Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS
war keins davon zutreffend gewesen, auch wenn sie nicht recht wusste, woher sie die Gewissheit nahm. Diese künstlichen Bilder sagten ihr nichts, das Gesicht war zu kalt, einfach falsch.
Auszüge eines Artikels, den sie vor Jahren über Cutter geschrieben hatte, kamen ihr in den Sinn.
Sie legte das Fernglas beiseite und machte sich auf den Heimweg nach Maryland.
An die Fahrt konnte sie sich hinterher kaum erinnern. Ihre Hände umklammerten das Lenkrad, und obgleich Autofahren sie eigentlich immer beruhigte, erinnerte sie das leise, harte Trommeln des Motors heute nur an Nick.
Er hatte in diesem Sitz gesessen. Das Leder bewahrte seinen Geruch wie noch am Morgen ihre Haut. Sie schaltete das Radio nicht ein, ließ nur die Szene immer wieder vor ihrem inneren Auge ablaufen und versuchte zu vergessen, dass er seine Telefonnummer in ihr Handy eingespeichert hatte.
Noch immer konnte sie Nicks Hände auf ihrem Körper spüren, seinen warmen Körper in der kühlen Nacht, das Grollen seines Wagens unter ihr.
Als Kaylee endlich die Sicherheit ihrer eigenen Garage erreichte, bemerkte sie, dass ihr Atem schwer ging. Ihr letzter Asthma-Anfall war Monate her. Jetzt nahm sie einen Zug aus dem kleinen Inhaliergerät, zwang die Luft in ihre Lungen und wartete im dunklen Wagen in der schwach beleuchteten Garage.
So viele Geheimnisse. In vielerlei Hinsicht war Nick genau wie Aaron, er enthielt ihr so viel vor. Aber das war kaum ein faires Urteil über ihn, nachdem sie ihn gerade mal seit achtundvierzig Stunden kannte.
Gott, wenn es stimmte, wenn er Cutter war, würde er deswegen wahrscheinlich nie in der Lage sein, jemandem nah zu sein. Ein Teil seines Lebens musste vor jeder Frau, auf die er sich einlassen wollte, abgeschottet bleiben.
Er hatte ihr ja schon gesagt, dass in seinem Leben kein Platz für Frauen war. Und jetzt wusste sie auch, warum. Möglicherweise hatte sie den geheimen Teil seines Lebens nun in der Hand.
Was sollte sie jetzt bloß tun?
8
Der Aufzug fuhr ihr zu langsam. Kaylee ging in der engen Kabine hin und her, ohne recht zu wissen, warum sie es eigentlich so eilig hatte. Es war, als sei nun sie diejenige, die sich versteckte.
Scheiße. Einfach nur Scheiße .
Sie trat aus dem Fahrstuhl, bog um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen, als sie Nick vor ihrer Wohnungstür sah. In seiner schwarzen Lederjacke lehnte er lässig mit dem Rücken an der Wand, als sich ihre Blicke auch schon trafen.
Eine Sekunde lang konnte Kaylee wieder nicht atmen, musste sich bewusst daran erinnern, Luft zu holen und nicht einfach nur dumm dazustehen und ihn anzustarren.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Nick, und in diesem Moment wusste sie, dass er sie vor seinem Haus nicht gesehen hatte, dass er aus einem ganz anderen Grund dort war.
Sie war nicht sicher, ob sie das erleichterte oder nicht.
Du musst ihm sagen, was du weißt.
Sie hatte ihm noch nicht einmal gesagt, was sie beruflich tat. Na schön, er hatte sie auch nie danach gefragt, aber ihre Erfahrung war, dass die meisten Leute, die nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen wollten, von Vertretern ihres Berufsstands nicht viel hielten. Diese Art von Argwohn hatte sie in Nick nicht wecken wollen. Nicht, als sie lediglich in ihrer Rolle als Aarons Witwe mit ihm Kontakt aufgenommen hatte.
»Ich bin okay. Es überrascht mich nur, dich hier zu sehen«, antwortete sie ehrlich. Sie musterte ihn, den eventuellen verschwundenen Winfield-Erben, und suchte nach einer Ähnlichkeit zwischen dem stolzen, gut aussehenden Mann, der vor ihr stand, und den Bildern von den Winfields, die sie im Laufe der Jahre immer wieder gesehen hatte.
»Ich habe mich erst in letzter Minute dazu entschieden. Harte Nacht«, sagte er und machte dann den Eindruck, als wolle er diese letzten Worte lieber zurücknehmen.
Kaylee holte tief Luft. »Komm doch mit rein. Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss. Etwas Wichtiges.«
»Du bist nicht okay.« Er legte seine warmen Hände auf ihre, und sie spürte seinen Körper hinter sich, als er ihr die Schlüssel aus den zitternden Fingern nahm und die Tür für sie aufschloss.
»Ein Asthma-Anfall. Es liegt an dem Medikament. Es macht mich immer ganz zittrig«, erklärte sie, und ja, das war ein Teil der Wahrheit. Er schloss die Tür hinter ihnen und deaktivierte die Alarmanlage, während sie ihre Tasche zu Boden fallen ließ. »Warst du schon in der Wohnung, bevor ich heimgekommen bin?«
»Diesmal habe ich draußen gewartet.
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