Navy Seals Team 6
meiner SIG und versuchte, sechs oder sieben Feinde davon abzuhalten, uns zu umzingeln. Körperlich war ich nun nicht mehr in der Lage, so gut zu schießen, dass ich auch jemanden töten konnte. Ich hatte zwei von Casanovas Pistolenmagazinen aufgebraucht und brach nun mein letztes Magazin an. Über das Funkgerät hörte ich, dass die QRF aufgebrochen war, um uns zu retten – nach vier Stunden . Quick Reaction Force – was verstehen die unter »schnell«?
Unser Fahrzeug stand immer noch am Straßenrand und war außer Gefecht. Ich sah die QRF an unserer Straße vorbeifahren. Scheiße. Sie hätten uns retten können und fahren einfach vorbei. Sie lassen uns hier einfach sterben. Dann blieb die QRF stehen und setzte mit ihrem 2,5-Tonner zurück. Gott sei Dank, wenigstens sehen sie uns jetzt. Als sie neben uns auftauchten, ergriffen die Bösen die Flucht. Die QRF blieb stehen.
Casanova und Little Big Man halfen dabei, die Verletzten zu ihren Fahrzeugen zu bringen.
Ein Ranger bemühte sich, ein Seil aufzurollen, das bei der Invasion von einem Hubschrauber hinabgelassen worden war – er tat genau das, was er viele Male bei Übungseinsätzen getan hatte. Bei Reizüberflutung verlassen sich Soldaten stark auf ihr Muskelgedächtnis und kämpfen so, wie sie es gelernt haben.
Da ich nicht laufen konnte, starrte ich den Ranger ungläubig an. »Das ist hier kein Übungseinsatz!«, schrie ich. »Lass das Seil liegen und schwing deinen Hintern in den Laster! Wir müssen hier raus!«
Der Ranger beschäftigte sich weiter mit dem Seil. Er nahm nicht wahr, was um ihn herum passierte, und reagierte nicht auf Befehle.
Ich zielte mit meiner SIG Sauer auf ihn. »Ich bringe dich nicht um, aber du wirst ganz schön humpeln, wenn du deinen Arsch nicht sofort in den Laster bewegst!«
Der Ranger war einen Moment lang verwirrt, ließ dann jedoch das Seil fallen und rannte zu einem Fahrzeug.
Schließlich hoben mich meine Jungs in den Laster. »Passt auf«, sagte Casanova, »sein rechtes Bein hängt gerade noch so dran.«
Wir fuhren zurück ins Lager und wurden von Aidids Truppen nicht weiter belästigt. Als wir ankamen, herrschte auch dort Chaos: 40 bis 50 Amerikaner lagen auf dem Rollfeld und die Sanitäter versuchten, die Triage durchzuführen: Sie mussten ihre Handlungsreihenfolge festlegen und herausfinden, wer überleben konnte und wer nicht, wessen Zustand kritisch war und wer weniger schwer verletzt war, und sich entsprechend um die Verletzten kümmern. Ein Ranger öffnete die Heckklappe eines Humvee – Blut strömte wie Wasser heraus.
Casanova und Dan Schilling trugen mich zur Triage-Fläche.
Es war immer noch hell, als mich die Sanitäter auszogen und behandelten. Sie ließen mich nackt auf dem Rollfeld voller Leichen liegen. Ungeschützt.
Wieder einmal war ich knapp dem Tod entronnen. So wie ich ihm entronnen war, als der Feind den QRF-Heli abschoss und drei Männer starben. So wie ich ihm entronnen war, als uns Aidids Miliz im Pasha überfallen wollte. So wie ich ihm entronnen war, als Mörsergranaten ins CIA-Lager einschlugen. So wie all die anderen Male. Ich dachte, dass Casanova und ich vielleicht etwas hätten bewirken können, wenn wir auch im QRF-Hubschrauber gesessen hätten, als die drei Männer starben. Doch daran, dass auch ich hätte sterben können, hatte ich nicht gedacht. Ich hatte nicht daran gedacht, dass Gott auf uns aufpasste. Nun bin ich 48 Jahre alt und nicht mehr ganz so übermütig, und ich frage mich: Hätte ich den Feind erwischen können, bevor er mich erwischte? Vielleicht wären die Leute dann zu meiner Trauerfeier gekommen.
Vor der Schlacht von Mogadischu hatte die Unterstützung der Clinton-Regierung für unsere Truppen stark nachgelassen. Sie hatten uns M2-Bradley-Infanterie-Kampffahrzeuge, M1-Abrams-Kampfpanzer und Lockheed AC-130 Spectres verweigert oder sie abgezogen. Für Clintons Leute war es wichtiger, politisch gut dazustehen, als Amerikas beste Soldaten am Leben zu halten.
Während der Schlacht von Mogadischu wurden 18 Amerikaner getötet und 48 weitere verletzt. Auch ein Malaysier starb, sieben weitere wurden verletzt. Und auch zwei Pakistaner und ein Spanier wurden verletzt. Obwohl nur ungefähr 180 Soldaten gegen fast 3000 Soldaten und Zivilkämpfer von Aidid kämpften, nahmen wir unter anderem Omar Salad, Mohammed Hassan Awale und Abdi Yusef Herse gefangen. Tausende Angehörige von Aidids Clan wurden getötet, Tausende wurden verletzt. Sie hatten einen großen Teil ihrer
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