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Navy Seals Team 6

Navy Seals Team 6

Titel: Navy Seals Team 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard E. Wasdin , Stephen Templin
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grünes Licht die rechte Seite (Steuerbord) und ein rotes die linke (Backbord) markiert. Mit dem phonetischen Alphabet wurden die Stockwerke bezeichnet: Alpha, Bravo, Charlie, Delta … Fenster wurden von links nach rechts durchnummeriert: eins, zwei, drei … Wenn sich also im Fenster links vorne im zweiten Stock jemand bewegte, meldete ich das mit: Weiß, Bravo, eins. So vermieden wir unnötige Gespräche und hielten unsere Kommunikation knapp und präzise. Außerdem galt dieser Code für alle Team-Six-Scharfschützen. So konnten wir uns auch mit Kollegen verständigen, mit denen wir noch nie zuvor gearbeitet hatten.
    Auch die Mannstärke des Feindes, seine Aktivitäten, Ort, Einheit, Zeit und Ausrüstung zeichneten wir auf. Diese Informationen sind wichtig für eine Sturmtruppe. Vielleicht möchte eine Sturmtruppe sofort, nachdem die feindliche Patrouille wieder ins Haus gegangen ist, angreifen. Wenn die Patrouille nur aus zwei Leuten besteht, könnte die Sturmtruppe beschließen, sie zu entführen. Oder drei Scharfschützen erschießen gleichzeitig die beiden Späher und das Ziel im Inneren des Hauses. Falls es Geiseln gäbe, würden wir notieren, wo sie sich befinden, wo die Terroristen und ihre Anführer sind, wann sie essen, schlafen usw.
    Wir waren patschnass, durchgefroren und schlecht drauf, aber es musste uns ja keinen Spaß machen. Wir mussten es einfach nur machen.
    Mit dem Mildotabsehen berechnete ich die Entfernung. Da ein Fenster normalerweise einen Meter hoch ist, multiplizierte ich diese Zahl mit 1000. Dann teilte ich das durch die Mildots in meinem Zielfernrohr, um die Entfernung herauszufinden.
    Da tauchte ein Ausbilder auf: »Wie weit ist das Ziel entfernt?«
    »550 Meter«, lautete meine gerade berechnete Antwort.
    Ein Mensch mit einer Sturmmütze und einem dicken Armeemantel erschien im Fenster – das Ziel, eine Schaufensterpuppe. Normalerweise schießt nur einer der beiden Scharfschützen, der andere sammelt Informationen, entdeckt das Ziel und sichert den Umkreis. Dieses Mal schossen alle vier. General Garrison wollte wissen, ob wir auch alle das konnten, was wir versprachen. Ich hörte einen Schuss des anderen Zweierteams. Jeder hatte nur einen Versuch – den Erstschuss. Dieser erste Schuss ist der schwerste, denn die Patrone muss den noch kalten Lauf des Gewehrs durchqueren. Danach ist der Lauf durch die Patrone aufgewärmt und der nächste Schuss ist genauer – doch General Garrison gab uns keinen zweiten Schuss. Und der Feind würde das auch nicht tun.
    Ein Ausbilder überprüfte das Ziel, verriet uns aber nichts. Dann schoss der Zweite. Wieder kannte mein Team das Ergebnis nicht.
    Nun waren wir an der Reihe. Casanova lag rechts von mir – so nahe, dass wir uns im Notfall etwas zuflüstern konnten. Und so nahe, dass wir zusammen in die Karte schauen konnten. In seiner Lage konnte er auch die Rauchspur der Patrone sowie ihren Einschlag im Ziel sehen und mir so Tipps für meinen Schuss geben. Doch heute hieß es alles oder nichts. Es waren gerade mal sechs Stunden vergangen, seit ich mit meinem Sohn im warmen » Ready Room « eine Pizza gegessen hatte. Nun lag ich irgendwo in der Pampa im kalten, feuchten Wald und sollte mein Ziel mit dem Erstschuss erledigen. Die meisten Menschen haben keine Ahnung, wie viel Training und Leistungsbereitschaft ein Scharfschütze mitbringen muss.
    Der Gewehrkolben lag fest in der Kuhle an meiner Schulter. Mit der Schusshand hielt ich den Schaft des Gewehrs sicher, aber trotzdem locker, und mein Abzugsfinger lag ruhig am Abzug. Mit dem Ellenbogen hielt ich das Gleichgewicht. Meine Wange hatte ich fest an meinen Daumen gedrückt, der am Gewehrschaft lag. Ich atmete ein. Nachdem ich einen Teil der Luft wieder ausgeatmet hatte, hielt ich den Atem an. Froschmänner können dies ganz hervorragend, und auch ich hielt meine Lunge ruhig, damit sie den Schuss nicht ablenken konnte. Ich musste so lange die Luft anhalten, bis ich mein Ziel ins Fadenkreuz nehmen konnte, aber nicht zu lange, denn sonst verschwamm das Bild vor meinen Augen oder meine Muskeln verspannten sich. Mein Finger drückte den Abzug  – peng .
    Ob ich das Ziel getroffen hatte, wusste ich nicht. Es ist nicht wie im Kino, wo ein Schuss das Ziel zerfetzt. In Wirklichkeit durchschießt eine Patrone einen Körper so schnell, dass die Menschen manchmal gar nicht merken, dass auf sie geschossen wurde, wie ich es später in Somalia noch oft sehen sollte, wenn ich .223-Remington-Patronen

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