Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
Vom Netzwerk:
Uniform, die aussieht,
als käme sie direkt aus der Wäscherei und Bügelei. Als Gropper vor ihm steht,
sieht er nicht auf, sondern spielt weiter mit seinem Esel. Er bietet ihm auch
nicht den Stuhl neben Gropper an.
    Endlich stellt Korner sein Spielzeug auf die grüne Filzfläche seines
Schreibtischs und taxiert ihn stumm von oben bis unten. Nach einer Weile stellt
er in fließendem Deutsch drohend klar: »Damit wir uns gleich richtig verstehen,
ich bin kein Deutscher. Ich war einmal Deutscher. Jetzt bin ich Amerikaner.
Amerikanischer Staatsbürger. Ich bin aus Ihrem Land geflohen, weil man mich
hier umbringen wollte, und nur vorübergehend zurückgekehrt mit meiner Army. Als
Commander. Also keine falschen Hoffnungen von wegen Fraternisierung. Ich bin
hier in einem besiegten Feindesland. Kapiert?«
    »Warum ließen Sie mich kommen?«, fragt Gropper.
    »Ich wollte mir mal den Münchner Kommissar ansehen, der hier
ermittelt. Das CIC hat Ihre Aktivitäten genau
registriert.« Korner zieht ein Blatt Papier aus seiner Schublade und liest vor:
»Besuch des Tatortes. Gespräch mit der Putzfrau. Besuch der CIC -Villa, Gespräch mit Bardame Lucretia. Am Abend
vergeblicher Besuch des ›Crazy Horse‹. Besuch bei der Schwester. Auf dem
Schwarzmarkt Kauf eines Dokuments. Besuch beim Bürgermeister. Vernehmung der
Bardame Lucretia. Besuch beim ehemaligen Internierungsgefangenen Feigl, später
dann bei dessen Kameraden Kilian. Erneuter Kauf eines Dokuments auf dem
Schwarzmarkt. Besichtigung der Gruben auf dem Steinriegel.« Er legt das Blatt
vor sich auf den Schreibtisch.
    »Observiert das CIC auch Nafzigers
Mörder so genau?«, fragt Gropper.
    Korner schweigt.
    »Wer hat Nafziger erschossen? Sie wissen es.«
    »Hören Sie«, erklärt Korner und schubst dabei seinen kleinen Esel
auf dem grünen Filz leicht hin und her. »Ich habe seit meiner Landung in Europa
so viele Leichen gesehen, da kommt es auf diesen einen Toten nicht mehr an.«
    Gropper lässt es darauf ankommen und fragt unbeirrt: »Warum wurde
der hier inhaftierte Anton Nafziger schon nach zwei Tagen wieder freigelassen?
Ich nehme an, das hat mit dem Nazigold auf dem Steinriegel zu tun.«
    Korner wirkt verärgert, sein Gesicht schwillt rot an.
    Gropper stößt nach: »Die beiden Internierten Feigl und Kilian
hingegen wurden ein Jahr lang festgehalten. Sie konnten Ihnen wohl kein so
komfortables Lösegeld anbieten.«
    Der Lagerkommandant ringt nach Luft. Dass Gropper ihm frech
Bestechlichkeit unterstellt, passt ihm offenbar gar nicht.
    »Und wie ist das mit dem Bürgermeister Sattler?«, provoziert Gropper
weiter. »Er war Ortsgruppenleiter und befindet sich trotzdem nicht in diesem
Lager. Im Gegenteil. Sie haben ihn wieder als Bürgermeister eingesetzt. Warum?
Wahrscheinlich weil auch er genug Gold hat, um sich und seine Spezis
freizukaufen.«
    Ehe Korner seiner Wut Luft machen kann, setzt Gropper nun alles auf
eine Karte. »Sie wissen, wer Nafziger umgebracht hat. Sie wollen die Täter
schützen. Warum?«
    »Bin ich hier in einem Polizeiverhör?«, brüllt Korner plötzlich los.
»Ich war schon vor 1933 vehementer Nazigegner. Als SPD -Mitglied
wurde ich einen Tag nach dem Reichstagsbrand Ende Februar verhaftet, über einen
Monat in einem Münchner Gefängnis eingesperrt und von der Gestapo verhört!
Wissen Sie, was das bedeutet, von der Gestapo verhört zu werden?«
    Gropper will etwas sagen, aber der Commander lässt ihn nicht zu Wort
kommen.
    »Nein, das wissen Sie nicht, Sie Flegel! Dafür sind Sie noch zu
jung. Man hat mich in das KZ  Dachau
verschleppt und dort über drei Jahre inhaftiert. Dann bei Krauss-Maffei
zwangsverpflichtet zum Panzerbau. 1937 gelang mir die Flucht und danach die
Emigration in die USA . Und jetzt behaupten Sie
Lümmel, ich würde Geschäfte mit den Nazis machen!«
    »Das machen Sie doch«, sagt Gropper ruhig.
    Wütend stößt Korner hervor: »Als wir in Dachau die KZ -Überlebenden befreit haben, in dem KZ , in dem ich beinahe krepiert wäre, habe ich gesehen,
was Ihre Leute getan haben, wie viele sie umgebracht haben. Diese Leichenberge!
Da stand für mich eines fest: Rache. Wir nehmen uns hier alles, was uns in die
Finger fällt. Wenn es irgendwo möglich ist, holen wir uns unseren Teil.«
    »Auch die Reichsbank-Reserven auf dem Steinriegel.« Gropper weiß,
dass er eine dicke Lippe riskiert, kann sich aber trotzdem nicht zurückhalten.
»Fragen Sie Ihren CIC -Chef Humphrey Thompson. Der
weiß darüber gut Bescheid.«
    »Ja!«, kreischt

Weitere Kostenlose Bücher