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Nayidenmond (German Edition)

Nayidenmond (German Edition)

Titel: Nayidenmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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schüttelte er den Kopf über sich selbst. Ihr bekommt mich nicht klein! Ich habe keine Lust mich euch zu beugen, keinem von euch, Oshanta oder Könige oder was auch immer.
    Rouven begrüßte die Wut und folgte Iyen mit neuer Kraft. Er mochte nicht zum Herrscher bestimmt sein, trotzdem hatte er seinen Platz in dieser Welt. Niemand hatte das Recht, ihn so zu erniedrigen, dass er das freiwillig aufgeben wollte, auch der Mann seiner Träume nicht!
     

Iyen spürte, wie sich Rouven hinter ihm straffte und die ängstliche Niedergeschlagenheit, mit der er hinter ihm hergeschlichen war, endlich überwand. Das war gut so, weder Angst noch Verzagtheit nutzten in der Wildnis, um zu überleben.
    „Es würde mir helfen zu wissen, wohin wir gehen“, sagte Rouven und schob sich näher an ihn heran. Iyen verkniff sich ein Schmunzeln – es war keine Frage, die der junge Mann ihm gestellt hatte. Sprechen hatte er ihm schließlich nicht verboten. Ein Versäumnis, wie es schien, doch es gefiel ihm, dass Rouven findig genug war, sich einen Ausweg zu suchen.
    „Du musst nicht wissen, wohin wir gehen. Es reicht, wenn ich das Ziel kenne. Du musst mir folgen und dich an unsere Abmachung halten.“
    „Und was mache ich, falls du verletzt wirst und uns nicht mehr führen kannst?“ Rouvens Blick, als er ihn zu sich zerrte und ihm auf das Hinterteil hieb – das ihm allmählich dauerhaft schmerzen und daran erinnern müsste, dass er nicht plappern durfte – verwirrte ihn. Iyen las Zorn, Entschlossenheit, vor allem aber grimmige Beherrschung. Auch seine Haltung passte dazu – als hätte er Iyen ausweichen wollen, diesen Reflex allerdings unterdrückt, um sein Versprechen zu erfüllen. Nicht wehren, egal, was ich dir antue …Unvorstellbar, dass er seinen Körper besser beherrscht als sein Mundwerk!, dachte er verblüfft. Ungebeten sprangen die Erinnerungen ihn an wie hungrige Raubtiere. Erinnerungen an Schreie, an Blicke aus toten Augen, an Nächte, die er in einer winzigen Kiste verbringen musste, halb wahnsinnig vor Schmerz, Angst und Atemnot, nur weil er als Kind zu häufig aufbegehrt hatte.
    Aber ich war ein Kind, er ist ein Mann!
    Beinahe erschrocken kam er wieder zu sich. Er musste alle Sinne zusammenhalten und Rouven irgendwie dazu bringen, ihm zu gehorchen. Eine andere Methode als Gewalt kannte er nicht, also musste es gewaltsam sein.
    „Wenn ich dich nicht länger beschützen kann, lässt du mich zurück und versuchst dich selbst in Sicherheit zu bringen, bis die Nayidenzeit vorüber ist“, sagte er mühsam.
    „Vielleicht will ich das nicht“, murmelte Rouven, wohl eher zu sich selbst.
    Schweigend packte Iyen ihn einmal mehr und schlug mit der flachen Hand zu, hart und unerbittlich.
    „Könntest du bitte damit aufhören?“, schnaubte der junge Mann wütend.
    Iyen musterte ihn nur ausdruckslos, schritt langsam auf ihn zu. Rouven erbleichte, dann blitzte trotziger Widerstand in seinen Augen auf. „Das war keine Frage, sondern eine Bitte!“, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich fühle mich einfach zu alt, um noch wie ein kleiner Junge, der am Siruptopf genascht hat, übers Knie gelegt zu werden.“
    Er hielt Iyens Blick stand, schien innerlich bereit für jegliche Art von Strafe, die nun zwangsläufig folgen musste. Iyen wandte sich als Erster ab.
    „Das gefällt mir“, sagte er provozierend.
    „Was?“, platzte es aus Rouven heraus, dann wurde er blass, als ihm bewusst wurde, dass er schon wieder in die Falle getappt war.
    Einfach zu impulsiv, keinerlei Selbstkontrolle, dachte Iyen, zwischen Missbilligung und Belustigung schwankend. Er baute sich unmittelbar vor Rouven auf und blickte stumm auf ihn herab, bis der junge Mann furchtsam einen Schritt zurücktrat. Iyen beschloss, ihn diesmal nicht zu schlagen und ließ dreißig Herzschläge schweigend verstreichen. Als Rouven unruhig wurde, meinte er schließlich: „Was du eben gesagt hast, das hat mir gefallen. Du hättest sagen können: Ich bin der Prinz von Kyarvit, wie KANNST du es wagen, ständig Hand an meinen geadelten Leib zu legen?
    Oder vielleicht auch: Du nichtswürdige Kreatur, deine Berührung beschmutzt mich, mach das nicht noch einmal!
    Oder wie wäre es mit: Mein Vater ist KÖNIG und er wird dich zerquetschen, wenn er dich in die Finger kriegt, du wirst wochenlang um Gnade betteln für das, was du mir hier antust! – Aber du sprichst nur von deinem Alter und ja, du hast recht, du bist zu alt, um wie ein kleines Kind behandelt zu

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