Nayidenmond (German Edition)
schien das zu spüren, er rückte näher an ihn heran und zog ihn schließlich auf die Füße.
„Komm, es ist zu dunkel für Waffenübungen, aber ich kann dir einige Methoden zeigen, dich aus einem Klammergriff zu befreien, wenn du willst.“
Rouven zögerte einen Moment, er wusste, sobald er Iyen noch einmal so nah kam, wäre es um ihn geschehen. Doch noch bevor er ablehnen konnte, fand er sich bereits am Boden wieder, so fest umklammert, beide Arme auf den Rücken gedreht, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Er verfiel kurz in Panik, als er so vollkommen wehrlos ausgeliefert war, kämpfte ohne Hoffnung gegen den Oshanta, bis er keine Luft mehr bekam und sich fast die Schultern ausgekugelt hatte. Dann setzte sein Verstand wieder ein. Das hier war Iyen. Er vertraute ihm, er wusste, Iyen würde ihn nicht verletzen. Rouven zwang sich zur Ruhe, blieb keuchend liegen, ohne sich zu rühren.
„So ist es gut“, flüsterte Iyen über ihm. „Du musst deine Angst beherrschen, sonst hat dein Feind bereits gewonnen. Wenn ich mehr Zeit hätte, könnte ich dich soweit bringen, dass niemand dich mehr in so eine Lage bringen kann, aber einige einfache Befreiungstechniken sind machbar.“
Er ließ ihn los und zeigte ihm, so gut es in dem Dämmerlicht möglich war, wie er sich loswinden konnte, wenn er von hinten angegriffen wurde. Es waren nicht die Hebelgriffe, die man ihm bereits als Kind beigebracht hatte, sondern eine Technik, die Rouven noch nie gesehen hatte, dabei überraschend schlicht wirkte – was sie allerdings nicht war. Eine Weile lang amüsierte sich Iyen damit, ihn wieder und wieder zu Fall zu bringen, bis Rouven es schaffte, sich zu befreien. Er kam Iyen dabei zwangsläufig so nah, dass kein Fingerbreit mehr zwischen ihre Leiber passte. Es lenkte ihn ab, egal wie sehr er sich mühte, sich ausschließlich auf den Kampf zu konzentrieren und Iyen nur als Lehrmeister wahrzunehmen.
„Steh auf“, befahl Iyen und zerrte ihn sofort an sich heran, kaum, dass Rouven sich erhoben hatte. „Wenn dein Feind eine Waffe hat und sie dir an den Hals setzen kann, ist es vorbei. Du solltest deine Sinne schärfen, damit du nicht mehr hinterrücks überrascht werden kannst“, erklärte er und hielt ihn an sich gepresst, sicherte mit der linken Hand Rouvens Arme, während er ihm ein Messer an die Kehle drückte. „Wenn du nichts mehr zu verlieren hast, kannst du versuchen nach ihm zu treten, aber du musst bereit sein, dabei verletzt oder getötet zu werden.“ Iyen ließ ihn einen Augenblick lang los, nur um ihn wieder zu Boden zu ringen, sich der Länge nach über ihn zu werfen und ihn so mit seinem Gewicht niederzuhalten.
„Du musst dich verteidigen!“, sagte er ausdruckslos.
Rouven zitterte vor Erregung. Er wusste nicht, wie lange er schon mit Iyen kämpfte, von ihm gehalten wurde, Haut an Haut – sie hatten mittlerweile beide die Hemden abgestreift, die Hitze des Tages hielt sich noch unter den Bäumen, obwohl das Blätterwerk nicht dicht genug war, um auch nur das Mondlicht abzuschirmen. Ihre Körper rieben aneinander, und er konnte die Lust nicht mehr bekämpfen. Er spürte, dass auch Iyen erregt war, sein Geschlecht drückte hart gegen seine Schenkel.
„Du frierst“, stellte Iyen sachlich fest und ließ ihn los, wollte aufstehen, vielleicht, um eine Decke zu holen. Als ob er die nötig hätte! Rouven fuhr herum und packte ihn am Arm.
„Bleib!“, flehte er heftig und dann noch einmal, leiser diesmal: „Bitte bleib bei mir. Ich brauche dich.“ Er hätte alles dafür gegeben, wenn er Iyen hätte deutlich sehen können, nicht nur in dem Licht des noch immer grün verschleierten Mondes, das mehr verbarg als erhellte.
Nun gilt es!, dachte Rouven gespannt. Jetzt musste sich Iyen offenbaren, falls er die Zeichen richtig gedeutet hatte und dieser harte, scheinbar so gefühlskalte Krieger tatsächlich etwas für ihn empfand. Er musste sich auf irgendeine Weise verraten, und sei es nur, dass er sich schweigend von ihm abwandte. Falls er sich wirklich irrte, würde Iyen ihn fortstoßen und harsch zurückweisen …
Einen unerträglich langen Augenblick verharrte Iyen still wie eine Statue. Dann beugte er sich langsam vor. Rouven kam ihm entgegen, wie von selbst glitt er in Iyens Arme, wie am ersten Tag, als Iyens Umarmung alles war, was ihn aus der Dunkelheit retten konnte. Es war gut, nein, wunderbar, so gehalten zu werden, aber es genügte nicht mehr.
„Es ist falsch“, murmelte Iyen mit vor Verlangen
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