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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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der Kommandant außer sich vor Zorn über diesen kleinen,
miesen deutschen Rechthaber vor ihm. »Überall, wo wir was raffen können!« Seine
Stimme überschlägt sich. Er atmet schwer.
    Nach diesem Wutanfall bringt Korner mühsam und mit gefährlichem Ton
hervor: »Ich werde Sie zurückschicken ins Lager und endlich Ihr Maul stopfen.«
Er zerquetscht fast den kleinen Esel in seiner Faust. Seine Augen funkeln böse.
»Ich kann Sie hier so lange schmoren lassen, wie ich will.«
    Gropper lässt sich davon nicht beeindrucken. Auch wenn Korner ihn in
das Lager zurückschickt, seine Münchner Kripo wird ihn herausholen,
vorausgesetzt, sie erfährt, wo er steckt. Und wenn nicht, ist ja noch seine
Schwester Theres da mit ihren guten beruflichen und vielleicht sogar privaten
Verbindungen zu den Amerikanern. Sie wird ihn auf jeden Fall heraushauen,
vorausgesetzt, sie hat genug Lösegeld für ihn.
    »Schöne Befreier, die uns vom Nazigold befreien und die Nazis laufen
lassen«, zischt Gropper bitter.
    Bei diesem Vorwurf kann Korner nicht mehr sitzen bleiben. Er
schnellt aus seinem Sessel hoch und weist Gropper zurecht: »Glauben Sie nur
nicht, wir sind gekommen, um Sie von Ihrem Hitler zu befreien. Sie hatten zwölf
Jahre Zeit, das selbst zu erledigen. Sie haben es nicht getan. Zugegeben, von
ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen. Wir sind nach Europa gekommen, um zu
verhindern, dass der Russe bis zum Atlantik durchmarschiert. Hätte Stalin an
seinen Grenzen haltgemacht, wären auch wir in unserem Land geblieben, und Ihr
Volk hätte sich selbst von seinem Führer befreien müssen. Warum hat es Ihr Volk
nicht getan? Gelegenheit dazu hatte es genug.«
    »Und Sie hätten jetzt Gelegenheit dazu, als Kommandant Anweisung zu
geben, dass man mir Auskunft über das Entlassungsdatum von Xaver Feigl und Jörg
Kilian erteilt.«
    Korner starrt ihn wütend an. »Holen Sie Ihre Sachen aus der
Asservatenkammer und verschwinden Sie!«
    Gropper kann das kaum glauben. So plötzlich entlassen, trotz der
Vorwürfe und ohne den Kommandanten bestochen zu haben? Was steckt dahinter?
Warum diese plötzliche Gnade?
    Verwirrt wendet er sich ab, um zu gehen. Doch kaum macht er den
ersten Schritt, stoppt ihn Korner.
    »Moment, Herr Kommissar.«
    Gropper bleibt abrupt stehen, ohne sich umzudrehen. Er hält den Atem
an.
    »Ich warne Sie dringend, weiter zu ermitteln«, kommt es
rasierklingenscharf von Korner. »Das CIC hat Sie
vor ein paar Tagen schon einmal gewarnt. Sie haben sich nicht daran gehalten.
Im Wiederholungsfall werden wir uns ganz schnell wiedersehen. Und dann auf
längere Zeit.«
    Gropper dreht sich nun doch zu ihm um und sagt ihm ins Gesicht: »Sie
werden mich nicht daran hindern, meinen Beruf auszuüben.«
    »Ich habe Sie gewarnt.« Korner greift zum Telefon und schreit einen
Befehl in den Hörer. Kurz darauf tritt ein  GI salutierend in den Raum und bleibt an der Tür stramm und einsatzbereit stehen.
    »Take him away«, befiehlt Korner schroff, und Gropper wird
abgeführt.
    In der Asservatenkammer erhält er alles zurück, was er abgeben
musste. Er unterschreibt die Rückgabequittung und bekommt den
Entlassungsschein. Auf dem Papier liest er als Grund für seine Entlassung: »Aus
gesundheitlichen Gründen.«
    In der Rubrik Internierungskategorie sieht er die Eintragung » SA «. Er protestiert: »Ich war nicht in der  SA !«
    Man klärt ihn auf: »Das bedeutet ›Special Arrest‹.« Dann lässt man
ihn frei. Als er durch das Lagertor geht, verstärkt sich sein Verdacht, dass
das CIC auch bei den nächtlichen Besuchen in
seinem Pensionszimmer die Finger im Spiel hatte.

16
    Wenn’st an Stoa net wegräumn kannst,
    muaßt halt drüberspringa.
    Aufgeregt und froh, dass Gropper wieder da ist, werkelt Maier in
seiner alten Strickjacke und in Filzpantoffeln zwischen Herd und Tisch herum.
Da er nicht wissen konnte, dass Gropper plötzlich vor seiner Tür stehen würde,
kramt er alles zusammen, was er gerade vorrätig hat, und macht es warm:
Leberkäs, Bratwürste, Sauerkraut.
    Gropper muss vorsichtig sein mit dem Essen. Drei Tage lang hat er
diese Plempe schlürfen müssen. Da muss sich sein Magen erst wieder an normales
Essen gewöhnen. Das Bier trinken sie direkt aus der Flasche. Mit dieser
flüssigen Wohltat hat sein Magen keine Probleme.
    »Da bist du ja wieder, Betti«, freut sich Maier. »Wo warst du denn
so lang?«
    Die Katze war mit aufrecht erhobenem Schwanz hereinstolziert,
umschmeichelt Groppers Beine und streift um seinen Stuhl

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