jahrtausendelange Tradition.
    Janwe grinste Eri unverhohlen anzüglich an, doch der sah darüber hinweg und ließ sich nicht provozieren. Im Gegenteil, er forderte den Schwestergemahl selbst heraus, indem er statt eines Morgengrußes und höflicher Gesten gleich zur Sache kam: »Wie geht es Luri?«
    »Sie ist wohlauf«, antwortete Janwe, dessen Lächeln kurz einfror. »Es gibt keinen Grund zur Sorge.«
    »Wann kann ich sie sehen?«
    »Ich nannte dir bereits die Bedingung.«
    »Ich rede nur vom Sehen. Irgendeine Lücke wird es doch wohl geben, durch die man blicken kann. Ich werde sie weder ansprechen noch ihr nahe kommen, aber ich will sie sehen.«
    Janwe wirkte nun deutlich verärgert. »Es gibt keine Lücke, da es unsittlich wäre und vor allem ungehörig, die Fürstin durch ein Fenster zu beobachten. Glaubst du etwa, ich habe ihr etwas angetan?«
    »Ich traue dir so ziemlich alles zu, Janwe.« Eri ließ sich an einer Schale nieder und griff zu. Den erstaunten Blick seines Onkels ignorierte er.
    »Ist dir gestern etwas nicht gut bekommen?«, stieß der Fürst in kaum gezügelter Wut hervor.
    Eri grinste. Das war der Vorteil des fürstlichen Eids, den er geleistet hatte: Janwe konnte ihn nicht einfach zur Rechenschaft ziehen oder ihn willkürlich bestrafen. Eri musste ihm gehorchen, das stand außer Frage. Doch sein Herr konnte sich durch die gegenseitige Verpflichtung nicht alles erlauben. »Deine Speisen lassen keinerlei Wünsche offen, und

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